Elf des Spieltags:83 Meter bis zur Tabellenspitze

Moritz Stoppelkamp beschert dem SC Paderborn mit einem Rekordtor die Bundesliga-Tabellenführung. Pierre Emile Højbjerg verärgert Trainer Pep Guardiola. Und in Köln vollbringt ein Torwart Historisches. Die SZ-Elf des 4. Spieltags.

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Pierre Emile Højbjerg

Hamburger SV v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Moritz Stoppelkamp beschert dem SC Paderborn mit seinem Rekordtor die Bundesliga-Tabellenführung. Pierre Emile Højbjerg verärgert seinen Trainer Pep Guardiola. Und in Köln vollbringt ein Torwart Historisches. Die SZ-Elf des 4. Spieltags.

Pierre Emile Højbjerg sorgte erst für Aufsehen, als er gar nicht mehr mitspielte. 53 Minuten lang hatte er Gelegenheit, gegen den Hamburger SV auf dem Platz auf sich aufmerksam zu machen, doch das misslang dem jungen Dänen. Zu bissig der Gegner, zu hilflos er selbst. Nach 92 Minuten war er dann doch wieder Teil der Partie: Der Schiedsrichter zeigte ihm Gelb, Højbjerg war von der Bank aufgesprungen und hatte geschimpft. Eine neue Seite des Münchners, die ihm die wohl unnötigste Karte einbrachte, die es im Fußball gibt. Für Amüsement wird das bei seinem Trainer nicht gesorgt haben - wäre doch schon nach 91 Minuten der Schlusspfiff ertönt.

(ska)

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Manuel Neuer

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Quelle: AP

Ab und an entsteht ja der Eindruck, Manuel Neuer würde seine Libero-Ausflüge aus reiner Langeweile starten. Gegen den Hamburger SV war das nicht der Fall, wo immer es brenzlig wurde, hastete der FC-Bayern-Torwart unterstützend zur Stelle. Riskant war es mitunter trotzdem. Stünde es besser um die Lupfer-Fähigkeiten der Hamburger, sie hätten durchaus zum einen oder anderen Tor kommen können. Aber Weltmeister Neuer, im Nebenjob zudem Weltmeister im Herauslaufen, war im Glück, auch in der Nachspielzeit, als er zur Abwehr an der Mittellinie die Hand benutzte und lediglich verwarnt wurde. "Das Handspiel war Absicht, ganz klar", gab Neuer schelmisch zu, "das war meine beste Parade". Dass noch ein Teamkollege hinter ihm war, habe er in dem Moment gar nicht mitbekommen - ansonsten hätte er bei einer klaren Torchance wohl Rot gesehen. Neuer war's egal, er hatte mal wieder alles richtig gemacht.

(ska)

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Josef Zinnbauer

Hamburg SV's new head coach Zinnbauer reacts during their German Bundesliga first division soccer match against Bayern Munich in Hamburg

Quelle: REUTERS

Josef "Joe" Zinnbauer fremdelte noch ein wenig. Zum ersten Mal saß er da auf dem Podest nach einer Bundesliga-Partie. Vor einer Woche war er erfolgreicher Trainer der U23-Mannschaft des HSV gewesen, nun nahm er Platz neben Pep Guardiola. Nicht nur das war eine ungewohnte Situation, sondern auch, dass man sich als neuer HSV-Trainer nach einer Partie gegen den FC Bayern wie ein Sieger vorkommen kann. 0:0 hieß es am Ende, es war der zweite Punkt für den HSV in dieser Saison, und so wurde Zinnbauers Debüt begleitet von allerlei Emotionen. Gänsehautatmosphäre sei das bei der Kabinenansprache gewesen, berichteten seine Spieler. So ein bisschen Euphorie tut dem Klub sicher gut. Dass Vorgänger Slomka einst zu seinem Einstand ein 3:0 gegen den BVB ablieferte und es danach rapide bergab ging, wird aber noch niemand vergessen haben.

(ska)

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Moritz Stoppelkamp

Moritz Stoppelkamp, SC Paderborn, Hannover 96, Bundesliga

Quelle: dpa

Ein Tor aus 83 Metern schießt man nicht alle Tage, die meisten Profis bemühen sich ihr Leben lang erfolglos um eine derartige Tat. Der Paderborner Moritz Stoppelkamp hätte über seinen Schuss in die Geschichtsbücher am Samstagnachmittag also genug zu erzählen gehabt. Eigentlich. Doch der Gegner hieß Hannover 96. Und dort hatte der 27-Jährige eine schwere Zeit als Berufskicker erlebt, wie er hinterher selbst einräumen musste. "Dort bin ich auf der Straße oft beleidigt worden", sagte er nach seinem Rekordtor. Er war oft verletzt, saß auf der Ersatzbank, traf nicht einmal ins Tor. Hannover meidet er trotzdem nicht - seine Freundin lebt in Niedersachsens Hauptstadt. Eine schöne, eine kitschige Geschichte.

(schma)

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Elias Kachunga

SC Paderborn  -  Hannover 96

Quelle: Oliver Krato/dpa

Der SC Paderborn ist nach vier Bundesliga-Spieltagen Tabellenführer, das ist mittlerweile amtlich. Als wäre das nicht verrückt genug, trifft beim Aufsteiger einer, dem andere Vereine die Torgefährlichkeit schon abgesprochen hatten: Elias Kachunga. Sowohl Hertha BSC Berlin als auch Borussia Mönchengladbach hatten den jungen Stürmer früher oder später fortgeschickt. Bei Paderborn scheint er jetzt glücklich zu werden. Vergangene Saison mit sechs Toren am Aufstieg beteiligt, traf er in der aktuellen Saison in vier Spielen dreimal. Zuletzt am Samstag gegen Hannover zur 1:0-Führung in der 71. Minute. Zwar nicht aus 83 Metern wie Kollege Stoppelkamp, aber das wird ihm ziemlich egal sein.

(abb)

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Ronny

SC Freiburg v Hertha BSC - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dem Fußballspieler Ronny wird gerne unterstellt, er hole aus seinem Talent nicht das Optimum heraus - er solle fitter sein, Diät halten. Ganz wie sein Bruder Raffael von Borussia Mönchengladbach. Ronny war das bislang herzlich egal. Er hat etwas, von dem die Fitnessfanatiker und Ernährungsexperten nur träumen: einen Zauberfuß. Damit rettete er den Berlinern in der Partie gegen Freiburg einen Punkt, mittels zwei präzisen Freistößen glich er zweimal die Freiburger Führung aus. Zum anschließenden TV-Interview erschien der Brasilianer dann ohne Oberkörperbekleidung und offenbarte seine Ernährungsgewohnheiten ("viel Fleisch") - sollen die Leute doch denken, was sie wollen. Zumindest, so lange der Zauberfuß trifft.

(abb)

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Julian Draxler

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Quelle: AFP

Wie jung Julian Draxler wirklich ist, geht manchmal in Vergessenheit, der Schalker absolviert derzeit ja sein viertes Dienstjahr in der Bundesliga. Doch Draxler ist seit gestern tatsächich erst 21. Seinen Geburtstag feierte er am Samstag auf dem Feld. Und weil die Frankfurter ihm nichts schenkten, beschenkte er sich selber mit einem Tor, einem wichtigen noch dazu: Ihm gelang der 2:2-Ausgleich, nachdem sein Team 0:2 ins Hintertreffen geraten war. Für die Frankfurter hatte sich Draxler ebenfalls ein Geschenk ausgedacht: In der 71. Minute ließ er sich zu einer Tätlichkeit hinreißen, er sah die erste rote Karte seiner (nicht mehr ganz so jungen) Karriere gezeigt. Wir wünschen trotzdem nachträglich alles Gute.

(abb)

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Halil Altintop

Eintracht Frankfurt v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es ist noch nicht mit abschließender Sicherheit geklärt, was Augsburgs Halil Altintop da aufgeführt hat in der 14. Minute des Bundesligaspiels gegen Werder Bremen. War das ein Lupfer? Ein Schlenzer? Ein Steilpass? Ein schlenzender Heber in die Tiefe? Vermutlich war es von allem ein bisschen, ein lupfender Außenrist-Schlenzer in die Tiefe, der drei verblüffte Bremer passierte und Altintops Mannschaftskollege Daniel Baier vor die Füße fiel - 1:0. Über die Qualität von Altintops Zuspiel herrschte anschließend jedenfalls Einigkeit: "Sensationell", sagte Augsburgs Tobias Werner, der ebenfalls ein Tor zum 4:2-Erfolg des FCA beigesteuert hatte. Altintop gab derweil den bescheidenden Künstler: "Für uns war es anstrengend, aber für die Zuschauer war das ein schönes Spektakel." Vor allem diese spektakuläre Vorarbeit in der 14. Minute.

(jkn)

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Julian Baumgartlinger

1. FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Julian Baumgartlinger war guter Dinge: "Ich denke, die Qualität des Kaders nimmt noch einmal zu, der Konkurrenzkampf steigt. Das ist positiv", hatte der Mainzer Mittelfeldspieler gesagt, nachdem sich sein Klub Mainz 05 auf dem Transfermarkt zuletzt fünf neue Kräfte für die kommenden Bundesligaaufgaben geleistet hatte. Wobei es vor allem Baumgartlinger selbst war, der während der kniffeligen Heimpartie gegen Borussia Dortmund die Qualität der Mainzer steigerte. Der 26-Jährige gewann viele Zweikämpfe, verteilte die Bälle, trug sie auch mal in die Spitze, um seine Defensive zu entlasten. Hatte sich die Borussia unter der Woche am 2:0 gegen den FC Arsenal in der Champions League berauscht, war es vor allem Baumgartlinger, der das Umschaltspiel der Dortmunder eindämmte. Sein Trainer Kasper Hjulmand verspürte ein wohl ebenso gutes Gefühl wie Baumgartlinger, für die Leistung seines Kapitäns zog er die bestmögliche Note: "Weltklasse", sagte Hjulmand.

(jkn)

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Ricardo Rodriguez

VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen

Quelle: dpa

Außenverteidiger ist ein Job mit wenig Sexappeal: Ein Außenverteidiger hetzt die Linie rauf und runter, er taucht nur selten vor dem Tor auf, führt Zweikämpfe ohne Glanz, irgendwo an der Grundlinie. Kein Wunder. dass Phillip Lahm und David Alaba zuletzt einen Posten im Mittelfeld beantragten. Einer, der sich als Außenverteidiger noch immer wohlfühlt, ist Wolfburgs Ricardo Rodriguez. Der Schweizer hetzte gegen Bayer Leverkusen die Seitenlinie entlang, führte glanzlose Zweikämpfe - und fand auch noch Zeit, zwei Tore zu erschaffen: eines per Elfmeter, eines per sehenswertem Volleyschuss. Fast nebenbei bediente er noch Vieirinha mit einer Maßflanke, die dieser nur noch einköpfeln musste. Dank Rodriguez ist der Part des Außenverteidigers zumindest am Sonntag wieder ein wenig in Mode gekommen.

(abb)

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Timo Horn

Köln Fussball Männer 1 Bundesliga Saison 2014 2015 Spieltag 4 1 FC Köln vs Borussia Mönchenglad

Quelle: imago sportfotodienst

Nach dem dritten torlosen Unentschieden im vierten Spiel hob Abwehrspieler Dominic Maroh die positiven Aspekte der Kölner Enthaltsamkeit hervor: "Diese Geilheit, Tore zu verhindern, müssen wir so lange wie möglich mitnehmen." Das durfte man durchaus als Lob für seinen Torwart auffassen. Seit 630 Minuten wartet Timo Horn in der aktuellen Saison auf einen Gegentreffer - Einsätze im DFB-Pokal sowie der U21-Nationalmannschaft eingerechnet, für letztere ist Horn noch immer spielberechtigt. Seine ersten vier Bundesliga-Spiele ohne Gegentor zu überstehen, das hat vor Horn noch überhaupt kein Torwart vollbracht. Wobei die Gladbacher im rheinischen Derby am Sonntag wenige Versuche unternamen, Horns Serie zu gefährend: Sie schossen nur einmal Richtung Kölner Tor. "Sechs Punkte sind in Ordnung", bilanzierte Kölns Trainer Peter Stöger entsprechend nüchtern, dann empfahl er seinen Spielern, etwas mehr Risiko in der Offensive zu wagen: "Wir sind alle Fußballer und wollen Tore schießen." Für alles andere haben sie ja Timo Horn.

(jkn)

© SZ.de/jkn/rus
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