Elf des Bundesliga-Spieltags:Forrest Gump in Königsblau

Leroy Sané hat einfach Lust zu laufen. Bayerns neuer Mannschaftsarzt heilt verletzte Spieler auf seine Weise. Und Jürgen Klopp bemüht sich um Sachlichkeit. Die Elf des Spieltags.

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Leroy Sané

VfL Wolfsburg - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Souleymane Sané kann stolz sein. Der 55-malige senegalesische Nationalspieler hat drei Söhne - und alle drei sind auf dem Weg, dem Vater nachzueifern (übrigens alle bei Schalke 04). Am weitesten ist der 19-jährige Leroy, inzwischen Dauergast im Kader der Schalker Bundesligamannschaft. Am Sonntag startete er seinen bemerkenswerten Lauf an der Kreidelinie des eigenen Sechzehners. Er legte sich den Ball mit dem Kopf vor und machte den Forrest Gump: Er lief und lief und lief. Als er dann auf der anderen Seite des Platzes ankam und zwei Wolfsburger ihn eingeholt hatten, versprang der Ball zweimal zu seinen Gunsten, aber das hatte er irgendwie verdient. Er schoss den Führungstreffer beim 1:1 in Wolfsburg. Sein Kommentar: "Das war ein tolles Tor und ein anstrengendes Tor. Einmal über den halben Platz zu rennen, das ist nicht so einfach." Zu den 116 Treffern, die sein Vater für Freiburg, Nürnberg und Wattenscheid erzielt hat, ist es noch ein weiter Weg. Aber damit kennt er sich ja aus.

(fued)

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Kyriakos Papadopoulos

Bayer 04 Leverkusen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Emir Spahic ist weg, Simon Rolfes auch bald und Kyriakos Papadopoulos' Verbleib steht auf der Kippe: Bayer Leverkusen gehen die Fachkräfte fürs Verteidigen aus. Damit das nicht so bleibt, soll unbedingt Papadopoulos (l.) gehalten werden. Der Grieche hat beim 4:0-Erfolg in Hannover einen Treffer erzielt und hinten fürs vierzehnte (!) Zu-Null-Spiel der Leverkusener in dieser Saison gesorgt. Der einzige Haken: Papadopoulos gehört dem FC Schalke, sein Leihvertrag in Leverkusen läuft Ende der Saison aus, er müsste dann theoretisch nach Gelsenkirchen zurück. Bayer wird also seine Geldbörse öffnen müssen, wenn die Defensive so stark bleiben soll. Papadopoulos immerhin hat schon anklingen lassen, dass er gerne am Niederrhein bleiben würde.

(fued)

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Fans des 1. FC Köln

1. FC Köln - 1899 Hoffenheim

Quelle: dpa

Die Fans des 1. FC Köln haben in den vergangenen Wochen nicht gerade an ihrem guten Image gefeilt. In Erinnerung geblieben ist da vor allem der Platzsturm in Mönchengladbach, woraufhin der Verein eine ganze Ultra-Gruppe kollektiv aus dem Stadion verbannte. An diesem Wochenende haben es ein paar Kölner Anhänger wieder in die Schlagzeilen geschafft. Nach Informationen des Kölner Express erkannten Fans im Bordbistro des ICE (der FC spielte auswärts in Berlin) AfD-Chef Bernd Lucke und wollten ihn mit den Worten "Wir wollen keine Nazis hier" aus dem Zug vertreiben. Lucke informierte die Polizei, diese musste letztlich aber nicht eingreifen. Die FC-Fans wollten ihm wohl nur einen Schrecken einjagen. "Für die Politik, die du machst, musst du dir das auch gefallen lassen", zitiert der Express einen Fan.

(fued)

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Tayfun Korkut

Bayer 04 Leverkusen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Dennis Grombkowski/Getty Images

Treuebekenntnisse sind im modernen Profifußball nicht viel wert. Martin Kind, Klubchef von Hannover 96, hat kürzlich gesagt, dass er die Saison mit Trainer Tayfun Korkut beenden will. Am Montag trennte sich der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist dann von Korkut. Kaum verwunderlich: Am Samstag hatte Hannover auch im 13. Spiel nacheinander einen Sieg verpasst - das Team kassierte eine 0:4-Klatsche gegen Bayer Leverkusen. Hannoversche Medien spekulierten, dass schon in den kommenden Tagen Mirko Slomka als neuer alter Trainer von Hannover 96 präsentiert werden könnte. Am Sonntag wurden sogar die Namen Peter Neururer und Volker Finke gehandelt. "Ich werde weiterhin alles versuchen, dass wir den Klassenverbleib schaffen. Über alles andere mache ich mir keine Gedanken", hatte Korkut tapfer nach dem 0:4 gesagt. Und wie gewohnt das Mannschaftstraining am Sonntagvormittag geleitet.

(fued)

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Shinji Okazaki

SC Freiburg v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Das Verhältnis zwischen Shinji Okazaki und dem FSV Mainz 05 könnte man eine fruchtbare Beziehung nennen. Der japanische Angreifer ist in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt zu einem der gefährlichsten Bundesligastürmer herangereift. Zwölf Treffer erzielte er in der laufenden Saison - zwei davon am Samstag beim 3:2-Erfolg in Freiburg. Setzen Okazaki und Mainz ihre glückliche Beziehung auch in der nächsten Spielzeit fort? Angeblich sind Borussia Mönchengladbach und einige englische Klubs am Japaner interessiert. "Er hat einen Vertrag. Wenn ein Spieler Vertrag hat, gehe ich auch davon aus, dass er bei uns spielt", sagte FSV-Trainer Martin Schmidt. Doch es könnte sein, dass der kleine Japaner zu groß für Mainz 05 geworden ist - und dass er bald ein ernstes Gespräch mit seinem Arbeitgeber führen muss.

(fued)

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Roman Bürki

SC Freiburg v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es gibt nichts Ärgerlicheres für einen Torwart als einen Kullerball, den er irgendwie noch berührt und der dann trotzdem im Tor landet. Freiburgs Keeper Roman Bürki kassierte am Samstag gleich zwei dieser Treffer - zweimal war er dran, zweimal rutschte die Kugel trotzdem ins Netz. Er sah unglücklich dabei aus, konnte aber nichts dafür. Am Ende verlor sein Team 2:3 gegen den FSV Mainz. Wer sich in das Seelenleben eines Torhüters versetzen kann, wird also verstehen, dass Bürki in der Halbzeitpause auf dem Weg in die Kabine eine Plexiglasscheibe an der Ersatzbank kaputtdrosch. Es war einfach nicht sein Tag.

(fued)

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Henrikh Mkhitaryan

Borussia Dortmund v SC Paderborn 07 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

26 Millionen Euro sind eine Menge Geld, auch in Dortmund. Auf Henrikh Mkhitaryan lastete dieser Betrag wie ein Hinkelstein auf seinem Rücken, seit er vor zwei Jahren aus Donezk in die Bundesliga wechselte. So richtig gerecht ist der Armenier den Erwartungen, die die 26 Millionen mit sich brachten, nie geworden. Am Wochenende immerhin könnte irgendein Knoten bei ihm geplatzt sein - er traf zum 1:0 gegen Paderborn und jubelte ausgelassen über sein zweites Saisontor. Jürgen Klopp hat in Dortmund seinen Abschied angekündigt - blüht Henrikh Mkhitaryan unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel endlich auf?

(fued)

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Jürgen Klopp

Borussia Dortmund's coach Klopp reacts following a goal from his team during their German first division Bundesliga soccer match against SC Paderborn in Dortmund

Quelle: REUTERS

Dass die Dortmunder Fußballwelt ein sehr emotionales Geflecht ist, steht außer Frage. So war auch klar, dass das Spiel gegen Paderborn nicht einfach irgendein Heimspiel war, sondern Spiel eins nach Jürgen Klopps Abschiedsankündigung. Der Trainer war um Sachlichkeit bemüht, aber kurz vor dem Abpfiff erhoben sich die Zuschauer dann doch und verwandelten das Stadion in eine Emo-Party. Lautstark brüllten die BVB-Fans den Namen des Trainers, der am Ende dieser Saison allerschwersten Herzens gehen wird. Für Klopp kein einfacher Moment, schließlich wollte er sich aufs Sportliche konzentrieren. "Das war wohl in der 88. Minute. Klar ist das schön," sagte er später, "aber ich kann mich als Mensch nicht jede Woche darauf einlassen." Das wäre tatsächlich eine schwierige Sache: Sechs Spiele lang purer Abschiedskater - das würde auch Jürgen Klopp kaum aushalten.

(jbe)

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Volker Braun

1899 Hoffenheim - FC Bayern München

Quelle: dpa

Es ist gemein, Volker Braun mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zu vergleichen, aber man kommt einfach nicht daran vorbei. In der 19. Minute eilte dieser neue Medizinmann des FC Bayern zum schreienden Juan Bernat auf den Rasen, der sich seinen malträtierten Knöchel hielt. Braun, eher klein und gedrungen, fehlt das Schwungvolle, die Leichtigkeit und die Eleganz seines prominenten Vorgängers, vor allem das wehende Haar im Wind, Braun trägt es kurz. Und was zum Teufel sollte dieses schnöde Eisspray bloß in seiner Hand? "Mull" kam in fast 40 Jahren ohne diese seltsame Dose auf, er legte einfach seine Hand auf die schmerzende Stelle - und die Spieler sprangen auf. Doch auch Bernat erhob sich wieder, und obwohl er in der Pause in der Kabine blieb, kann er wohl gegen Porto spielen - Brauns Sprühaktion sei Dank, es muss nicht immer Handauflegen sein.

(schma)

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Dante

1899 Hoffenheim - Bayern München

Quelle: dpa

Pep Guardiola versucht zurzeit, die verbliebenen Mitglieder seiner dezimierten Mannschaft als Helden aufzubauen. Sein ganz besonderer Held ist dabei Dante. "Ich hätte gerne 1000 Dantes" hatte der Spanier jüngst über den mehrfach gescholtenen Innenverteidiger des FC Bayern verlauten lassen. Ob er das nach dem Spiel in Hoffenheim immer noch so sieht? Der Brasilianer hatte nach der Partie gegen Porto vom gerne spottelnden Ehrenpräsidenten Franz Beckenbauer den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Isländer in Skistiefeln" verliehen bekommen. Auch in Hoffenheim dachte man sogleich an dieses eindringliche Bild, als er einen harmlosen Steilpass von Polanski mit links nicht stoppen konnte und Modeste so anschließend allein auf Neuer zurannte, der Nationalspieler parierte. Aber von Dante blieb diese eine blöde Szene hängen, obwohl er ansonsten eine unaufgeregte und fehlerlose Partie spielte, die tatsächlich zur Heldenrolle getaugt hätte. Aber am Dienstag gegen Porto könnte ein Aussetzer schon einer zu viel sein.

(schma)

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Levin Öztunali

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Quelle: AP

Die Premiere von Bruno Labbadia als neuer alter HSV-Trainer sollte ein denkwürdiger Tag für die Hamburger Fans werden - so kurz vor Saisonende, mitten im Abstiegskampf, und dann auch noch im Nordderby gegen Werder Bremen. Hamburg verlor dann wieder einmal, Labbadias Einstand war versaut, aber wenigstens einem HSV-Edelfan könnte während des Spiels das Herz aufgegangen sein: Vereinslegende Uwe Seeler sah in der 59. Minute die Einwechslung seines Enkelsohns Levin Öztunali. Der spielt zwar in den falschen Farben (grün) und beim falschen Nordklub (Bremen), aber in diesem kurzen Moment vergaß Seeler vielleicht all den Kummer, den ihm der HSV sonst bereitet.

(fued)

© Süddeutsche.de/fued/jbe/schma/liv
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