Am vergangenen Freitag schaute Stefan Ustorf bei seinem alten Verein vorbei. Beim 4:2-Sieg der Eisbären Berlin gegen die Hannover Scorpions saß er auf der Tribüne und initiierte gar eine Laola-Welle. Alles in Ordnung mit dem ehemaligen Eishockeyspieler und NHL-Profi, möchte man meinen - doch das stimmte nicht. Der 39 Jahre alte Ustorf leidet immer noch an den Folgen der Verletzungen, die er sich während seiner Karriere zugezogen hat.
"Mir geht es vor allem im Kopf unverändert sehr schlecht. Dadurch spüre ich, wie nach und nach auch mein Körper auseinanderfällt", sagte Ustorf nach dem Spiel, "mir war es nicht bewusst, wie schlecht meine Verfassung werden kann, weil ich nicht mehr trainieren, mich nicht mehr körperlich fithalten kann."
Im Dezember 2011 erlitt er zwei Mal innerhalb kurzer Zeit Gehirnerschütterungen, mit Folgen hat er immer noch zu kämpfen. Deshalb sei er kürzlich aus den Vereinigten Staaten nach Berlin gereist, um sich erneut untersuchen zu lassen, beschreibt Ustorf. "Ich habe zwölf Kilo verloren, meine Muskeln sind weg", sagt er. Aufgrund der Verletzung könne er keinen Sport mehr betreiben. Nach spätestens einer Stunde sei er müde, ihm werde schwindlig.
Auch andere Tätigkeiten seien nur noch mit Mühe und unter Schmerzen möglich. "Meine Augen arbeiten nicht mehr korrekt zusammen", sagt er - was vor allem das Lesen erschweren würde: "Mich mache auch die Kopfschmerzen wahnsinnig. Ich bin müde, lege mich hin - kann aber nicht einschlafen." Nun hoffe er vor allem, endlich wieder gesund zu werden.
Ustorfs Geschichte fällt in eine Zeit, in der ohnehin über die Sicherheit bei Kontaktsportarten und die Folgen von Körperverletzungen diskutiert wird. Es geht dabei vor allem um Disziplinen wie Eishockey und American Football, in denen Gehirnerschütterungen häufig vorkommen sind und bei denen die Athleten oftmals zu früh aufs Spielfeld zurückkehren.
Während seiner Karriere, während der Ustorf 469 Spiele in der DEL absolvierte, 54 Mal in der NHL auflief und 311 Mal in anderen amerikanischen Ligen, wurden vier Gehirnerschütterungen diagnostiziert. "Wenn man darüber nachdenkt, dann waren da sicher ein paar mehr", sagte Ustorf schon vor einem Jahr, "da brummte einem der Schädel - und trotzdem ging's wieder ab aufs Eis."