Elf des Spieltags:Der falsche Lahm

Bayerns Alleskönner macht nun sogar als Mittelstürmer auf sich aufmerksam. Sein Sportdirektor Sammer wütet bis zur Heiserkeit. Und Manuel Friedrich verschiebt seine Reisepläne nach Asien. Die Elf des Spieltags.

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Elf des Spieltags:Vedad Ibisevic

VfB Stuttgart v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Alex Grimm/Getty

Philipp Lahm erzielt nach vier Jahren mal wieder ein Tor in der Bundesliga. Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer wütet so lange, bis er heiser ist. Und Manuel Friedrich verschiebt seine Reisepläne für den asiatischen Kontinent. Die Elf des Spieltags.

Vedad Ibisevic: Das ewige Schlitzohr. Weiß, wann es läuft. Weiß genauso gut, wann es nicht läuft. Und wenn es nicht läuft, das weiß er auch, bringt es manchmal nichts, immer noch ein bisschen weiter zu laufen. Bei Ibisevics Verein, dem VfB Stuttgart, läuft zurzeit bekanntlich ja fast gar nichts. Die ersten drei Spiele nach der Winterpause hatte das Team verloren, jeweils 1:2, jeweils durch ein spätes Gegentor. Im vierten Pflichtspiel in diesem Jahr startete das Team gegen den FC Augsburg wieder besser, Ibisevic und seine Kollegen hatten richtig gute Chancen. Und vergaben sie alle. Augsburg dagegen: nutzte fast jede Gelegenheit zu einem Treffer, gewann 4:1. Aber das erlebte Schlitzohr Ibisevic nicht bis zum Ende auf dem Platz. Nach einer Tätlichkeit sah er die Rote Karte. Nun ist er das Sinnbild für die Stuttgarter Krise: Weil er ein Spieler ist, der vorangeht, wenn alles klappt. Und weil er ein Spieler ist, der in der Krise der Mannschaft keine Sicherheit vermitteln kann. Sondern einer, der den Frust sichtbar werden lässt. Trainer Thomas Schneider hat deswegen eine Strafe angekündigt. "Man muss erwarten, dass er sich unter Kontrolle hat. Er hat uns einen Bärendienst erwiesen." Dabei wird Ibisevic nur erkannt haben, dass in der gegenwärtigen Stuttgarter Krise wirklich alles aussichtslos erscheint. Und dass eine Pause mal ganz guttut.

(bwa)

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Elf des Spieltags:Christian Streich

SC Freiburg - 1899 Hoffenheim

Quelle: dpa

Christian Streich: Ein Auswärtsspiel beim FC Bayern zählt derzeit nicht zu den Veranstaltungen, auf die sich Bundesliga-Trainer freuen, so viel ist klar. Dennoch gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an so ein Gastspiel in München. Da wäre zum einen die Variante Veh (Vorname: Armin, Verein: Eintracht Frankfurt). Die sieht in etwa so aus: Man lässt einige Stammspieler daheim, nimmt die Niederlage mit, und konzentriert sich auf das nächste Spiel, in dem die eigene Mannschaft wieder eine Chance hat. Und dann gibt es noch die Variante Streich (Vorname: Christian, Verein: SC Freiburg). Die geht etwas anders. Man akzeptiert zunächst das Unvermeidliche: "Wenn man in der Bundesliga spielt, muss man einmal im Jahr nach München." Versucht, das Ganze positiv zu sehen: "Das ist schön." Und brüllt schließlich noch einmal möglichst laut: "Wir werden richtig fighten und alles geben, um so gut wie möglich dagegenzuhalten." Ob das mehr bringt als die Variante Veh, wird sich am kommenden Wochenende zeigen.

(bero)

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Elf des Spieltags:Bert van Marwijk

Hamburger SV v Hertha BSC - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bert van Marwijk: Wie er's macht, er macht es falsch. Dieser Eindruck entsteht bei einem näheren Blick auf die Arbeitsweise des HSV-Trainers. Vor zwei Wochen erstaunte Bert van Marwijk mit zwei freien Tagen für seine wenig erfolgreichen Spieler - diesmal hatte er vor der Partie gegen Hertha BSC jegliche Freizeit gestrichen. Das Ergebnis war beide Male dasselbe: Eine Pleite. Als es nach dem 0:3 gegen die Berliner rund um das Hamburger Stadion zu Tumulten kam, sollen die Vereinsbosse laut einem Bericht der Bild-Zeitung bereits über seine Entlassung diskutiert haben. Einige Aufsichtsrats-Mitglieder sähen den Holländer am liebsten sofort entfernt, der Vorstand hält aber zu ihm. Am Sonntag folgte dann die vorübergehende Job-Garantie: "Wir haben alles analysiert und im Vorstand die Entscheidung getroffen, mit Bert van Marwijk weiterzumachen", sagte Klubchef Carl Jarchow. Dabei seien drei Fragen in den Mittelpunkt gestellt worden: Erreicht der Trainer die Mannschaft noch? Ist er entschlossen genug? Hat er einen Plan? Jarchow erklärte: "Wir haben alle Fragen mit einem Ja beantwortet." Es wird Zeit, dass van Marwijk etwas richtig macht.

(jbe)

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Elf des Spieltags:Philipp Lahm:

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Quelle: AFP

Philipp Lahm: Er traute der Sache nicht so recht. Erst, als Schiedsrichter Tobias Welz das Spiel wieder freigab, "da wusste ich, dass der Treffer wirklich zählt", sagte Lahm - sein Treffer, der Treffer zum 2:0-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg. Bundesliga-Tore von Philipp Lahm sind ja ein seltenes Naturschauspiel, den vorerst letzten seiner nun zehn Treffer in 303 Spielen hatte man vor drei Jahren bewundern dürfen. Beim 3:0 gegen den FC St. Pauli hatte Lahm einen Elfmeter verwandelt. "Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern", gestand Lahm. Das Tor in Nürnberg dürfte ihm ein wenig länger im Gedächtnis bleiben, Mandzukic hatte geflankt, Lahm den Ball ins Tor geschubst wie ein Mittelstürmer, das sah nicht nur schön aus, befand Lahm, "nach dem Tor war das Spiel praktisch gelaufen". Der Kapitän der Bayern kann folglich nicht nur alle Positionen von Rechtsverteidiger bis Rechtsaußen bekleiden, er entscheidet sogar Bundesligaspiele - wenn auch nur als Aushilfe: "Das Toreschießen", sagte Lahm, "ist wirklich nicht meine Hauptaufgabe."

(jkn)

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Elf des Spieltags:Nürnberger Rasen

1. FC Nürnberg - FC Bayern München 0:2

Quelle: dpa

Nürnberger Rasen: Mit holprigen Rasen kennen sie sich beim FC Bayern aus. Vor vier Jahren mussten sie beim DFB-Pokal-Halbfinale auf Schalke auf einer besseren Schafweide antreten, sie gewannen, aber Uli Hoeneß tobte. Schalkes damaliger Trainer Felix Magath habe auf diese Weise die technischen Defizite seiner Mannschaft ausgleichen wollen, so die Anklage. Magath verwies süffisant auf die finanziellen Defizite seines Klubs, irgendwann mahnte die Deutsche Fußball Liga, Schalke möge doch bitte das Geläuf in Ordnung halten. Am Samstag traten die Bayern in Nürnberg an, der Rasen war stumpf und trocken, Sportdirektor Matthias Sammer tobte. Doch böse Absichten mochte den Nürnbergern niemand unterstellen. Gertjan Verbeek hatte seiner Mannschaft ja überfallartiges Pressing und flinkes Offensivspiel aufgetragen, der Rasen störte dabei fürchterlich, mehr noch: Daniel Ginczek riss sich das Kreuzband, Saison vorbei, Timothy Chander fällt acht Wochen aus, der Außenmeniskus. "Das ist eine Katastrophe im Abstiegskampf", stöhnte Verbeek, für die kommenden Spiele fallen fünf seiner besten Kräfte aus. Bleibt zu hoffen, dass zumindest der Nürnberger Greenkeper bald wieder fit wird.

(jkn)

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Elf des Spieltags:Matthias Sammer

VfB Stuttgart - FC Bayern München

Quelle: dpa

Matthias Sammer: Seine Augen waren weit aufgerissen, der Sportdirektor des FC Bayern hatte offenbar Redebedarf. Und Matthias Sammer sollte die wartenden Reporter nicht enttäuschen. Der 46-Jährige redete sich bei einem Vortrag über den Rasen im Nürnberger Stadion warm ("katastrophal", "unverantwortlich", "wie vor 20 Jahren"), und weil Sammer gerade Betriebstemperatur erreicht hatte, arbeitete er auch die übrigen Themen ab, die ihn so bewegten. Ein spanischer Journalist ("Ich kenne seinen Geisteszustand nicht") hatte berichtet, Javí Martinez werde sich demnächst Real Madrid anschließen. Außerdem habe Thomas Müller das Interesse geweckt von, ja, von wem, eigentlich? "Was weiß ich", sagte Sammer, "Dynamo Dresden?" Diese Gerüchte jedenfalls, Sammer hielt kurz inne, dann bilanzierte er: "Alles Bullshit". Nächstes Thema: Franck Ribéry, der nach seiner spontanen Operation mindestens bis zum Champions-League-Treffen beim FC Arsenal ausfalle, angeblich. Das könne man erst an diesem Montag abschätzen, sagte Sammer, bis dahin seien alle Prognosen, richtig: "Bullshit". Dann hatte Sammer genug gewütet, allerdings nicht, weil ihm die Lust vergangen war: Seine Stimme war so gut wie verschwunden.

(jkn)

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Elf des Spieltags:Manuel Friedrich

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Quelle: AFP

Manuel Friedrich: Eigentlich wollte er ja schon längst in Asien sein. Seine Karriere gemütlich ausklingen lassen, vielleicht noch ein bisschen was für die Rente dazuverdienen. Doch es kam bekanntlich ganz anders für Manuel Friedrich: Weil ungewöhnlich viele Verletzungen die Defensive von Trainer Jürgen Klopp zerlegt haben, verpflichtete der BVB den arbeitslosen Kicker. Nun muss der 34-Jährige noch einmal richtig ackern in der Bundesliga. Das macht er allerdings gerne, sehr sogar. Beim Offensivspektakel gegen Bremen hielt Friedrich auch einmal vorne seinen Fuß richtig hin, sein 16. Bundesligator - für den Innenverteidiger vielleicht das Schönste. "Ich habe mich selten mehr über ein Tor gefreut", sagte Friedrich, "es war ein überwältigendes Glücksgefühl." Wenn sich die Personalsituation beim BVB wieder entspannt, dürfte für den Fast-Rentner kaum noch Platz in der Dortmunder Abwehr sein. Dann ist immer noch Zeit für Asien.

(bero)

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Elf des Spieltags:Daniel Davari

Eintracht Frankfurt v Eintracht Braunschweig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Daniel Davari: Es ist selten ein gutes Zeichen für eine Mannschaft, wenn der Torwart nach einer 0:3-Pleite als bester Mann gefeiert wird. Daniel Davari hat sich die Auszeichnung "Braunschweiger des Tages" im Spiel gegen Frankfurt aber wirklich verdient. An den drei Gegentoren war er schuldlos, weitere verhinderte der iranische Nationalkeeper mit guten Paraden. Und auch sonst zeigt er vollen Einsatz. Nur fünf Minuten nach dem 0:1 (7. Minute) folgte schon der zweite Treffer für die Hessen. Doch die Braunschweiger reklamierten, Torschütze Aigner hatte im Abseits gestanden. Auch Davari schloss sich dem wütenden Pulk an. Das Schiedsrichtergespann verweigerte dem Treffer die Anerkennung - Davari wusste aber gar nicht warum, wie er später zugab. Er habe nur gesehen, dass seine Mitspieler sich aufregten, sagte er dem ZDF, da wollte er den Kollegen in nichts nachstehen.

(bero)

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Elf des Spieltags:Florian Meyer

Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen

Quelle: dpa

Florian Meyer: Einen Spielberichtsbogen wie nach der Partie Gladbach gegen Leverkusen musste Florian Meyer in seiner Karriere wohl noch nie abgeben. Einen solchen Spielberichtsbogen musste überhaupt noch kein Bundesliga-Schiedsrichter abgeben. Dort tauchten nämlich gleich zwei Leverkusener Ersatzspieler mit Verwarnung auf. Philipp Wollscheidt, in der Nachspielzeit noch eingewechselt, sah bereits in der neunten Minute die Gelbe Karte. Er hatte von der Bank einen zweiten Ball aufs Feld geworfen, der die Gladbacher am Weiterspielen hinderte. In der 78. Minute verwarnte Meyer dann auch noch Giulio Donati, der sich beim Warmlaufen mit dem Gladbacher Max Kruse anlegte. "Ich habe nichts getan", beteuerte Donati anschließend. Und auch Wollscheidt fühlte sich ungerecht behandelt. Für Meyers Spielbericht ist das jedoch nicht relevant.

(bero)

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Elf des Spieltags:René Adler

Hamburger SV - Hertha BSC Berlin

Quelle: dpa

René Adler: Bis zur 14. Minute der Partie gegen Hertha BSC verlief das Comeback des HSV-Keepers eigentlich sehr vielversprechend. René Adler konnte nach wochenlanger Pause endlich wieder Fußball spielen - und er tat es zunächst erfolgreich: Als die Berliner einen Elfmeter bekamen, tauchte der Nationalkeeper in die richtige Ecke und wehrte den Versuch von Adrian Ramos gekonnt ab. Es hätte der Wendepunkt für die Hamburger werden können. Das Stadion brüllte wie wild, die Mitspieler feierten ihre Nummer eins. Dann kam der anschließende Eckball und es stand 0:1. Wieder war Ramos beteiligt, ehe Sami Allagui den Ball über die Linie drückte. Für Adler nahm so ein frustrierender Abend seinen Lauf. Er kassierte noch zwei weitere Treffer, der HSV verlor 0:3. Und weil das noch nicht reichte, musste sich der Keeper nach dem Spiel noch wüst von den Fans beschimpfen lassen.

(jbe)

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Elf des Spieltags:Alexander Meier

Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

Quelle: dpa

Alexander Meier: Vielleicht sollte Frankfurts Stürmer nur noch gegen Eintracht Braunschweig antreten. Tag ein, Tag aus - immer gegen diese spendablen Braunschweiger, immer erfolgreich, immer als Torschütze. Alex Meier kann gegen die Niedersachsen quasi gar nicht das Tor verfehlen, so will es das Fußball-Schicksal. Sein Treffer zum 2:0 an diesem Samstag war sein insgesamt achtes Tor im fünften Spiel gegen Braunschweig. Dass es reichlich zufällig entstand, interessierte da kaum mehr: Meier hatte einen Kullerschuss von Johannes Flum im Sechzehner in Ruhe angenommen und mit dem Innenrist eingeschoben. "Den macht Alex, weil er Klasse hat", lobte sein Trainer Armin Veh: "Von zehn laufen neun aufs Tor zu und treffen nicht." Gegen Braunschweig, man muss es so sagen, würde dieser Alex Meier wohl auch im Halbschlaf treffen.

(jbe)

© SZ.de/hum
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