Süddeutsche Zeitung

Eiskunstlauf-Legende Pljuschtschenko:"Sie mussten mir wieder beibringen, selbst zu sitzen"

Jewgeni Pljuschtschenko ist Russlands bedeutendster Eiskunstläufer. Nach einer schweren OP will er es noch einmal ganz nach oben schaffen, mit Kunststoff in der Bandscheibe und vier Schrauben in der Wirbelsäule. In der SZ spricht er über seinen Neuanfang, den Traum von der Olympia-Medaille und sein gutes Verhältnis zu Wladimir Putin.

Von Johannes Aumüller

Jewgeni Pljuschtschenko nimmt noch eine Tasse Tee und eine Tafel Schokolade, dann kann das Gespräch beginnen. Es ist ein herrlich sonniger Herbsttag in Sankt Petersburg, doch Russlands bedeutendster Eiskunstläufer der vergangenen Jahre verbringt ihn nahezu komplett in der Eishalle "Jubilejnij". Erst Choreografie-Übungen, Gymnastik und eine Einheit auf dem Eis, dann eine Show-Aufführung vor Publikum und danach wieder eine Trainingseinheit.

Der 31-Jährige, früher Olympiasieger und drei Mal Weltmeister, bereitet sich auf sein letztes sportliches Ziel vor: eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Sotschi Anfang Februar, wo er das Gesicht von Wladimir Putins Prestigeveranstaltung werden soll.

In dieser Woche testet er bei einem Wettkampf in Riga die Belastungsfähigkeit. Dabei sind die Voraussetzungen schwierig. Pljuschtschenkos beste Zeit liegt schon eine Weile zurück, zwischenzeitlich pausierte er mal und konzentrierte sich auf Show-Veranstaltungen. Zudem machten ihm immer wieder Verletzungen zu schaffen, am Knie und am Rücken. Nach der letzten schweren Operation im Januar sah es schon so aus, als müsse er seine Karriere beenden: Er hat jetzt ein Stück Kunststoff in der Bandscheibe und vier Schrauben in der Wirbelsäule.

Natürlich störe ihn das, sagt er im SZ-Interview. "Aber was soll ich machen? Am Anfang nach der Operation war es sehr schlecht, fürchterlich. Sie mussten mir erst wieder beibringen, selbst zu sitzen, selbst aus dem Bett aufzustehen, selbst zu gehen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich jemals wieder Eiskunstlaufen kann, ich habe darüber nachgedacht, ob ich jemals wieder richtig gehen kann."

Im Sommer stand er erstmals nach der schweren Operation wieder auf dem Eis, beim ersten Mal war da "eine unglaubliche Angst", sagt er - und die Angst, dass bei den Sprüngen das Stück Kunststoff wieder herausfallen könnte. "Natürlich bin ich manchmal ermüdet von dem Ganzen, immer trainieren, immer auftreten", sagt er, doch da ist eben dieses Ziel: eine Medaille bei den Spielen im eigenen Land, es wäre seine vierte insgesamt.

Inzwischen trainiert er auch wieder eine seiner Spezialitäten von früher: die Vierfachsprünge. Bei den Spielen in Vancouver fühlte sich Pljuschtschenko um Gold betrogen, weil er trotz seiner Vierfachsprünge hinter dem Amerikaner Evan Lysacek landete, der keine Vierfachen zeigte. Danach wurde das System etwas verändert, doch Pljuschtschenko ist immer noch nicht zufrieden: "Für Vierfache muss es noch mehr Punkte geben. Denn das Risiko dabei ist ja groß, der Kraftverbrauch ist enorm."

Eine letzte Saison bestreitet er jetzt noch mit seinem geschundenen Körper, der Wettkampf in Sotschi ist sein letzter. Pljuschtschenko unterstützte Putin im Wahlkampf und bei der Olympiabewerbung. "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm, es war toll mit ihm, 2007 gemeinsam bei der Abstimmung die Bewerbung von Sotschi zu unterstützen", sagt Pljuschtschenko im Interview. "Es ist sein großer Verdienst, dass die Spiele in Sotschi stattfinden."

Nach Olympia 2014 plant Pljuschtschenko einen Trip mit Freunden quer durch Russland. Übernachtungen im Zelt, nicht im Hotel - und viel Zeit für seine neuen Hobbys, Enten jagen und Fische angeln.

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