Elf des Spieltags der Bundesliga:Patzer, Pöbler, Seelenstreichler

Hiroshi Kiyotake versetzt das Frankenland in Verzückung, Szabolcs Huszti wird erst zum Helden und dann zum traurigsten Sieger des Spieltags. Rudi Völler ärgert sich laut über einen Kommentar von Marcel Reif und Bayerns Spanier Javi Martínez gefällt sich bereits in der Lederhose.

des Spieltags

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Tim Wiese

SC Freiburg - TSG 1899 Hoffenheim

Quelle: dapd

Hiroshi Kiyotake versetzt das Frankenland in Verzückung, Szabolcs Huszti wird erst zum Helden und dann zum traurigsten Sieger des Spieltags. Rudi Völler ärgert sich laut über einen Kommentar von Marcel Reif und Bayerns Spanier Javi Martínez gefällt sich bereits in der Lederhose.

Texte: Saskia Aleythe

Tim Wiese: Wäre die Partie zwischen dem SC Freiburg und der TSG Hoffenheim nach 45 Minuten beendet gewesen, Tim Wiese wäre vermutlich als glücklicher Mann nach Hause gefahren. Gut, auch dann wären die Hoffenheimer mit einer 1:2-Niederlage heimgekehrt, aber der Hoffenheimer Keeper hätte sich nichts vorzuwerfen gehabt. Einen Ball nach dem anderen hatte er aus der Luft gezupft und seinen Klub vor einem höheren Rückstand zur Halbzeit bewahrt. Durch das 2:2 kurz nach der Pause keimte sogar der Glaube an den ersten Punktgewinn der Saison auf. Doch dann begann der schlechte Teil des Tages von Tim Wiese. Gleich zweimal patzte er bei Freiburger Ecken und wurde beim 3:5 zum Buhmann der Hoffenheimer Fans. Es brauchte wohl nicht erst ihre Schmähgesänge, um dem ehemaligen Nationaltorwart gründlich die Stimmung zu vermiesen. Offiziell sagte Wiese an diesem Tag gar nichts mehr.

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Thorsten Fink

Eintracht Frankfurt v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thorsten Fink: Wenn ein Wutausbruch kaiserliche Unterstützung erfährt, muss etwas im Argen liegen. "Das war niemals eine Rote Karte", erregte sich Franz Beckenbauer über den Platzverweis vom Hamburger Petr Jiracek und erinnerte sofort an die guten alten Zeiten. "Früher, wenn du mit der Ferse auf dem Boden bist und du gehst mit gestrecktem Bein rein, dann war das nicht mal ein Foul. Heute hast du da einen Platzverweis. Da siehst du mal, wie verweichlicht diese Generationen werden." Aufgeregt hatte sich auch HSV-Trainer Thorsten Fink, allerdings etwas zu laut, sodass er die zweite Hälfte gegen Frankfurt auf der Tribüne verbringen musste. "Ich habe dem Schiedsrichter freundlich gesagt, dass wir mit ihm noch kein Spiel gewonnen haben", so Fink nach der 2:3-Niederlage, "das hat er als Beleidigung aufgefasst." Nun hat der HSV in dieser Saison noch nicht gewonnen, und dabei war nachweislich Wolfgang Stark nicht immer anwesend. Verschwörungstheoretiker munkeln sogar: Die Krise der Hamburger könnte an der Anwesenheit anderer Personen liegen.

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Kevin Trapp

Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Quelle: dpa

Kevin Trapp: Der Frankfurter Keeper war maßgeblich daran beteiligt, Rafael van der Vaart in seinem ersten Spiel für den HSV die Rückkehr zu vermiesen. Dabei startete Trapp angeschlagen in die Partie, mit einer Erkältung und leichtem Fieber. Für Trainer Armin Veh nicht unbedingt ein Nachteil. "Da war er gleich auf Betriebstemperatur", scherzte er. Und das war auch dringend nötig: Gleich zu Beginn lenkte der 22-Jährige einen Schuss des Niederländers gerade noch über die Latte. Mit zahlreichen Paraden hielt er sein defensivschwaches Team in der Partie, war bei den Treffern durch Westermann und Son hingegen machtlos. In der 73. Minute verhinderte er durch einen Reflex den Hamburger Ausgleich zum 3:3. "Wir haben einiges zugelassen, unser Spiel nach vorne war aber außerordentlich gut", sagte Trapp später und machte einen wesentlich zufriederen Eindruck als Rafael van der Vaart.

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Javier Martínez

FC Bayern München - FSV Mainz 05

Quelle: dpa

Javier Martínez: Der spanische Neuling scheint nicht nur sportlich die größte Hoffnung der Bayern zu sein, sondern auch so etwas wie das vereinsinterne Glücksbärli, ein Maskottchen mit Gute-Laune-Garantie. Einmal am Spanier geschubbelt, schon läuft's wie geschmiert? Sein zweiter Einsatz im Bayern-Trikot stimmte die Kollegen auf jeden Fall überaus glücklich: "Wir haben uns verbessert, mit jedem Spieler, der reinkommt, gewinnen wir an Qualität", meinte Torwart Manuel Neuer vielsagend. "Nach seiner Hereinnahme haben wir wieder kontrollierter agiert. Er hat sehr gut nach vorne und sehr intelligent gespielt", lobte auch Trainer Jupp Heynckes den Auftritt des Spaniers, der gegen Mainz ab der 75. Minute zum Einsatz kam. Tatsächlich hätte Martínez die Bayern wohl auch ohne Sonnenschein-Aura verzückt. Mit einer maßgenauen Flanke bereitete er das 3:1 in der Nachspielzeit durch Toni Kroos vor. Wie er die Münchner abseits des Spielfelds unterhalten kann, weiß Martínez auch noch: Für Werbeaufnahmen zwängte er sich in eine Lederhose. "Es war sehr schwer, die Hose anzuziehen", sagte er. Doch zufrieden war er am Ende allemal: Als er auf sein weißes Hemd, seine kurze Lederhose und die langen Socken schaute, fügte er hinzu: "Ich bin schön."

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Hiroshi Kiyotake

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Quelle: AP

Hiroshi Kiyotake: Nein, Hiroshi Kiyotake ist nicht der neue Shinji Kagawa. Gut, beide Japaner kamen von Cerezo Osaka nach Deutschland. Okay, beiden gelang ihr erster Bundesligatreffer am dritten Spieltag. Aber: Nürnbergs fernöstlicher Zugang hat nicht einfach nur ein Tor geschossen, beim 3:2 gegen Gladbach war Kiyotake vielmehr omnipräsent und an allen drei Treffern beteiligt. Den entscheidenden machte der 22-Jährige dann selbst. Nürnbergs Trainer Dieter Hecking dankte es ihm: "Kiyo hat in diesem Spiel gezeigt, warum wir uns so um ihn bemüht haben", sagte Hecking stolz, "wir konnten nicht erwarten, dass er gleich so einschlägt, sollten jetzt aber den Ball flach halten." Kiyotake selbst äußerte sich in typisch japanischer, also höflicher Manier. "Es ist eine Ehre für mich, in der Fußball-Bundesliga zu spielen", ließ der Mittelfeldmann von Dolmetscher Jumpei Yamamori übersetzen, "ich hoffe, dass mir weiter solche Tore gelingen." Übrigens: Yamamori hatte auch schon Kagawa in Dortmund zur Seite gestanden. Bestimmt reiner Zufall.

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Luuk de Jong

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Nürnberg

Quelle: dpa

Luuk de Jong: Öffentlicher Druck ist vermutlich etwas, das Luuk de Jong zu artistischen Höchstleistungen animiert. Der Holländer kam als teuerster Spieler in der Vereinsgeschichte nach Gladbach, rechtfertigen konnte er die Summe von zwölf Millionen bisher nicht. Im dritten Ligaspiel gelang dem 22-Jährigen dann jedoch der erste Saisontreffer -  er brachte Gladbach gegen Nürnberg kurz vor der Pause wieder ins Spiel. Angestachelt durch das Hochgefühl versuchte sich de Jong an einem sehenswerten Seitfallzieher - der Pfosten erwies sich jedoch als humorlos und ließ den Ball abprallen. "Wenn der reingeht, hätte ich sogar applaudiert", sagte Nürnberg-Trainer Dieter Hecking später. Getröstet haben dürfte das de Jong nicht. 

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Szabolcs Huszti

Hannover 96 - Werder Bremen

Quelle: dapd

Szabolcs Huszti: Das Lernen von Lektionen kann verdammt schmerzhaft sein. Im Fall von Hannovers Szabolcs Huszti ist es auch noch tragisch. Beim 3:2 seiner Mannschaft gegen Bremen erzielte er nicht nur den frühen Führungstreffer nach sechs Minuten und war Vorbereiter des zweiten Tors nach zehn Minuten. Mit einem spektakulären Fallrückzieher bescherte er seinem Klub im Nordderby auch noch den rettenden Führungstreffer in der 93. Minute. Dann allerdings feierte der Ungar ein wenig zu überschwänglich: Er spurtete über das Spielfeld, zog sich dabei das Trikot über den Kopf und legte oberkörperfrei auch noch eine Klettereinlage am Zuschauerzaun hin. Das Resultat: Der Held flog mit Gelb-Rot vom Platz. Und mit bedröppelter Miene. "Ich kannte die Regel nicht und wusste nicht, dass man dafür zweimal Gelb bekommen kann", sagte der Ungar später. Das Mitleid des Schiedsrichters hatte er auf seiner Seite: "Es tut mir weh und leid, aber so sind die Regeln", sagte Deniz Aytekin, der das Spiel geleitet hatte. 

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Rudi Völler

Rudi Völler

Quelle: dpa/dpaweb

Rudi Völler: Vielleicht war es Rudi Völler ja ein bisschen peinlich, was Bayer Leverkusen vor den Augen der Kanzlerin Angela Merkel gegen Borussia Dortmund abgeliefert hatte. Nach der 0:3-Niederlage wetterte der Sportdirektor jedenfalls nicht nur gegen das eigene Team ("Man kann hier verlieren, aber dann bitte nach einem offenen Schlagabtausch. Nur mit fußballerischer Eleganz, das geht nicht, da muss man auch mal hinlangen"), sondern auch gegen Sportkommentator Marcel Reif. "Wissen Sie was? Was der Reif sagt, geht mir völlig am Arsch vorbei. Das können Sie ruhig schreiben. Dieser Klugscheißer", polterte die Locke der Nation in der Mixed Zone. Besonders erbost haben soll den einstigen Weltmeister Reifs Kommentar während der Live-Übertragung, als Leverkusens Karim Bellarabi verletzt am Boden lag: "Jetzt müssen sie den Ball ins Aus spielen, das werden die Leverkusener ja wohl noch hinbekommen." Der gescholtene Kommentator nahm den Wutausbruch gelassen. "Das ist ein freies Land", so Reif, "da darf jeder sagen, was er will".

(Archivbild)

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Marcel Schmelzer

Borussia Dortmund v Bayer 04 Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Marcel Schmelzer: Für den Dortmunder hielt die Partie gegen Bayer Leverkusen das bereit, was gemeinhin als versöhnlicher Wochenausklang bezeichnet werden könnte. Nach einem wenig überzeugenden Auftritt in der Nationalmannschaft gegen Österreich hatten zahlreiche Kritiker den 24-Jährigen am Dienstag auf ihre Liste gesetzt. Am Samstag konnten sie seinen Namen bereits wieder streichen: Im Trikot des Deutschen Meisters spielte Schmelzer wieder unbeschwert wie eh und je und leitete mit einer präzise geschossenen Ecke den Kopfballtreffer durch Mats Hummels ein. "Er hat eine ordentliche Antwort auf dem Platz abgegeben, wenn nicht sogar eine überragende", urteilte Trainer Jürgen Klopp. Vielleicht klappt es für den Dortmunder das nächste Mal auch wieder in der Nationalmannschaft mit einer akzeptablen Leistung. 

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Henry Kissinger

SpVgg Greuther Fuerth v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Henry Kissinger: Was die Dortmunder können, kann Fürth schon lange: Statt Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte der Aufsteiger gleich eine internationale Polit-Größe zu Gast. Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger besuchte seinen Geburtsort und nahm - ausgestattet mit Fan-Schal - auf der Tribüne Platz. "Ich wünsche Fürth die Meisterschaft", hatte der 89-Jährige vor dem Heimspiel gegen Schalke 04 mit einem Augenzwinkern gesagt. Die Meisterschaft wünschen sich die Fürther mit Sicherheit auch, gegen Schalke kamen sie ihr trotz Prominenz im Publikum allerdings nicht näher. Aber vielleicht gibt die 0:2-Niederlage dem Friedensnobelpreisträger einen Grund, mal wieder vorbeizuschauen - um bei einem Sieg der Fürther dabei zu sein. 

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Elf des Spieltags der Bundesliga:Fabian Giefer

VfB Stuttgart v Fortuna Duesseldorf - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Fabian Giefer: Für Wortspiel-Verliebte bot die Partie zwischen Düsseldorf und Stuttgart ein ganz besonderes Schmankerl. Das - nicht gerade tiefgründige - Schmuckstück erkannte auch Düsseldorfs Trainer Norbert Meier. "Der Giefer hat eine Wunde im Kiefer. Das hört sich gut an. Aber für ihn ist es nicht so schön", sagte Maier nach dem Zusammenstoß seines Torhüters Fabian Giefer mit Martin Harnik. Mit blutender Wunde musste der beste Mann der Düsseldorfer in der 80. Minute ausgewechselt werden, noch am Abend folgte eine Operation am Gaumen. Schmerzhafte Erinnerungen aus der torlosen Partie werden auch die Stuttgarter Tim Hoogland und Cristian Molinaro mitnehmen. Hoogland zog sich einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk zu, Molinaro eine weniger dramatische Schulterverletzung. Ohnehin haben sie es ein bisschen leichter als Giefer: Sie müssen keine Wortspiele ertragen. 

© SZ.de/ska/bavo
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