Elf des Spieltages in der Bundesliga:Bayerische Buben

"Wir sind keine Mädchen": Die Münchner Jérôme Boateng und Thomas Müller schubsen und brüllen, der Hamburger Paolo Guerrero streckt den Gegner mit Kung-Fu nieder, nicht einmal Jupp Heynckes legt noch Wert auf Freundschaften. Und Otto Rehhagel? Zitiert Goethe. Die Elf des Spieltags.

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FC Bayern Muenchen - Training Session

Quelle: Bongarts/Getty Images

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"Wir sind keine Mädchen": Die Münchner Jérôme Boateng und Thomas Müller schubsen und brüllen, der Hamburger Paolo Guerrero streckt den Gegner in Kung-Fu-Form nieder, nicht einmal Jupp Heynckes legt noch wert auf Freundschaften. Und Otto Rehhagel? Zitiert Goethe. Die Elf des Spieltags.

Jupp Heynckes: Der Bayern-Trainer war richtig angefressen - und doch versuchte er im Interview ruhig zu bleiben. Soeben hatten die Münchner in Leverkusen vielleicht schon die Meisterschaft verspielt, da erdreistete sich ein ARD-Reporter, Jupp Heynckes aus der Reserve zu locken. Wie es denn in diesen Krisenzeiten um die Freundschaft zu den Klub-Oberen stehe, wollte er wissen. "Was heißt hier Freundschaft", blaffte Heynckes, "was hat das denn jetzt damit zu tun? Ich bin hier beim FC Bayern angestellt, und wir müssen Spiele gewinnen. Deshalb bleibe ich ganz ruhig." Der Kopf des Rekordmeister-Coaches errötete dabei, wie man es sonst nur von Uli Hoeneß kennt. So ähnlich können sich tatsächlich nur echte Freunde sein. (jbe)

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Quelle: imago sportfotodienst

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Jéromas Müllateng: Jérôme Boateng ist ein treuer Angestellter. Wenn der Chef was sagt, dann verinnerlicht er das und unterstützt mit grimmigem Ausdruck die Strategie nach außen. Angesprochen auf den heftigen Disput mit Thomas Müller auf dem Leverkusener Spielfeld, antwortete der Bayern-Verteidiger: "Wir sind keine Mädchen." Die Aussage ist in einer Linie zu sehen mit der Feststellung des Präsidenten Uli Hoeneß nach der Niederlage in Basel, angesprochen auf den fehlenden Handschlag zwischen dem ausgewechselten Franck Ribéry und Trainer Heynckes: "Sind wir denn hier im Mädchenpensionat?" Man weiß nicht ganz genau, was die bayerischen Mädchen von diesen Aussagen halten sollen. (hum)

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

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Stefan Kießling: Es schien ein typischer Stefan-Kießling-Nachmittag zu werden: Er näherte sich von der Laufstrecke her mal wieder der Marathon-Distanz und die Anzahl der vergebenen Torchancen näherte sich der Anzahl der gelaufenen Kilometer. Doch tat Kießling etwas Seltenes: Er stand einfach richtig und drückte den Ball über die Linie. Es ist deshalb selten, weil Kießling grundsätzlich nie steht. Sein Trainer Robin Dutt lobte nach dem Spiel: "Es freut mich besonders für Stefan, der ja auch immer mal wieder kritisch gesehen wird." Kießling selbst war das alles egal, er wünschte sich lieber etwas von den Journalisten: "Ihr habt ja geschrieben, dass wir sechs Jahre nicht mehr daheim gegen Bayern erfolgreich waren. Jetzt lasst Ihr uns wieder ein wenig Ruhe damit, oder?" Wird gemacht, Herr Kießling! (jüsc)

Bayer 04 Leverkusen - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

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Robin Dutt: Wie sehr sich Robin Dutt im Herbst schon an ein endgültiges Zerwürfnis mit allen Beteiligten in Leverkusen näherte, ist schwer zu beurteilen. Viel fehlte jedenfalls nicht mehr. Dutt trat vielen zu hochnäsig auf, zu kühl, die Mannschaft spielte schwach. Als er am ersten Rückrunden-Spieltag Michael Ballack auswechselte, pfiff und buhte das ganze Stadion. Dutt schien am Ende. Und nun? 2:0 gegen Bayern, drei Siege in Serie, die Champions-League-Plätze wieder sichtbar, plötzlich gehört Bayer Leverkusen zu den Besten der Liga. Dutt: "Man hat gesehen, wie viel Energie in dieser Mannschaft steckt." Beim Torjubel sah man auch, wie viel Energie im Trainer steckt. Und selbst das Publikum in Leverkusen feierte Trainer und Mannschaft.

Hamburger SV v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Paolo Guerrero: Es hatte was von einer Szene aus einem Bruce-Lee-Streifen, wie Hamburgs Stürmer Paolo Guerrero in die Beine von VfB-Keeper Sven Ulreich fegte. Von hinten kam der Peruaner in vollem Tempo angerauscht - und trat dem Stuttgarter wie ein fußfegender Fießling in die Waden. Dass sich das Foul an der Eckfahne und nicht etwa in einem brenzligen Spielmoment ereignete, unterstreicht Guerreros rabiate Kampfeslust. Gedacht hatte er sich bei seinem Kung-Fu-Einsatz wohl nicht besonders viel. Und so bleibt der Eindruck, dass der HSV-Mann immer wieder auf groteske Weise austickt. Bereits 2010 hatte er einen Fan mit einer Flasche beworfen - ein besonnener Typ scheint er nicht mehr zu werden. (jbe)

Borussia Dortmund - FSV Mainz 05

Quelle: dpa

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Jürgen Klopp: Nach seinem 100. Bundesliga-Sieg als Trainer behauptete Jürgen Klopp doch tatsächlich, er habe gar nicht mitbekommen, dass ausgerechnet Mohamed Zidan den Ausgleich für Mainz 05 im Spiel beim BVB geschossen hatte. "Sonst hätte ich ihm schon was erzählt. Aber so ist es doch perfekt. Er hat sein Tor geschossen, und wir haben gewonnen", sagte der Coach, der Zidan schon früher beim FSV und bis zur Winterpause bei Dortmund trainiert hatte. Doch so locker konnte er das auch nur nehmen, weil Shinji Kagawa den Meister nur drei Minuten später wieder in Führung gebracht hatte, der liegt jetzt sieben Punkte vor dem FC Bayern. Schon vor dem Spiel hatte Klopp auf die Frage nach der Bayern-Niederlage gescherzt: "Wir haben im Bus sofort den Schampus rausgeholt und drauf angestoßen. Wir haben gedacht: Der Spieltag ist rum. Schade, dass wir auch noch müssen." Den Champagner können sie in Dortmund zumindest schon mal kaltstellen und  Ex-Borusse Zidan kann sich langsam auf seinen Teil der Meisterprämie einstellen. (mane)

Borussia Dortmund v FSV Mainz 05  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Jakub Blaszczykowski: Inzwischen taucht jede Woche ein anderer Dortmunder in der Elf des Spieltags auf. Es muss auch jede Woche ein anderer sein, weil so viele Profis großen Anteil an der unheimlichen Dortmunder Siegesserie haben. Diesmal also: Jakub Blaszczykowski. Im Winter gab es schon Meldungen, dass der Pole dreimal ein Angebot des BVB abgelehnt habe, weil er zu häufig auf der Ersatzbank saß. Dann verletzte sich Mario Götze und seitdem rennt, dribbelt, flankt und schießt "Kuba", dass es eine einzige Freude ist. Gegen Mainz erzielte er seinen dritten Saisontreffer, acht Vorlagen gab er. Viele fragen sich, wo Götze nach seiner Rückkehr eigentlich spielen soll. Und weil auch seine Landsleute Robert Lewandowski und Lukas Piszczek große Form zeigen, will der Klub bald in Warschau einen Fanshop eröffnen.

Stevens wirft Farfan aus dem Kader

Quelle: dapd

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Jefferson Farfán: Eigentlich ist es ein positives Zeichen: Ein Fußball-Profi geht zu seinen Vorgesetzten und gibt zu: Ich bin müde, ich fühle ich mich nicht fit, ich kann nicht spielen. Das Macho-Geschäft Fußball bekommt einen menschlichen Anstrich. Könnte man meinen. Doch der Fall Jefferson Farfán und Schalke 04 liegt anders. Da hat sich wohl ein Profi nicht damit abfinden können, dass er im Abschlusstraining nur im B-Team spielte und wohl auf der Ersatzbank sitzen würde. Trainer, ich bin müde, ich bleib lieber daheim. Unter dem Eindruck, dass Farfán vor Wochen 14 Millionen Euro gefordert hatte, um einen neuen Vertrag in Schalke zu unterschreiben, ist das die nächste Volte eines, nunja, Macho-Streits. Manager Horst Heldt sagte: "Wenn ein Spieler sich nicht fit fühlt, kann ich keine Geldstrafe verhängen". (hum)

Hertha Berlin's head coach Rehhagel reacts after German first division Bundesliga soccer match against Werder Bremen in Berlin

Quelle: REUTERS

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Otto Rehhagel: Ein Dank dem Fußballgott, dass wir das noch einmal erleben dürfen. Ein 73-jähriger Mann, der schon vor 25 Jahren etwas wunderlich daherkam, führt ein Bundesliga-Team (in diesem Fall Hertha BSC Berlin) zum Sieg und gibt anschließend Interviews. Interviews, von denen man nicht hoffen durfte, sie noch einmal hören zu dürfen. Otto Rehhagel auf die Anmerkung, er sei ja schon zwölf Jahre aus der Bundesliga weg gewesen: "Ich bin auf allen Tribünen gesessen in der Bundesliga, ich bin immer vernetzt. Ich kenne alle Leute: die hinter den Kulissen, vor den Kulissen und die, die alle ein bisschen rummauscheln, die kenn ich auch alle." Ob er denn die jungen Leute noch erreiche mit seiner Ansprache? "Das versteh ich nicht. Die Worte kenn ich alle, die die sagen. Guten Morgen, Herr Rehhagel. Guten Morgen Herr Raffael, da wird deutsch gesprochen. Wir haben doch alles von den Alten auch gelernt. Von den Philosophen, von den Dichtern und Denkern. Die jungen Leute sollten ruhig ab und zu mal zuhören." Dann zitierte er aus dem Zauberlehrling von Goethe. Es war wunderbar. (hum)

1. FC Nürnberg - Borussia Mönchengladbach 1:0

Quelle: dpa

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Albert Bunjaku: Der Name Albert Bunjaku ist bisher in keiner Diskussion um den Titelkampf in der Bundesliga gefallen - weder in Expertenrunden, noch an den Stammtischen in der Bundesrepublik. Das mag mit dem Verein  zu tun haben, bei dem der Schweizer unter Vertrag steht: Der 1. FC Nürnberg hatten zuletzt Ende der 1960er Jahre etwas mit der Vergabe der Meisterschale zu tun. Vor allem aber liegt es daran, dass der Stürmer wegen eines Knorpelschadens schon fast vor dem Karriereende stand. Beim Heimspiel gegen Mönchengladbach wechselte ihn Trainer Hecking in der 84. Minute ein, mit der Empfehlung: "Wenn du die Chance bekommst, schieß ihn rein." Nur drei Minuten später schoss ihn Bunjaku rein - und Gladbach wohl aus dem Titelrennen. (bero)

1. FC Kaiserslautern v VfL Wolfsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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1. FC Kaiserslautern: In diese Elf schafft es diesmal ein ganzer Verein: Der 1. FC Kaiserlautern hat sich vehement und erfolgreich abgegrenzt von ein paar Idioten, die kürzlich beim öffentlichen Training den Israeli Itay Shechter antisemitisch beleidigt hatten. Überall im Fritz-Walter-Stadion war die Botschaft "Rassismus hat beim FCK keinen Platz" präsent. Als Shechter den Platz betrat, wurde er vom Publikum demonstrativ mit lautem Applaus empfangen. Das wird den Klub im Zweifel nicht vor dem Abstieg retten - aber es gibt Dinge, die wichtiger sind als der Klassenerhalt. (hum)

© Süddeutsche.de/lala
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