Elf des Bundesliga-Spieltags:0:6, ein tolles Erlebnis

Paderborns André Breitenreiter bewirbt sich als Guardiola-Assistent. Über Augsburgs Torwart Marvin Hitz ließen sich Bücher füllen - und Ciro Immobile wundert sich über "diese Deutschen". Die Elf des Spieltags.

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Marwin Hitz

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Quelle: AP

Über Marwin Hitz ließen sich nach diesem Wochenende ganze Zeitungsseiten füllen. Drei Monate war der Schweizer Torhüter des FC Augsburg mit einem Kreuzbandanriss ausgefallen, am Samstag gab er sein Comeback gegen Bayer Leverkusen. Beim 0:1 durch Josip Drmic sah er schlecht aus, aber egal: In der Nachspielzeit gelang ihm Historisches. Beim Stand von 1:2 eilte Hitz mit nach vorne, nach reichlich Ping-Pong landete der Ball vor seinen Füßen. Hitz stand mit dem Rücken zum Tor, er visierte die Kugel an und versenkte sie in einer eleganten Drehbewegung im gegnerischen Tor. 2:2 - Spieler und Fans tobten über ihren toreschießenden Keeper. Ob Hitz nun eine Prämie für den Treffer kassieren würde, fragten die Reporter Markus Weinzierl nach dem Spiel: "Das muss er mit dem Manager besprechen. Von mir kriegt er nichts."

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Caiuby

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Quelle: AP

Bisschen schade für Caiuby Francisco da Silva, den Brasilianer in Diensten des FC Augsburg, dass sein Torhüter Marwin Hitz mit seinem Treffer zum 2:2 gegen Bayer Leverkusen alle Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Immerhin hatte Caiuby am Samstag im selben Spiel sein erstes Bundesligator seit dem 5. Oktober 2008 erzielt. 2008! 2330 Tage lagen zwischen Caiubys Treffer zum 2:1 gegen den FC Schalke - damals noch für den VfL Wolfsburg - und seinem 1:1 gegen Leverkusen. "Dass das 2:2 am Ende noch fällt, haben wir uns durch unseren Einsatz verdient. Es macht einfach riesig Spaß vor diesem Publikum zu spielen", sagte der Brasilianer, der sich zwischenzeitlich in der 2. Liga verdingt hatte, routiniert nach dem Spiel. Sein kleines persönliches Erfolgserlebnis erwähnte er nicht einmal.

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Martin Schmidt

1. FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt 3:1

Quelle: dpa

Jetzt folgen sie also auch in Mainz diesem erstaunlichen Trend. Dem Trend zum Trainer aus den eigenen Reihen. Ähnlich wie in Hamburg, Bremen oder Berlin haben sie beim FSV im Unterholz des Klubs nach einem geeigneten Mann gesucht, der auf Kasper Hjulmand folgen könnte. Fündig wurden sie in Person von Martin Schmidt. Den Schweizer hatte man zu Zeiten von Thomas Tuchel als Coach der zweiten Mannschaft installiert - jetzt durfte er als Chef übernehmen. Und sein Einstand gelang prächtig: Beim 3:1 gegen Frankfurt wirkte das Mainzer Stadion emotional aufgeladen wie lange nicht. An der Seitenlinie wirkte Schmidt in bester Rumpelstilzchen-Manier und als alles vorbei war, gab es große Gefühle. Schmidts komplette Familie war auf den Rängen zu Besuch. Sein 82-jähriger Vater gab dem Sohn sogar ein Küsschen.

(jbe)

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Oliver Baumann

SC Freiburg - 1899 Hoffenheim

Quelle: dpa

Fußballfans können undankbar sein. 14 Jahre lang warf sich Oliver Baumann für den SC Freiburg zwischen den Torpfosten hin und her, ehe er im Sommer zum badischen Rivalen nach Hoffenheim wechselte. Als er am Samstag in seine alte Heimat zurückkehrte, empfingen ihn die Freiburger Anhänger mit hämischem Gesang: "Und kommt der Dietmar Hopp, mit dem Geldschein in der Hand, dann kommt der Olli Baumann sofort angerannt." Ob Hopps Millionen wirklich ausschlaggebend für Baumanns Wechsel waren, ist natürlich fraglich. Mit Hoffenheim spielt der Keeper immerhin um die internationalen Plätze. Er nahm die Kritik gelassen: "Das ist eine andere Art der Bestätigung, aber es ist eine deutliche Bestätigung für meine Arbeit hier in all den Jahren", sagte Baumann.

(fued)

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Marc Torrejon

SC Freiburg - 1899 Hoffenheim

Quelle: Patrick Seeger/dpa

Irgendeiner musste noch fliegen, das hatte sich im Spiel Freiburg gegen Hoffenheim angedeutet. Es erwischte schließlich Marc Torrejon, der in der 90. Minute in die Beine von Tarik Elyounoussi gerauscht war. Freiburgs Spanier sah glatt Rot, es war der negative Höhepunkt eines intensiv geführten Spiels. Natürlich regte sich sich SC-Coach Christian Streich über diese Entscheidung auf: Er war der Meinung, dass Schiedsrichter Gagelmann mit seiner Linie ins Schlingern gekommen war. Zuvor hatte es nämlich fiese Grätschen auf beiden Seiten gegeben. Darüber hat Gagelmann noch hinweggesehen. Interessant dürfte sein, ob Torrejons Sperre verkürzt wird. Bei Jerome Boateng hat es neulich geklappt.

(jbe)

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Ciro Immobile

VfB Stuttgart v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es hätte gut gehen können mit dem Hilferuf nach einem besseren Deutschland. Nach ein bisschen mehr Dolce Vita in Westfalen, nach mehr Essenskultur im Pott. Pommes Schranke, Pils von Union oder Korn mit Cola können doch nicht alles gewesen sein. Als Italiener fremdelt man da. In Bella Italia lässt man es sich auch als Berufskicker gerne gut gehen, bei Freunden, mit einem edlen Barolo, mit feinster Pasta, leckerem Panna Cotta. "In den acht Monaten, seitdem ich hier bin, hat mich kein Teamkollege zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen", beklagte Dortmunds Stürmer Ciro Immobile in einem Interview in seiner italienischen Heimat. Er werde diese Deutschen nie verstehen, kalt seien sie. "Da kann man nichts machen." Das Gespräch sorgte für Irritationen, es hätte nicht den informellen und leichten Ton wiedergegeben, heißt es umgehend beim BVB. Der Klub hat den wahren Gehalt des Interviews nicht verstanden, den versteckten Hilferuf. Mamma Mia!

(schma)

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Timo Baumgartl

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Es hatte etwas Rührendes, gleichzeitig auch etwas Tröstendes, als Timo Baumgartl unmittelbar nach der deprimierenden 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund in den Arm genommen wurde. Es war nicht sein Trainer Huub Stevens, der ihn liebkoste und zärtlich die Wange tätschelte, oder einer seiner älteren Mitspieler beim VfB Stuttgart. Es war ein Zuschauer in der Cannstatter Kurve, der ihm so nahe kam, dort wo die treuesten Fans des VfB stehen. Der 18-jährige Verteidiger hatte den ungewöhnlichen Zuspruch am Zaun nötig, er hatte mit einem missglückten Rückpass zu seinem Torwart Sven Ulreich das 1:3 von Marco Reus verursacht. Es war gegenseitiges Mutmachen. Wie in einer großen Familie, bekennt Baumgartl: "Ich weiß, wie sich die Fans fühlen, ich war ja selbst einer." Man streite sich mal und versöhne sich anschließend wieder. Der Fußballprofi sagt: "Das gibt Kraft."

(schma)

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André Breitenreiter

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Quelle: AFP

Irgendwann zwischen dem 0:4 und 0:6 muss die Metamorphose eingesetzt haben. Nach dem Spiel war Paderborns Trainer André Breitenreiter jedenfalls nicht mehr derselbe. Vor dem Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister hatte Breitenreiter noch erzählt, wie er einst als Spieler die Bayern besiegte ("Sie nannten mich Bayern-Killer"). Und nach dem Spiel? War er ihr größter Fan. Seine Paderborner hatten die schlimmste Klatsche ihrer ersten Bundesligaspielzeit erfahren. Sechs Gegentore zu Hause, sie waren filetiert worden. Und Breitenreiter? Bedankte sich für das "tolle Erlebnis". Kein Problem, dieses 0:6, wirklich nicht: "Wir haben gegen die weltbeste Mannschaft gespielt mit dem weltbesten Trainer." Pep Guardiola nebenan lächelte schüchtern, das hat er in anderthalb Jahren Bundesliga auch noch nicht erlebt. Falls er irgendwann mal einen begeisterungsfähigen Co-Trainer benötigt: Breitenreiter stünde sicher bereit.

(ebc)

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Thomas Müller

SC Paderborn - Bayern München

Quelle: dpa

Aus Sicht von Thomas Müller war das 6:0 in Paderborn eines dieser Spiele, in die er sich hineinfuchsen musste. Da war diese Szene in der ersten Hälfte, als er seinen Gegenspieler wie ein oberbayerisch-römischer Ringer niederführte - und witzigerweise selbst den Freistoß bekam. Und da war jener Moment, als er eigentlich zum Elfmeter antreten sollte. Arjen Robben war gefoult worden und weil der Holländer ja ernsthafte Ambitionen auf die Torjägerkrone hat, ließ ihm Müller den Vortritt. "Das war ein Geschenk von Thomas. Wir haben vor dem Spiel darüber geredet, unser Kapitän Basti (Schweinsteiger, d. Red.) hat gesagt: 'Du bist vorne mit 14 Toren, wenn ein Elfmeter kommt, dann musst du schießen.', sagte Robben, "daran hab ich den Thomas noch einmal erinnert. Ich bedanke mich bei ihm." Robben und die Elfer - diese Sache war ja nicht immer so unkompliziert.

(jbe)

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Dirk Dufner

Hannover 96 v SC Paderborn 07 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die treffendste Analyse lieferte am Samstag in Köln Hannovers Manager Dirk Dufner. Soeben hatten 96 und der FC ein Spiel abgeliefert, das alle Facetten eines typischen Abstiegsduells zu bieten hatte: Wankelmütige Stürmer, kaum Systematik auf beiden Seiten, sechs gelbe Karten und ein Platzverweis. Nein, Spaß machte das Zuschauen bei diesem Gezanke nicht. Und was sagt Dufner? Er blickt bereits voraus auf den nächsten Gegner der Hannoveraner, den VfB Stuttgart: "Dass das kein Spiel mit allen Facetten des gepflegten brasilianischen Fußballs wird, ist klar." Da freut man sich doch so richtig aufs kommende Wochenende.

(jbe)

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Kölner Fans

1. FC Köln - Hannover 96

Quelle: dpa

Es blieb dann alles doch recht ruhig. Nachdem der 1. FC Köln die Ultra-Gruppe "Boyz" mit einem kollektiven Stadionverbot belegt hatte, war es beim Spiel gegen Hannover 96, als hätte jemand den Lautstärkeregler im weiten Rund zurückgedreht. Der harte Kern der Anhänger blieb dem Stadion aus Protest gleich ganz fern. 75 Kilometer nördlich solidarisierten sich im Dortmunder Stadion ein paar BVB-Ultras: "Je suis Boyz Köln" hatten sie auf ein Plakat gepinselt. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke reagierte empört: "Es ist geschmacklos, die Opfer auch noch zu verunglimpfen und zu verhöhnen." Er meinte die Opfer der Pariser Anschläge, nicht die "Boyz" aus Köln. Diese müssen sich mit der harten Linie ihres Klubs wohl abfinden. FC-Manager Jörg Schmadtke will das Image seines Vereins retten, die guten von den bösen Fans trennen - und ein Geisterspiel vermeiden. Denn die Strafe des DFB nach den Randalen in Gladbach steht noch aus.

(fued)

© SZ.de/jbe/ebc/rus
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