Süddeutsche Zeitung

Eklat um Ethik-Kommission:Sponsoren attackieren DFB

Nach der Demontage der eigenen Ethik-Kommission gibt es heftige Kritik an der Führung des Verbandes.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner, Frankfurt

Die Demontage der eigenen Ethikkommission durch die DFB-Spitze um Rainer Koch und Peter Peters löst ein Beben aus. Während im Deutschen Fußball-Bund hitzig debattiert wird, wie es zu dem offenbar raffiniert eingefädeltem Coup kam, und Funktionäre über falsche Informationen klagen, gehen die Sponsoren auf Distanz.

Bei manchen Geldgebern glühten am Donnerstag die Drähte, bestätigte Jana Bernhard von der Vereinigung S20. Die Interessensgemeinschaft vertritt die 20 namhaftesten deutschen Sportsponsoren, darunter DFB-Partner wie Adidas oder die Telekom. "Der Rücktritt von drei von vier Mitgliedern der DFB-Ethikkommission ist leider ein weiterer Beleg für den desolaten Zustand des größten Fußballverbandes weltweit", sagte Bernhard, die auch Mitglied in der Reform-Initiative "Fußball kann mehr" ist: "Wir Sponsoren erwarten in diesem Fall maximale Transparenz, wie es zu diesem beispiellosen Vorfall kommen konnte."

Das Gremium war am Mittwoch handlungsunfähig geworden, als das vom Duo Koch/Peters geleitete Präsidium mit 7:5 Voten die Personalberaterin Irina Kummert zur Chefethikerin kürte. Daraufhin traten die übrigen Mitglieder - der kommissarische Chef Bernd Knobloch, der Theologe Nikolaus Schneider und die Korruptionsexpertin Birgit Galley - sofort zurück und erhoben schwere Vorwürfe gegen den DFB. Offenbar nahm die Verbandsspitze den K.o. des Kontrollgremiums bewusst in Kauf: Sowohl Knobloch als auch Galley hatten für dieses Szenario schon Tage zuvor ihre Rücktritte angekündigt.

Die DFB-Compliance-Abteilung äußert sich auf Anfrage weder zu den Turbulenzen noch zu internen Interessenskonflikten, die aus der Tatsache resultieren, dass die torpedierte Kommission gerade Ermittlungen zu Interimschef Koch führte.

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