Eiskunstlauf bei Olympia:Die Generalprobe endet im Sturz

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Aljona Savchenko landet nach einem Flüchtigkeitsfehler auf dem Eis. (Foto: dpa)
  • Für das deutsche Eiskunstlauf-Paar Savchenko/Massot beginnen die Olympischen Winterspiele mit einem Patzer.
  • Aljona Savchenko verwechselt zwei Elemente: den Axel und den Flip.
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Von Barbara Klimke, Gangneung

Den Anfang machte die Geige: Ein Kammermusiktrio begrüßte die Zuschauer am Morgen in der neuen, schmucken Eisarena im Sportpark von Gangneung, in der Küstenstadt am Japanischen Meer, hierzulande Ostmeer genannt. Eiskunstlauf ist die einzige olympische Disziplin, zu deren Grundvoraussetzung neben Athletik auch Musikalität gehört; Violine, Cello und Flügel an der Bande sind trotzdem ein ungewöhnlicher Anblick im Sport. Anderseits ist der dreiteilige Mannschaftswettbewerb auf Kufen, der am Freitag begonnen hat, gewissermaßen die Ouvertüre zu den Wettkämpfen der Solisten, Paare und Tänzer, die noch folgen. Und so war es ein hübscher Einfall, mit Streichern, Allegro molto vivace, auf die Pirouetten und Rittberger, die noch folgen werden, einzustimmen.

Die Ouvertüre gibt den Tenor der Aufführung und die bestimmenden Elemente der Handlung vor. Davon ausgehend, ist zu erwarten, dass das deutsche Eiskunstlauf-Duo Aljona Savchenko und Bruno Massot aus Oberstdorf weiter gute Chancen auf den erhofften Medaillengewinn hat, wenn es am 14. und 15. Februar das nächste Mal das Eis betritt, dann in der speziellen Paarlauf-Konkurrenz. Bei den Männern wird Paul Fentz aus Berlin sich, nach seinem ersten Auftritt, für kommende Woche Strategien zur Sturzvermeidung überlegen müssen, um am Ende nicht auf den hinteren Rängen zu landen.

"Generalprobe" mit echten Medaillen

Gemeinsam wird die deutsche Eiskunstlauf-Abordnung jedenfalls keinen Blumentopf bei den Winterspielen in Südkorea gewinnen, das ist jetzt schon klar. Noch bevor die Frauen und die Tänzer am Sonntag ihrerseits ihre Kurzprogramme präsentieren werden, und dann die Küren folgen, nimmt Team Germany in der Nationenwertung Platz acht von zehn Teams ein.

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Vielleicht sollte man bei der Diktion von Sportdirektor Udo Dönsdoff bleiben, der lieber von einer "Generalprobe" statt von einer Ouvertüre sprach, obwohl dafür tatsächlich echte Medaillen vergeben werden, aus Edelmetall und im üblichen G-S-B-Dreierpack. Generalproben jedenfalls haben den Vorteil, dass grobe Patzer fast zur Definition gehören, und ein solcher Flüchtigkeitsfehler ist am Freitag Aljona Savchenko unterlaufen, ausgerechnet der erfahrensten Eiskunstläuferin dieser Spiele, die in ihrer langen Karriere fünf Mal Weltmeisterin und zweimal Olympia-Dritte mit dem Vorgänger-Partner Robin Szolkowy war. Diesmal, da sie bei Olympia Bruno Massot an der Hand aufs Eis führt, hat sie schlicht zwei Elemente verwechselt: den Axel und den Flip.

Das Problem bestand darin, dass es sich um die Wurf-Varianten dieser Sprünge handelte, mit einer dreifachen Rotation um die eigene Achse in der Luft, und dass die jeweiligen Anlaufwege unterschiedlich sind: Einer wird vorwärts abgesprungen, der andere rückwärts, und als sie den Irrtum bemerkte, hatte sie schon "an Schwung verloren", wie sie sagte. Um es kurz zu machen: Die Sache endete im Sturz. Nicht weiter schlimm, bis auf den Punktabzug der Preisrichter, der bedeutete, dass die WM-Zweiten von 2017 hinter den Europameistern Jewgenija Tarassowa/Wladimir Morosow und den Kanadiern Meagan Duhamel/Eric Radford einsortiert wurden.

Bei der Paarlauf-Entscheidung kommende Woche werden die Karten neu gemischt, Savchenko/Massot würden sich gern an der Spitze des Klassements sehen, und es gibt nichts, das objektiv dagegen spräche: Ihre Kurzkür, ein Lindy Hop zum Thema "That Man", war das originellste und witzigste des Morgens, das die besten Noten für die Ausführung erhielt. "Das ist wie ein Showprogramm. Wir haben dabei immer ein Lächeln auf den Lippen", sagte Massot: "Damit werden auch die schwierigen Komponenten leichter."

Stürze allerdings verderben den Gesamteindruck, und der Fauxpas vom Freitag hatte Methode: Den dreifachen Wurf-Axel, den Königssprung der Paarläufer, und den dreifachen Wurf-Flip hatte das Duo in den vergangenen Wochen in Oberstdorf gleichsam intensiv trainiert. Erst im letzten Moment, so berichtete Trainer Alexander König am Tag vor dem Teamwettbewerb, habe man entschieden, die sichere Variante zu wählen, den Flip. Aljona Savchenko hatte sich kürzlich am Fuß verletzt, und sie wollte das Risiko minimieren. Das erklärt den kurzen Irrtum auf dem Eis; zumal der Wettbewerb zu höchst ungewöhnlicher Stunde, um zehn Uhr morgens Ortszeit, begann - was garantierte, dass die Paillettenkleidchen zur Prime Time in Amerika auf dem Fernsehschirm glitzerten.

Paul Fentz allerdings, der deutsche Meister aus Berlin, wollte frühes Aufstehen nicht für seine beiden Stürze im Männer-Teil der Veranstaltung verantwortlich machen; das Aufwärmtraining war schon um 6.00 Uhr angesetzt. Vermutlich waren es die Nerven, die den Ausschlag gaben bei dieser Olympia-Ouvertüre vor großem Publikum, molto vivace. Die Kammermusiker am Eis, das nur am Rande, haben übrigens fehlerfrei gespielt, ehe sie Geige und Cello einpackten, um die Bühne den Kufentänzern zu überlassen.

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