Elf des Spieltages:Klein, knuffig, Pukki

Schalke 04 freut sich über seinen finnischen Stürmer und einen alten Bayern-Trick. Der Nürnberger Timm Klose bricht ein Tabu, Uwe Seeler bestellt auch zum 75. Grünkohl statt Kaviar, Lukas Podolski droht seinem 1. FC Köln und Bayern-Keeper Manuel Neuer bekommt endlich, endlich etwas zu tun.

Die Elf des Spieltags

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Elf des Spieltages:Timm Klose

1. FC Nuernberg - SC Freiburg

Quelle: dapd

Schalke 04 freut sich über seinen finnischen Stürmer und einen alten Bayern-Trick. Der Nürnberger Timm Klose bricht ein Tabu, Uwe Seeler bestellt auch zum 75. Grünkohl statt Kaviar, Lukas Podolski droht seinem 1. FC Köln und Bayern-Keeper Manuel Neuer bekommt endlich, endlich etwas zu tun.

Texte: Carsten Eberts, Sebastian Gierke, Thomas Hummel, Michael König.

Im Männersport Fußball ist das öffentliche Zeigen von Schwäche unüblich. Wo käme man dahin, wenn sich jeder nach einem Fehler grämte? Stärke zeigen ist erste Profipflicht. Dennoch weinte Timm Klose noch auf dem Spielfeld. Der Nürnberger Verteidiger köpfte in der Nachspielzeit den Ball zurück zu seinem Torwart Alexander Stephan. Klose legte aber zu wenig Kraft hinein, der Freiburger Jan Rosenthal sprintete dazwischen und Stephan foulte ihn. Den fälligen Elfmeter verwandelte Dempa Papiss Cissé souverän. 2:1 für Freiburg.

Danach war Schluss. Klose sagte: "Wenn so viele Zuschauer hier sind und wir peitschen uns gegenseitig an, und dann machst du so einen Fehler und verlierst das Spiel. Das ist unverzeihlich, das ist eine Katastrophe." Und der Schweizer hatte Tränen in den Augen.

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Elf des Spieltages:Neven Subotic

Subotic faellt mit Mittelgesichtsbruch sechs Wochen aus

Quelle: dapd

Es hätte ein richtig schöner Dortmunder Arbeitstag werden können. Der BVB dominierte gegen den VfL Wolfsburg, schoss Tor um Tor, am Ende waren es fünf - Dortmund zeigte richtig guten Fußball. Wäre da nicht diese Situation kurz vor der Halbzeitpause gewesen: Wolfsburgs Sotirios Kyrgiakos (rechts) schleuderte bei einem Eckball ungelenk mit seinem Ellenbogen umher, traf Dortmunds Neven Subotic im Gesicht, der sofort zu Boden ging und behandelt werden musste. Subotic schleppte sich noch in die Halbzeit, doch man sah bereits, dass es ihm nicht gutging: Aus der Nase tropfte Blut, unter dem linken Auge erhob sich eine dicke Schwellung.

Nach dem Spiel die Diagnose: Mittelgesichtsbruch, Operation, sechs Wochen Pause. Trainer Jürgen Klopp sagte: "Das wirft einen Schatten auf diesen großen Tag." Neven Subotic sagte gar nichts, er konnte wohl auch nicht - und wurde umgehend ins Krankenhaus verfrachtet.

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Elf des Spieltages:Sotirios Kyrgiakos

Borussia Dortmund v VfL Wolfsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Überraschend gab Wolfsburgs Trainer Felix Magath Ende August bekannt, dass er Sotirios Kyrgiakos verpflichtet hat. Der ist Grieche (am Boden), wenig filigran, eher ein Haudrauf, der eigentlich nicht dem modernen Ideal eines Bundesliga-Innenverteidigers entspricht. Mehr als zwei Monate später sieht Magath nun, wen er sich da angelacht hat: In Dortmund grätschte und knüppelte sich Kyrgiakos durch die Partie, hätte früh Gelb sehen müssen, war bei einigen der fünf Gegentore zu langsam. Zu guter Letzt, wenn auch in einer unbeabsichtigten Aktion, brach er Subotic das Mittelgesicht.

Später sagte Magath: "Nach solch einer Niederlage kann man sagen, dass es dem ein oder anderen Spieler an der Qualität mangelt, um unsere Ziele umsetzen zu können." Vielleicht, ganz vielleicht hat er dabei auch an Sotirios Kyrgiakos gedacht.

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Elf des Spieltages:Marco Reus

Hertha BSC - Borussia Moenchengladbach

Quelle: dapd

Lucien Favre ist Schweizer und Perfektionist und als solcher selten zufrieden. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach sieht immer Optimierungsbedarf, was seinem Team augenscheinlich zugutekommt: Es ist in der Tabelle gleichauf mit Meister Borussia Dortmund. Das liegt auch an Marco Reus, der ein besonders gelehriger Favre-Schüler ist und beim 2:1 gegen Hertha BSC schon zum dritten Mal in dieser Saison zwei Tore in einem Spiel erzielte. Nach einem schönen Zuspiel von Patrick Herrmann traf er gegen Berlin zunächst zum Ausgleich, später hämmerte er einen schwer zu nehmenden Abpraller volley zum Siegtreffer ins Netz. "Mit seiner Schnelligkeit und seiner Ballgewandheit ist es fast unmöglich, ihn zu stoppen", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Der so Gelobte blieb hingegen bescheiden und verwies auf Grundsätzlichkeiten: "Fußball ist ein Teamsport und am Ende ist es egal, wer die Tore schießt", sagte Reus. Und Favre? Der merkte an, Reus habe "noch zu lernen". Auf die Frage, was der Trainer dem Stürmer denn noch beinbringen könne, fiel dem Perfektionisten Favre zunächst allerdings nichts ein. Schließlich sagte er: "Details."

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Elf des Spieltages:Uwe Seeler

Uwe Seeler's 75th Birthday Celebration

Quelle: Bongarts/Getty Images

Selbst Bundespräsident und Bundeskanzlerin gratulierten - und Franz Beckenbauer stand Spalier. Uwe Seeler vollendete am Samstag sein 75. Lebensjahr und in der HSV-Arena wurde groß gefeiert. Natürlich nicht mit Hummer und Kaviar: Seeler hatte ein rustikales Buffet mit Grünkohl, gefüllter Schweinekruste und Räucherfisch bestellt. "Er war ein großartiger Spieler, einer der besten der Welt. Aber das wichtigste ist der Mensch, es gibt kaum einen besseren als ihn", sagte Beckenbauer.

Liga-Präsident Reinhard Rauball verpasste für Seeler sogar den 5:1-Sieg seiner Dortmunder gegen Wolfsburg: "Uwe geht vor." Seeler trug in der Bundesliga immer nur das Trikot des Hamburger SV, heutzutage kaum noch vorstellbar. "Uns Mario" würden sich die Dortmunder wünschen. "Uns Marco" die Gladbacher. Es dürften fromme Wünsche bleiben. Doch einen gibt es im Moment in der Bundesliga, der quasi mit seinem Klub verheiratet ist ...

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Elf des Spieltages:Lukas Podolski

Werder Bremen - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

... Lukas Podolski. Zumindest schien das bislang so. Neun Mal hat er in dieser Saison schon getroffen  - das war ihm zuvor in zwölf Bundesligaspielen einer Saison noch nie geglückt. Die Kölner Verantwortlichen werden inzwischen vom Boulevard gedrängt, den Vertrag mit Podolski vorzeitig zu verlängern. Die FC-Fans wollen, dass "Uns Lukas" langfristig gehalten wird. Doch plötzlich droht Podolski in ungewohnter Deutlichkeit mit Abschied.

"Wenn eine Anfrage kommt, und die werden bestimmt kommen, dann muss man eine Entscheidung treffen, auch für sich alleine", sagte der Nationalstürmer und klagte, ihm fehle der Rückhalt im Klub. Versprechen seien nicht eingehalten worden, außerdem fühlt sich der sensible Stürmer nicht ausreichend geschätzt.  Der "ewige" Podolski - selbst beim 1. FC Köln ist das nicht sicher.

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Elf des Spieltages:Teemu Pukki

Hannover 96 v FC Schalke 04  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der Legende nach kam der schwedische Flügelstürmer Conny Torstensson 1973 zum FC Bayern, weil er die Münchner in der ersten Runde des Europapokals mit seinem damaligen Klub Atvidaberg FF ins Elfmeterschießen gezwungen hatte. "Kaufen's den mit den roten Schuhen", soll Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker auf der Tribüne zu Robert Schwan gesagt haben. Torstensson blieb bis 1977 in München, in 81 Spielen schoss er elf Tore. Es hat schon schlechtere Einkäufe gegeben.

Beim FC Schalke mag man sich an den Fall erinnert haben, als in der Qualifikation zur Europa League ein Spieler von HJK Helsinki die eigenen Spieler narrte und drei Tore schoss: Teemu Pukki. Wenig später wechselte der blondgelockte Finne mit dem knuffigen Namen nach Gelsenkirchen, wo er zunächst auf der Bank saß. Bis Sonntag, als er den verletzten Huntelaar im Sturm ersetzte - und prompt zwei Tore schoss. "Er ist unheimlich schnell und sehr ruhig vorm Tor", sagte Schalkes Manager Horst Heldt. Im Hinblick auf das Tor fügte er lächelnd hinzu: "Das war so ähnlich wie damals, als wir gegen Helsinki gespielt haben."

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Elf des Spieltages:Manuel Neuer

FC Augsburg - FC Bayern München 1:2

Quelle: dpa

In der "Elf des Spieltages" ist Manuel Neuer noch nicht oft aufgetaucht in dieser Saison. Weil er sich noch nicht oft auszeichnen konnte. In dieser Saison. Gegen Augsburg war es endlich so weit: Arbeit. Sinnvolle Arbeit. Zum ersten Mal in dieser Spielzeit rettete Manuel Neuer seinem FC Bayern Punkte. Zum ersten Mal hat er nicht nur ein, zwei Bälle berührt, während vorne die entscheidenden Situationen stattfanden.

2:1 stand es für die Münchner, als Edmond Kapllani plötzlich frei vor dem Bayern-Torhüter auftauchte. Nun ist Kapllani zugegebenermaßen nicht als sonderlich kaltschnäuzig bekannt, wenn es ums Toreschießen geht. Für Fußballer wie Kapllani wurde der Begriff "Chancentod" erfunden. Und wenn man fünf Minuten vor Schluss gegen den großen FC Bayern zum Helden werden kann, dann können einem schon mal die Nerven versagen. Doch Kapllani machte eigentlich alles richtig. Er versuchte, den Ball links an Neuer vorbeizuschieben, doch der reagierte mit einem Reflex, für den Super-Zeitlupen erfunden wurden. Neuer war der Held. Zum ersten Mal.

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Elf des Spieltages:Claudio Pizarro

Werder Bremen -  1. FC Köln

Quelle: dpa

Für Claudio Pizarro war es ein enttäuschendes Wochenende, einerseits. Gemeinsam mit Tim Borowski ist der peruanische Fußballprofi in Diensten von Werder Bremen der Besitzer eines Rennpferdes namens Black Arrow, schwarzer Blitz. Der Hengst ging am Sonntag auf der Galopprennbahn Krefeld als Favorit ins Rennen, war jedoch beim Zieleinlauf einem gewissen Patorius unterlegen. Damit konnte Pizarros Galopper beim dritten Start erstmals nicht gewinnen.

Was für seinen Besitzer insofern weniger schlimm war, als dieser im Spiel der Bremer einen Hattrick erzielte - und damit alle Tore seiner Mannschaft beim 3:2-Erfolg gegen Köln. In seiner Saisonbilanz stehen damit elf Treffer, der in der historischen Statistik treffsicherste Ausländer der Bundesliga baute seine Spitzenposition mit nun 153 Toren in 315 Spielen weiter aus. In Bremen möchten sie den zum Sommer auslaufenden Vertrag mit Pizarro gerne verlängern. Die Verhandlungsposition für den Peruaner könnte besser kaum sein. Ein paar Tonnen Kraftfutter für Black Arrow sind mindestens drin.

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Elf des Spieltages:Anthony Ujah

FSV Mainz 05 v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Anthony Ujah war ratlos. Ein Megafon hatten ihm die Fans in die Hand gedrückt und da saß er nun also, auf dem Zaun der Tribüne und guckte ein wenig verunsichert drein. "Ich wusste gar nicht, was ich auf dem Zaun machen sollte", erklärte Ujah anschließend. Ausgerechnet in Mainz! Die Humba sollte er natürlich anstimmen in der Karnevalshochburg. Doch der Sinn für das Karnevalistische, der fehlt Ujah. "Das muss ich noch lernen", erklärte der 21-Jährige.

Sportlich scheint der aus Norwegen gekommene Nigerianer allerdings angekommen zu sein. "Inzwischen fühle ich mich richtig wohl hier", sagte Ujah. Vor allem, nachdem er mit seinen beiden ersten Bundesliga-Treffern die Mainzer nach fünf Heimpleiten in Serie zu Hause wieder einmal jubeln ließ. Die Mainzer Anhänger jedenfalls hatten die Humba noch nicht verlernt. Ujah lachte: "Die Fans haben mir gesagt, was ich ins Mikrofon reinrufen sollte."

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Elf des Spieltages:Andreas Hinkel

1. FC Nürnberg - SC Freiburg

Quelle: dpa

Schneller als erwartet feierte Andreas Hinkel sein Comeback in der Bundesliga. Nur eine Woche nachdem der SC Freiburg den vereinslosen Ex-Nationalspieler verpflichtet hatte, gab der bereits sein Comeback gegen Hamburg. Das war Mitte Oktober. Schneller als von Hinkel erwartet, waren dann auch aber auch seine Gegenspieler. Schon bei seinem Debüt hatte Hinkel ein Gegentor mitverschuldet.

An diesem Wochenende ließ sich Hinkel Im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg von Alexander Esswein mit einer - zugegeben - schicken Köpertäuschung an der Außenlinie düpieren. Der 21-fache Nationalspieler wurde von dem 19-fachen Bundesligaspieler abgeschüttelt wie eine Staubfluse, Esswein bereitete so den Nürnberger Treffer vor. Es geht im Moment alles ein bisschen zu schnell für Andreas Hinkel. Doch der gibt nicht auf. Das Spiel gegen Nürnberg haben die Freiburger noch gewonnen. Mit Hinkel.

© sueddeutsche.de/ebc/lala
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