Elf des Spieltags:Bis zum letzten Fetzen Stoff

Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer schleppt sich mit notdürftig geflickten Socken durchs Spiel. Kevin Großkreutz steckt die verbalen Angriffe der Schalker erstaunlich gelassen weg. Und Jérôme Boateng outet sich als kompetenter Reiseführer in der Berliner Nacht. Die Bundesliga-Elf des 27. Spieltags.

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Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer schleppt sich mit notdürftig geflickten Socken durchs Spiel. Kevin Großkreutz steckt die verbalen Angriffe der Schalker erstaunlich gelassen weg. Und Jérôme Boateng outet sich als kompetenter Reiseführer in der Berliner Nacht. Die Bundesliga-Elf des 27. Spieltags. Die Derby-Fans: Etliche Stinkefinger und verbal ein bisschen was auf die Ohren - viel mehr ist beim Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 nicht passiert. Laut der Dortmunder Polizei war das 144. Ruhrpott-Duell das "friedlichste aller Zeiten". Mit 1000 Krawallmachern hatten die Behörden gerechnet. Letztendlich tummelten sich in Dortmund knapp 80 000 verfeindete, aber friedliche Fußballfans. Die verhielten sich vorbildlich, die Polizei aber auch. Deeskalierend und mit viel Ruhe organisierten die Beamten die Situation rund um das Stadion. Als ein in gelb gekleiderter Fan durch den Dortmunder Hauptbahnhof marschieren wollte, meinte eine Polizistin zu ihm: "Warte lieber noch ein bisschen hier draußen in der Sonne, da kommt gleich ein voller Zug mit Schalke Fans". So darf es in der nächsten Saison weitergehen - dann auch gerne wieder mit Toren auf dem Platz. (yer)

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Orhan Ademi

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Orhan Ademi: Im Braunschweiger Eintracht-Stadion ereignete sich in der 88. Minute der Partie gegen Mainz Unglaubliches. Der zweifache Torschütze Domi Kumbela trabte zur Seitenlinie, das Publikum klatschte. Doch das Gesicht des Abends war nicht der glückliche Kumbela, sondern der entspannte Orhan Ademi. Denn der 22-jährige Ademi hatte sich kurz zuvor von der Ersatzbank erhoben - um als Zeitschinder in die Partie zu kommen. 3:1 führte die Eintracht in diesem Moment gegen den FSV. In der 90. Minute postierte sich dann auch noch Marco Caligiuri an der Seitenlinie, auch er sollte noch ein paar Sekunden Ereignislosigkeit ermöglichen. Eine ungewohnte Szene im Braunschweiger Stadion - wo es nicht üblich ist, mit Zwei-Toren-Abstand zu führen. (sonn) (Archivbild)

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Sebastian Prödl

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Sebastian Prödl: Abwehrchef Sebastian Prödl schoss endlich wieder mal ein Tor für Werder Bremen, doch das reichte nicht. 1:3 endete die Partie gegen den VfL Wolfsburg, die Abstiegsränge sind nun wieder bedrohlich nahe - und die Sorgen an der Weser stapeln sich. Nach dem Spiel gab sich der Österreicher geradezu martialisch: "Jetzt heißt es noch mal richtig reinbeißen. Jetzt heißt es kratzen, beißen, zwicken", sagte er. Trainer Robin Dutt setzte am Mittwoch sogleich ein Zusatztraining an, es gibt schließlich einiges zu üben. Ob dort kratzen, beißen, zwicken einstudiert wurde oder doch lieber das Toreschießen, ist nicht bekannt. (sonn)

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Ralf Fährmann: Wie ein gemütlicher Fernsehabend im Hause Löw aussieht, ist nicht überliefert. Macht sich der Bundestrainer eine Flasche Rotwein auf oder stellt er sich eine Schüssel mit Mikrowellen-Popcorn auf den Wohnzimmertisch? Vielleicht weiß Klaas-Jan Hunterlaar mehr. "Der Bundestrainer soll mal überlegen, ob er ihn (Ralf Fährmann, Anm. d. Red.) nicht zur WM mitnimmt. Vielleicht kann man ihm ja mal eine DVD schicken", sagte der Schalke-Stürmer in Richtung Löw - eine klare Empfehlung also: Der Schalke-Keeper sei doch einer für den DFB. Doch Löw verpasste die beste Partie von Ralf Fährmann in dieser Saison. Der Schalker Torwart erwischte nach eigener Aussage einen "Sahnetag" und rettete mehrmals gegen anstürmende Dortmunder, als seine Hintermannschaft pennte. Der Bundestrainer sollte sich also schleunigst Video-Aufnahmen vom Revier-Derby ansehen. Schön verpackt als DVD mit dem Titel "Die Hand Pottes", so schlug es die Bild-Zeitung vor. (yer)

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(Foto: dpa)

Kevin Großkreutz: Dortmunds Nationalspieler würde seinen Sohn nach eigener Aussage ins Heim stecken, wenn der Schalke bei der Vereinswahl dem BVB vorziehen würde. Muss er aber gar nicht. Im Derby bewies Großkreutz selbst erzieherische Fähigkeiten gegenüber Schalkern. Die Pöbeleien von Roman Neustädter und Sead Kolasinac steckte der Ober-Dortmunder weg, ohne zu murren. Als ihm Klaas-Jan Huntelaar "auf die Pelle rückte", wie der Ruhrgebietler sagt, wenn jemand bedrohlich nah kommt, machte Großkreutz einfach einen Bogen um den Holländer. Großkreutz verhielt sich erstaunlich überlegt. Nur sportlich ließ er es wilder angehen. Er rannte wie immer die Linie im Westfalenstadion rauf und runter und sorgte vor dem Schalker Tor für Gefahr. (yer)

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Jérôme Boateng: Aufwändige Recherche brauchte Jérôme Boateng nicht, um die kleine Meisterfeier des FC Bayern kurzfristig in die Hauptstadt-Szenebar Kitty Cheng zu verlegen. Als gebürtiger Berliner kennt er die angesagten Orte besser als jeder der Münchner Gelegenheitstouristen, wobei es besonders zwei Bayern-Spielern egal gewesen wäre, wo gefeiert wird. Franck Ribery und David Alaba hätten auch die ganze Nacht über im Mannschaftsbus verbracht, wenn man sie kurz nach Mitternacht nicht gezwungen hätte, den Bus endlich zu verlassen. Sie hatten den Busfahrer Michael Lauerbach in die Resignation getrieben, indem sie die Fenster des Luxusgefährts als Trommeln missbrauchten. Es soll Boateng gewesen sein, der die beiden Scherzkekse schließlich davon überzeugen konnte, doch bitteschön mit dem Team in der Kneipe anzustoßen. (schma)

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Raphael Schäfer

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(Foto: imago sportfotodienst)

Raphael Schäfer: Es war die Schlussphase eines spannenden Spiels gegen Stuttgart, als Raphael Schäfer fast aus den Latschen kippte. Nürnbergs Torsteher fummelte sich an seinen Socken herum, er richtete sich seine Stutzen zurecht, er zerrte und zupfte - doch es half nichts. Irgendwas war aufgerissen, weil der Keeper sich von den Betreuern Eis an die Waden montieren ließ. Bei einer Parade hatte er sich weh getan, doch aufgeben kam nicht Frage. Und so flickten die Helfer Schäfers Socken mit Tape-Verband. Am Ende sahen seine Beine aus, als hätte er an einem Rowdy-Spiel in den 70ern teilgenommen: hinten offen, oben zugeklebt, vorne ein Rest Strumpf. Ganz klar: Wer so auf die Hufe beißt, der steigt nicht ab. Niemals. (jbe)

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Roberto Firmino

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(Foto: Simon Hofmann/Getty)

Roberto Firmino: Die Nachricht platzte ziemlich überraschend ins Geschehen. Nur wenige Minuten vor Anpfiff der Partie gegen Hannover hatte die TSG Hoffenheim Bahnbrechenes zu verkünden: Torjäger Roberto Firmino hat seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 verlängert. Der Mann, der mit 13 Treffern und neun Vorlagen so etwas wie die Hauptattraktion der Kraichgauer ist, bleibt dem Verein also erhalten. Mit einer solchen Entwicklung war zuvor nicht unbedingt zu rechnen, denn die Lockrufe schallten aus prominenter Richtung. Schalke soll durchaus ernsthafte Ambitionen auf eine Verpflichtung gehabt haben, auch ausländischen Klubs waren die guten Leistungen des Offensivkünstlers nicht entgangen. "Ich fühle mich hier sehr wohl. Mir gefällt der vom Verein eingeschlagene Weg. Wir spielen einen aufregenden Fußball, derTeamgeist ist super", sagte der 22-Jährige - und zeigte gegen 96 gleich die nächste gute Vorstellung. (jbe)

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Sami Hyypiä

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(Foto: dpa)

Sami Hyypiä verschwendete keine Zeit. Während seine Spieler am Mittwochabend das Führungstor gegen den FC Augsburg zelebrierten, erteilte der Trainer von Bayer Leverkusen schon wieder eifrig Befehle. Überhaupt traten Hyypiä und seine Untergebenen beim 3:1-Erfolg sehr entschlossen auf - überraschend entschlossen, nach zuvor elf Niederlagen aus 14 Spielen. Viele hatten ja gezweifelt, ob der junge Trainer als Psychologe für mittelschwere Ergebniskrisen geeignet sei. Die Auskünfte der Bayer-Verantwortlichen klangen fast schon so entschlossen, als wenn die Bundeskanzlerin ihren Mitarbeitern das volle Vertrauen ausspricht. Hyypiä selbst hatte die mentale Verfassung seiner Mannschaft in die Öffentlichkeit getragen. Nach dem Auswärtserfolg in Augsburg kann er zumindest vermelden, dass der Patient auf seine Therapie gut anspricht. "Ich bin sehr froh, dass wir gewonnen haben, denn wir waren lange Zeit unter Druck", sagte Hyypiä, der auch nach dem Spiel als umsichtiger Lenker auftrat: Um den Warnstreiks auf den Flughäfen aus dem Weg zu gehen, reiste seine Mannschaft im Bus nach Leverkusen zurück. (jkn) (Archivbild)

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Josip Drmic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Josip Drmic: Beim 1. FC Nürnberg gehen die Dinge seit Wochen ihren immer gleichen Weg. Die Mannschaft müht sich, sie spielt mal ordentlich, mal nicht so prächtig - und vorne trifft dieser Drmic. Gut, neulich traf auch mal dieser Campaña, aber das war nur ein Ausrutscher. Mit neun Treffern in der Rückrunde ist der Schweizer ligaweit der erfolgreichste Torschütze seit der Winterpause - wie der schnelle Angreifer seine Tore macht, wissen sie jetzt auch in Stuttgart. Zweimal ließ er die VfB-Abwehr beim 2:0 des FCN ziemlich lätschert aussehen. "Der Junge hat mal wieder gezeigt, dass er gut Fußball spielen kann. Ich hoffe, er bleibt uns lange erhalten", sagte Trainer Gertjan Verbeek. Damit sprach er direkt die entscheidende Frage an: Wie lange bleibt so einer in Nürnberg? Die Antwort: Wohl nur so lange, bis die Hoffenheims oder Leverkusens des Bundesligabetriebs sieben Millionen Euro auf den Tisch legen. (jbe)

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(Foto: dpa)

Gastgeber Berlin: Es hat wohl keinen besorgteren Gastgeber in der Geschichte der Fußball-Bundesliga gegeben als die Stadt Berlin. Sie kennt sich ja aus mit hochgrangigen Staatsgästen aus aller Welt. Bei der kleinen Meistersause der Münchner in Mitte hatte nur noch gefehlt, dass in der Torstraße aus Angst vor Anschlägen auf den Bayern-Tross die Gullydeckel zugeschweißt werden. Es war ja hoher Besuch zugange: Die heiligen Triple-Sieger und frisch gekürten deutschen Meister aus dem Süden. Vor lauter Befürchtungen war dann die Straße gesperrt, vier Bodyguards und zahlreiche Polizisten passten auf, dass niemand Zutritt zur Bayern-Party bekam. Die Berliner wollten sich schließlich nicht nachsagen lassen, sie hätten sich nicht gebührend um ihre prominenten Gäste gekümmert. (schma)

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