Elf des Spieltages:Die Motzkis des Spieltags

Schalke kämpft mit dem traditionellen Chaos, der TSV 1860 München protestiert und selbst Pep Guardiola schimpft.

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Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

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Interviews vorm Spiel sind so eine eigene Geschichte und eigentlich sollte man sie als Trainer auch sein lassen. Besonders, wenn man in einer Situation steckt wie Schalkes Trainer André Breitenreiter "Was ist das für ein Gefühl für einen Trainer, der nur noch fünf Spiele in verantwortlicher Funktion ist?", fragte Sky-Reporter Ecki Heuser maximal provokant vor dem Spiel gegen Bayern München. Es steht ja die Info unbestätigt im Raum, dass Breitenreiter Ende der Saison durch den Augsburger Markus Weinzierl ersetzt wird. "Es ist Fakt, dass ich noch ein Jahr Vertrag habe. Ich bin der Schalke-Trainer, und das werde ich auch in der nächsten Saison sein", sagte Breitenreiter und drohte kurz darauf, das Interview abzubrechen.

Horst Heldt, dessen Abschied als Manager am Ende der Saison sicher ist (er wird durch den Mainzer Christian Heidel ersetzt), sagte dann nach dem Spiel. "Das Thema ist absolutes Gift. Ich erbitte mir mal Ruhe im Saisonendspurt. Störfeuer von außen helfen nicht." Ruhe auf Schalke. Wünsche der gleichen Kategorie sind übrigens: Ein Perpetuum mobile, Weltfrieden oder schwarz-gelbe Trikots auf Schalke.

(schm)

Bayern Munich v Schalke 04 - German Bundesliga

Quelle: Michael Dalder/Reuters

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Pep Guardiolas Liebe zu seinen Spielern ist grenzenlos. Mario Götze ist ein "Super-Super-Super-Spieler". Holger Badstuber der beste Profi, "den ich je hatte". Und Joshua Kimmich findet der Bayern-Trainer einen "süßen, süßen Jungen". Doch hält Guardiolas Amore für die Ewigkeit? In der Beziehung scheint es erste feine Risse zu geben. Nach dem 3:0-Sieg gegen Schalke hatte der Katalane zum ersten Mal in seiner fast dreijährigen Dienstzeit für seine Spieler keine Worte der Liebe gefunden, er motzte, fast so schön wie Matthias Sammer. Für Guardiola war es regelrecht der Anflug eines Wutanfalls, als er davon sprach, dass seine Spieler nur 35 Minuten Fußball gespielt hätten. "Es ist keine Entschuldigung für die Spieler, wenn sie sagen: Oh, drei Tage später nach der Champions League schon wieder spielen." Oder: "Wenn sie sagen: Oh, es ist schwer, für Bayern München zu spielen. Wenn sie sagen, sie seien doch schon Weltmeister oder dies und das." Und: "Warum ist das schwer?" Guardiola fand: "Laufen und kämpfen" müsse immer drin sein. Der Fußballlehrer hörte sich wie Sammer an. Ob er beim nächsten Mal vielleicht sogar von "Galligkeit", "Mentalitätsmonstern" und "Konstellationen" spricht?

(schma)

FC Augsburg v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Nach dem 5:1-Sieg gegen 1899 Hoffenheim am 25. Spieltag träumten sie beim VfB Stuttgart schon wieder leise davon, dass sie nach Jahren des entbehrungsreichen Abstiegskampfes vielleicht noch reinrutschen könnten in die internationalen Plätze. Spätestens nach dem 0:1 beim FC Augsburg und dem fünften Spiel ohne Sieg geht wieder die Angst um, die Angst vor dem Abstieg in die zweite Liga.

Nach der ziemlich ermatteten Darbietung wuchs der Erregungsgrad aller Beteiligten. Es wird gemotzt. Manager Dutt: "Das war eine inakzeptable Leistung der Mannschaft." Und die bewährte Abstiegsrhetorik ausgepackt. Kapitän Gentner: "Die Mannschaft muss in den letzten Spielen jetzt Charakter zeigen." Am lautesten schimpfte Trainer Jürgen Kramny, der Innenverteidiger Georg Niedermeier öffentlich bloßstellte. Wie einst Vorgänger Zorniger ("Kommt mir bloß nicht mit dem Niedermeier").

Zunächst begann Kramnys Ausführung nach Spielende noch ganz harmlos, als er kundtat, dass das Anlaufverhalten nicht gestimmt habe. "Trotzdem ist nichts groß entstanden", befand Kramny, "bis Georg Niedermeier einen Stockfehler hatte." Es herrscht eine bedrohliche Alarmstufe beim VfB.

(schma)

MSV Duisburg - TSV 1860 München

Quelle: Roland Weihrauch/dpa

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Der TSV 1860 München spielt bekanntlich nur in Liga zwei - aber wer so formschön motzt wie 1860-Sportdirektor Oliver Kreuzer, der hat sich eine Nennung bei den "Motzkis des Bundesliga-Spieltags" verdient. Eine Schimpftirade im Kabinengang, ein angekündigter Einspruch beim DFB: Kreuzer absolvierte das volle Programm. Was war passiert? Beim 1:2 in Duisburg hatte MSV-Spieler Thomas Bröker ein Tor erzielt, bei dem der Ball wohl nicht in vollem Umfang hinter der Linie war. Die Torlinientechnologie existiert in der 2. Liga nicht, für Kreuzer aber kein Grund, den Schiedsrichter zu verschonen.

"Die Fernsehbilder zeigen zu 99,9 Prozent, dass der Ball nicht hinter der Linie war", klagte Kreuzer. "Wir, die Klubs, werden bei jeder Gelegenheit von Liga und DFB darauf hingewiesen, uns anständig zu verhalten und mit Respekt gegenüber den Schiedsrichtern aufzutreten", so Kreuzer, "diese professionelle Haltung erwarten wir auch umgekehrt." Doch damit nicht genug: "Einen wenig erfahrenen Zweitliga-Schiedsrichter für ein Abstiegs-Endspiel und einen Linienrichter aus der Nähe des Gastgebervereins zu wählen, halte ich schon für speziell." Ein übler Verdacht, schließlich stammt Maibaum, der Linienrichter, aus der erweiterten Duisburger Nachbarschaft, aus Hagen.

(ebc)

Werder Bremen - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

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Klaus Allofs ist an sich ein höflicher Mensch, deshalb plagte ihn das schlechte Gewissen. Er war beim 2:3 seiner Wolfsburger in Bremen auf die Tribüne geschickt worden - da wo die Bundesliga-Motzkis, wenn sie es übertreiben, nun einmal hingehören. Doch Allofs hatte laut eigener Aussage nur Gutes im Sinn. "Ich wollte zwischen unserem Trainer und dem vierten Offiziellen schlichten und habe seinen Arm runtergedrückt", erklärte Allofs. Vorausgegangen war ein Foul des Bremer Verteidigers Santiago García. Nun musste Allofs auf die Tribüne, mit gequältem Lächeln nahm er zwischen all den bekannten Gesichtern Platz (er hatte schließlich lange genug in Bremen gearbeitet). Nach dem Spiel entschuldigte er sich: "So etwas macht man nicht", sagte Allofs über seinen Übergriff. Es sei "die richtige Entscheidung" vom Referee gewesen, ihn von der Trainerbank zu verweisen. Ein höchst einsichtiger Motzki.

(ebc)

Eintracht Frankfurt v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga; eberl

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Die umfangreichste Regierungserklärung gab an diesem Wochenende jemand ab, der im Vergleich zu anderen wie etwa Frankfurt (Abstieg droht), Schalke (keine Champions League droht) und Bayern (35 schlechte Minuten) noch ganz gut dasteht. Max Eberl, Sportdirektor bei der Borussia aus Mönchengladbach, wurde nach dem 0:2 bei Hannover 96 grundsätzlich. "So geht Bundesliga nicht."

Ihm passe die Leistung der Mannschaft nicht mehr. "Die Auswärtsniederlagen haben sich jetzt gehäuft. Die Leistungen bis vor dem Spiel in Ingolstadt waren so, dass ich gesagt habe: Wenn die Leistung so ist, wirst du irgendwann den Spieß umdrehen. Jetzt hat sich aber die Leistung gedreht." Besonders, weil Hannover quasi schon abgestiegen ist, konnte Eberl nicht verstehen, warum das Team trotzdem mit mehr Leidenschaft in die Zweikämpfe ging als seine Mannschaft, die noch die großen europäischen Geldtöpfe vor der Nase hat. Kann man so nachvollziehen. Der berechtigste Motzki des Spieltages.

1. FSV Mainz 05 v 1. FC Koeln - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Wer nach einem 2:0 und nach acht Heimspielen ohne Niederlage in Folge noch 2:3 verliert, der darf ebenfalls sauer sein. Der Mainzer Trainer Martin Schmidt entschied sich zu einer Mischung aus Galgenhumor und Galligkeit. "Der Ausgang verändert die nächste Pressekonferenz am Freitag. Statt aggressiver Fragen nach der Champions League wird es nur noch Fragen zur Europa League geben. Schade, die Presserunde ist im Eimer."

Das war der Humor, die Motzigkeit folgte: "Der eine oder andere läuft nicht mehr so viel. Zum ersten Mal hat uns heute ein Gegner in der Laufleistung geschlagen", meinte Schmidt und offenbarte damit, dass er es für völlig inakzeptabel hält, wenn der Gegner mehr Kilometer abspult als seine Mainzer. Das Restprogramm von Mainz im Kampf um die Europa League besteht übrigens aus Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und der Hertha. Da kann man eigentlich nicht motzen. Vielleicht kommen doch noch die Fragen nach der Champions League.

(schm)

© sz.de/schm/hum/holz
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