Eisschnelllauf:Verband reagiert auf Pechsteins Rundumkritik

Zwei Tage hielt Claudia Pechstein in der Öffentlichkeit still. Dann bündelte die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin ihre Kritik an der Ausbootung ihres Lebenspartners Matthias Große aus dem Betreuerstab der Nationalmannschaft in einem Brandbrief an den Verband. Der Weltcup-Auftakt in Minsk wurde von den internen Querelen in der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) überschattet.

Das von Pechstein auf Facebook veröffentlichte Schreiben ist rund 1600 Wörter lang und richtet sich vornehmlich gegen DESG-Sportdirektor Matthias Kulik. Pechstein, 47, wirft ihm eine "vorsätzliche Schädigung meines sportlichen Weges und meines Umfeldes" vor. Den Ausschluss von Große bezeichnet sie als "ganz übles Foul, nicht nur an Matthias, sondern vor allem auch an mir". Zugleich erklärt Pechstein, dass ihr Partner, den sie als neuen DESG-Präsidenten vorgeschlagen hatte, "bereits heute" Zusagen von unter anderem "bereitwilligen" Sponsoren habe, um den Verband finanziell wieder auf Kurs zu bringen. Die DESG hatte Große, der an der Seite Pechsteins zweimal zu Olympischen Spielen gereist war, wegen "verbandsschädigender" Aussagen aus dem Betreuerstab gestrichen.

Uwe Rietzke, eines von zwei verbliebenen Mitgliedern im DESG-Präsidium, reagierte frustriert. "Ich finde es sehr schade und schlecht, dass sie diesen Weg des öffentlichen Prangers benutzt", sagte er am Freitag. Man werde mit ihr die einzelnen Themen besprechen: "Der Fokus sollte bei ihr auf dem Wettkampf liegen."

Pechstein belegte am Freitag in Minsk über 3000 Meter den 14. Platz. In 4:12,04 Minuten war sie schneller als ihre deutsche Kollegin Roxanne Dufter, die auf den 16. und letzten Platz kam. Mit Bundestrainer Erik Bouwman hat Pechstein sich ebenfalls überworfen. Seitdem trainiert sie mit der polnischen Mannschaft. In ihrem Offenen Brief kündigte sie Gespräche mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie "auch gern" dem Innenministerium an. DOSB-Präsident Alfons Hörmann hatte am Montag, befragt zu den Entwicklungen in der DESG und zu Großes Eignung als Verbandspräsident, auf die "Verbandsautonomie der Mitgliedsorganisationen" verwiesen. Die Entwicklungen an der Spitze der DESG erfüllten den DOSB "mit Sorge".

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