Elf des 15. Spieltags:Guardiola bremst die Winter-Euphorie

Bayerns Trainer kann der Herbstmeisterschaft seines Teams wenig abgewinnen, Ciro Immobile wird zum Sinnbild der Dortmunder Krise und Paderborns Lukas Kruse mutiert zur menschlichen Wand.

Die Elf des Bundesliga-Spieltags

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Leroy Sané

FC Schalke 04 v 1. FC Koeln - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Viel gebracht hat dem FC Schalke das späte 1:2 gegen Köln nicht mehr, aber der Torschütze weckt natürlich einige Erinnerungen. Beim Stand von 0:2 hatte Trainer Roberto Di Matteo einen jungen Mann namens Leroy Sané ins Spiel gebracht. 18 Jahre ist der Stürmer alt - in seinem dritten Profieinsatz schoss er prompt ein Tor. Mit dem Toreschießen kannte sich auch Sanés Vater Souleymane, genannt "Samy", bestens aus. Anfang der 90er wirbelte der Senegalese für Wattenscheid und den 1. FC Nürnberg durch die Bundesliga. Über die Stationen Innsbruck, Lausanne, Linz (u.a.), landete er schließlich wieder im Ruhrgebiet. Und natürlich legte sich der Fußballer Souleymane Sané im Laufe seiner Karriere auch ein paar Fußballkinder zu. Seine drei Söhne Kim, Sidi und Leroy spielen alle in Schalker Jugendmannschaften. Zumindest Leroy scheint die Fußballer-Gene seines Vaters geerbt zu haben.

(jbe)

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Johannes Geis

1. FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Es gab eine Zeit, da war Johannes Geis einer für Joachim Löw. Vergangene Saison staunte die Liga über diesen wuchtigen Dauerrenner im Mainzer Mittelfeld. Geis war ein Geheimtipp, ein Hingucker für Spezialisten, ein kräftiger Antreiber, der dem FSV Halt verlieh. In dieser Saison hat der 21-Jährige seinen Stammplatz behauptet, aber irgendwie ist der sanfte Geis-Hype verflogen. Vielleicht wollte der Mainzer gegen Stuttgart einfach mal wieder daran erinnern, dass es ihn auch noch gibt. Er traf per Freistoß zum 1:0 (Endstand 1:1) und glänzte danach mit einer Reminiszenz an ein Bonmot von Andreas Brehme: "Wir stehen unten drin, da hat man die Scheiße am Fuß." Brehme hatte einst in weltmeisterlicher Weisheit behauptet: "Hasse Scheisse am Fuß, hasse Scheisse am Fuß."

(jbe)

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Melvyn Lorenzen

Werder Bremen - Hannover 96

Quelle: dpa

Melvyn Lorenzen hatte beim 3:3 seiner Bremer gegen Hannover Freudentränen in den Augen. 14 Monate war der 20-Jährige wegen eines Knorpelschadens im Knie ausgefallen, dann gewann er vor wenigen Wochen die U19-EM - ehe ihm nun Trainer Viktor Skripnik zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz verhalf. Prompt erzielte Lorenzen einen perfekten Treffer, flach und scharf. Er freute sich so sehr, dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Dabei wollte der junge Deutsch-Engländer eigentlich längst im Urlaub sein. Das hat ihm Skripnik jedoch ausgeredet. "Melvyn hat klasse trainiert, seine Aufstellung war nicht nur eine Belohnung für die schweren Monate, die er durchmachen musste", sagte der Coach. Er scheint auf seine Jungen zu bauen.

(fued)

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Filip Kostic

1. FSV Mainz 05 v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Beim Tabellenletzten VfB Stuttgart kann sich in dieser Saison niemand über Langeweile beschweren. Erst wurde Sportvorstand Fredi Bobic entlassen, zehn Tage später verabschiedete sich Trainer Armin Veh. Mit Huub Stevens sollte alles besser werden. Er veränderte die Mannschaft in seinem ersten Spiel auf einigen Positionen - nur einer spielte beim Neuanfang keine Rolle: Filip Kostic. Für sechs Millionen Euro war der Serbe im Sommer vom FC Groningen gekommen. Schon unter Veh blieb er aber meist draußen. Stevens wechselte Kostic in seinen ersten zwei Spielen nicht einmal ein. In Mainz bekam er beim Spielstand von 0:1 in der 69. Minute endlich seine Chance. Und er nutzte sie. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß flankte er den Ball in den Strafraum und die Kugel kullerte irgendwie zum 1:1 in die lange Ecke (72.). Es war das erste Bundesliga-Tor des Serben - vielleicht beginnt für ihn jetzt endlich das Abenteuer Bundesliga.

(mvl)

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Ciro Immobile

Hertha BSC v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wenn Ciro Immobile an diesem Wochenende Albträume hatte, dann sicher wegen diesen beiden verflixten Szenen. In der 86. und 87. Minute der Partie in Berlin passierte dem Italiener des BVB gleich zweimal ein solches Unglück, wie es wohl nur im Abstiegskampf möglich ist: Erst scheiterte er freistehend per Kopf an Berlins Keeper Thomas Kraft, dann köpfelte knapp neben das Gehäuse - es waren Momente, die irgendwie sinnbildlich für die nervenaufreibende Phase der Dortmunder standen. Und unglücklicherweise verkörpert Immobile jenes Unvermögen, das die Borussia auch beim 0:1 gegen die Hertha wieder demonstrierte. Es läuft nicht. Weder beim italienischen 18-Millionen-Mann, noch bei seinen Kollegen.

(jbe)

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Jaroslav Drobny

SC Freiburg v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jaroslav Drobny war beim HSV bisher nicht als Elfmeter-Killer bekannt. Es ist nämlich schon ein paar Jährchen her, dass der Tscheche einen Strafstoß entschärfte - zuletzt war es ihm im Januar 2010 gelungen, damals noch im Dress der Berliner Hertha. Nun parierte der Keeper einen Foulelfmeter seines Landsmannes Vladimir Darida vom Freiburger SC. Der wahre Held aber will ein anderer gewesen sein: HSV-Kapitän Rafael van der Vaart verkündete nach dem Spiel, Drobny Anweisungen gegeben zu haben: "Ich schieße selber Elfmeter und habe gesehen, dass Darida ein bisschen gezweifelt hat. Das habe ich 'Drobo' angezeigt", sagte der niederländische Nationalspieler. In der Tat gestikulierte van der Vaart kurz vor der Ausführung wild an der Sechzehnmeterlinie herum. Allerdings zeigte er mal nach rechts, dann wieder nach links. Und so lag es wohl doch nicht an van der Vaart, dass der Ball nicht rein ging, sondern Drobny hatte wohl einfach nur Glück, zufällig die richtige Ecke gewählt zu haben.

(mike)

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Julian Schieber

Hertha Berlin's Schieber celebrates with the club mascot Herthino after their German first division Bundesliga soccer match against Dortmund in Berlin

Quelle: REUTERS

Man muss kein großer Menschenkenner sein, um zu erraten, dass Julian Schieber sein schönstes Wochenende seit langem erlebt hat. "Das ist absoluter Wahnsinn, ich bin superfroh, dass wir gewonnen haben", sagte der Hertha-Angreifer, der gerade seinen Ex-Klub Borussia Dortmund mit einem kräftigen Sprint, einem lässigen Schlenker und einem sicheren Torschuss zum 1:0 erledigt hatte. Die Pointe dieses Treffers: Es war Schiebers dritter gegen den BVB - genauso viele Tore hat er in 35 Spielen für die Schwarzgelben erzielt. Sein Wechsel in die Hauptstadt hat sich nach fünf Treffern in zehn Spielen und einem Stammplatz schon jetzt ausgezahlt. Nach dem Spiel gegen den BVB musste sich der ausgelaugte Schieber vom Feld schleppen, doch am Abend besuchte er pflichtbewusst eine Fanclub-Weihnachtsfeier in Spandau. Feste lässt man in der Vorweihnachtszeit ungerne aus, schon gar nicht, wenn man eben ein entscheidendes Tor erzielt hat.

(fued)

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Christian Streich

SC Freiburg - Hamburger SV

Quelle: dpa

Was Christian Streich seit Dezember 2011 und jede Saison aufs Neue beim SC Freiburg vollbringt, kommt schon einem kleinen Fußballwunder nahe. Etatmäßig spielt der Sportclub ja eher in der 2. Liga, trotzdem hält sich das Team in zuverlässiger Weise von den Abstiegsrängen der Bundesliga fern. Auch dank jenem eigenwilligen Herrn Streich, der am Wochenende ein Jubiläum feierte. 100 Mal saß er in der Bundesliga auf der Freiburger Trainerbank, er sah dabei 32 Siege, 32 Unentschieden und 36 Niederlagen. Es ist die erfolgreichste Trainer-Bilanz in der Bundesliga-Geschichte des SC. Und was hält Streich davon? "Alle haben es die 100 Spiele mit mir ausgehalten. Ich komme immer noch glücklich ins Trainerbüro", sagte er und ergänzte noch: "Es ist nicht alles schief gelaufen."

(fued)

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Pep Guardiola

Bayern München - ZSKA Moskau

Quelle: dpa

Pep Guardiola hätte nach dem 4:0 der Bayern gegen Augsburg allen Grund zur Freude gehabt. Seine Mannschaft zerlegte die zuletzt so überzeugenden Schwaben fachgerecht mit einer Steigerung nach der Pause - als die Partie vorbei war, stand die Herbstmeisterschaft der Bayern fest. Am 15. Spieltag, wohlgemerkt. Nun verhält es sich mit Guardiola aber so, dass ihn Etappenziele kaum interessieren. "Das bedeutet nur, dass wir viele Spiele gewonnen haben. Das ist nichts Spezielles", sagte der Coach zum erneuten Winter-Titel seines Klubs. Und so darf man sich schon einmal überlegen, was Guardiola sagen wird, wenn die Bayern am 25. Spieltag als Meister feststehen. Vielleicht: "Das interessiert mich alles nicht, es zählt nur das Triple." Oder: "Dass es erst am 25. Spieltag klappt, ist nicht so super."

(jbe)

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Medhi Benatia

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Quelle: AFP

Man könnte Medhi Benatia wegen seines Torjubels gegen Augsburg Geschmacklosigkeit vorwerfen. Nachdem er den Ball mittels einer galanten Körperdrehung zur Bayern-Führung ins lange Eck gezwirbelt hatte (es war sein erstes Bayern-Tor), legte er die Arme an, formte mit seinen Händen Pistolen und feuerte aus seinen Zeigefingern eine angedeutete Salve Richtung Publikum. Peng, Peng, Peng. Unsympathisch und martialisch finden das manche, andere allerdings erkennen in dieser Art des Jubels die Gesten eines noblen Mannes. Es gibt ja auch Revolverhelden, die für die richtige Sache unterwegs sind, für das Gute kämpfen und immer auf der Seite des Gesetzes stehen. Lucky Luke fanden wir ja schließlich auch alle toll.

(mike)

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Lukas Kruse

VfL Wolfsburg v SC Paderborn 07 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Paderborns Torwart erwischte beim 1:1 gegen Wolfsburg eines dieser Spiele, das kein Schlussmann schnell vergisst. Kruse wehrte (fast) alles ab, was da geflogen kam. In der ersten Halbzeit parierte er einen Elfmeter von Ivan Perisic und auch danach stand er bei allen Wolfsburger Versuchen im Weg. Es war, als wenn Kruse alleine gegen Wolfsburg spielen würde. Kruse hielt zweimal reaktionsschnell gegen Bas Dost, dann entschärfte er noch einen Kopfball von Naldo und schließlich scheiterte auch noch Nicklas Bendtner am Paderborner Keeper. "Wir sind in erster Linie an Lukas Kruse gescheitert", gab hinterher selbst VfL-Trainer Dieter Hecking ein.

(jbe)

© SZ.de/jbe/sonn
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