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Eiskunstlauf:Deutsche Eiskunstläufer kämpfen um Olympia-Starts

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Stockholm (dpa) - Für Deutschlands beste Eiskunstläuferin Nicole Schott ist ihre fünfte Weltmeisterschaftsteilnahme in Stockholm ein coronabedingter Kaltstart ins Ungewisse.

"Ich bin froh, endlich einen Wettkampf laufen zu können", sagte die 24-jährige Osterstdorferin vor ihrem Start am Mittwoch im Kurzprogramm. Zum letzten Mal stand sie Ende September vor Preisrichtern bei der Nebenhorn Trophy auf dem Eis. Ein Corona-Fall in ihrer Trainingsgruppe bremste Schott im Winter aus: Sie musste in Quarantäne und verpasste auch ihren wahrscheinlich fünften Titelgewinn bei der deutschen Meisterschaft.

Die Zwangspause ließ sie jedoch nicht in ein Loch fallen. Im Gegenteil. "Danach hat es bei mir Klick gemacht. Spaß und Motivation waren wieder da", sagte Schott. In simulierten Wettkämpfen mit ihren Trainingspartnerinnen holte sie sich Fitness und Selbstvertrauen für die WM - und den Kampf um die Fahrkarte für die Winterspiele 2022 in Peking. "Das Ziel ist, ein Olympia-Startplatz zu holen und zweitbeste Europäerin zu werden", erklärte Schott, die 2019 den 16. Platz bei der WM belegte. Um bei Olympia dabei zu sein, ist ein Rang unter den ersten 18 bis 20 Läuferinnen Pflicht.

Um die drei Medaillenränge dürften sich wohl die Überfliegerinnen aus Russland um die EM-Zweite Anna Schtscherbakowa, die EM-Dritte Alexandra Trusowa und Elisabeta Tuktamischewa, die Weltmeisterin von 2015, streiten. "Sie laufen eine eigene Weltmeisterschaft", sagte Schott, die WM-Dreizehnte von 2018. "Unter die Top Ten zu kommen, wäre super und megatoll - und fast wie ein kleiner Sieg."

Für die neue Sportdirektorin der Deutschen Eislauf-Union, Claudia Pfeifer, haben die Peking-Tickets erste Priorität. "Wir wollen in jeder Disziplin mindestens einen Startplatz absichern", sagte sie. Im Paarlauf hofft sie trotz der verletzungsbedingten Absage von Minerva Hase/Nolan Seegert, den EM-Fünften von 2019, auf zwei Olympia-Tickets. "Das wäre wünschenswert", meinte sie. Diese Aufgabe müssen nun die Berliner Annika Hocke und Robert Kunkel lösen.

Bei den Herren geht Paul Fentz zum vierten Mal in den WM-Eisring. "Bei der EM 2020 in Graz hat er gezeigt, was möglich ist", sagte Pfeifer. Dort war der 28-jährige Berliner Achter geworden, bei der anschließenden WM aber nur auf Rang 28 gelandet. Für Glanz dürften die zwei Sprung-Giganten sorgen: Doppel-Weltmeister Nathan Chen (USA) und Doppel-Olympiasieger Yuzuru Hanyu (Japan), deren Programme mit Vierfach-Sprüngen und Dreifach-Axel gespickt sind.

Im Eistanzen treten die deutschen Meister Katharina Müller und Tim Dieck aus Dortmund zu ihrer WM-Premiere an. Nach der Absage der viermaligen Weltmeister Gabriella Papadakis/Guillaume Cizeron (Frankreich) sind die russischen Paare Viktoria Sinizina/Nikita Kazapolow sowie Alexandra Stepanowa/Iwan Bukin die WM-Favoriten.

Abgesehen von den Medaillenkämpfen stehen die Organisatoren nach den vielen Corona-Fällen bei der Hallen-EM der Leichtathleten und dem Weltcup der Fechter in Budapest besonders im Blickpunkt. "Das ist keine gewöhnliche WM und eine besondere Situation", meinte Pfeifer - "und eine Herausforderung". Dennoch ist Nicole Schott überzeugt, dass alles gut gehen wird. "Wir sind in einer Wettkampf-Bubble, dürfen das Hotel und die Halle nicht verlassen", berichtete sie. "Das ist schon ein gutes Konzept. "Ich vermute, dass man sich zuhause eher anstecken kann. Denn man passt mehr auf als daheim." Allerdings meldete die WM-Organisatoren bereits am Montag einen Corona-Fall.

© dpa-infocom, dpa:210323-99-937593/3

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