Eisschnelllauf:Er will, er muss

Eisschnelllauf - Beckert Patrick

"Ich muss den Knöchel auskurieren und will mit neuen Kräften wieder bei der Einzelstrecken-WM im Februar angreifen": Patrick Beckert.

(Foto: Marc Müller/dpa)

Eisschnellläufer Patrick Beckert müht sich trotz einer hartnäckigen Verletzung durch die Saison - er will sich unbedingt bei den Weltmeisterschaften Ende Februar und im Weltcup beweisen.

Von Alexander Mühlbach

Patrick Beckert wollte nicht mehr stehen. Zwölfeinhalb Runden hatte er sich am Sonntag der vergangenen Woche über das Inzeller Eis gequält und den Schmerz der Knochenhautentzündung am rechten Sprunggelenk ignoriert, die ihn seit Wochen im Training einschränkt. Der Eisschnellläufer hätte es redlich verdient gehabt, sich auszuruhen. Allerdings fand sich in den Katakomben der Eisarena weit und breit keine Sitzmöglichkeit, weshalb sich Beckert nur an einer metallenen Absperrung festhielt. "Die Schmerzen werden von Tag zu Tag schlimmer", sagte er, bevor er sich wieder zusammenriss: "Ich muss die nächste Woche bis zum nächsten Weltcup in Heerenveen einfach noch überstehen." Es könnten sieben Tage zu viel für das Sprunggelenk gewesen sein.

Beckert ist niemand, der sich gern beklagt. Anfang des Jahres hatte er bei den Weltmeisterschaften über 10 000 Meter Bronze gewonnen, obwohl er sich ein paar Wochen zuvor ein Außenbandriss am linken Sprunggelenk zugezogen hatte. In dieser Saison plagt ihn eine eiternde Entzündung. Dabei läuft Beckert mit zwei unterschiedlichen Schuhen, um das Sprunggelenk zu schonen. Zusätzlich spürt er vor lauter Schmerzen seine Schiene und damit das Eis nicht richtig. Zwar versucht Beckert, dem Ganzen mit Schmerzsalben und Lymphdrainagen beizukommen, aber er weiß auch, dass die Verletzung nur dann heilt, wenn er die Schlittschuhe im Schrank lässt. Das geht bloß nicht.

Es gibt nicht mehr viele Athleten in der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), die eine Medaille bei den Weltmeisterschaften in Kolomna/Russland gewinnen können. Vor der Saison waren es noch drei, aber weil Nico Ihle wegen Formschwäche gar nicht erst bei der WM starten darf und die 43 Jahre alte Claudia Pechstein ihre jüngeren Konkurrentinnen immer häufiger davonziehen lassen muss, bleibt nur noch Beckert. Das ist der eine Grund, warum er sich durch diese Saison quält.

Der andere ist, dass sich Beckert, genervt vom starren deutschen Trainingssystem, vor der Saison einem niederländischen Privatteam angeschlossen hatte - gegen den Willen des Verbandes. Er steht nun unter Druck, den deutschen Bundestrainern zu zeigen, dass seine Entscheidung nicht falsch war. Beim Weltcup in Salt Lake City klappte das, als Beckert über 10 000 Meter deutschen Rekord lief. Diese neue Bestmarke reichte der DESG aber nicht: Sportdirektor Robert Bartko sagte in Inzell, dass man von Beckert, dem deutschen Zugpferd, durchaus eine WM-Medaille erwarten könne.

Also lief Beckert am Wochenende noch einmal in Heerenveen, mit dem Ziel zu beeindrucken. Stattdessen muss er nun die EM-Teilnahme im Januar absagen. "Ich brauche jetzt nach den harten Weltcup-Wochen dringend eine Eispause", sagt er. Zwei bis drei Wochen will er aussetzen, dabei bräuchte die Entzündung wohl Monate, bis sie wirklich auskuriert ist. Nur fehlt Beckert dafür die Zeit: die WM ist schon im Februar.

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