Eishockey:Zurück bei der Konkurrenz

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„Ja mei, so ist halt der Profisport“, sagt Yasin Ehliz (hier noch im Trikot der Nürnberger) über die Gründe seiner Nicht-Rückkehr zu den Ice Tigers. (Foto: Marius Becker/dpa)

Nationalstürmer Yasin Ehliz wechselt nach seinem Abenteuer in der NHL wieder in die Bundesliga. Mit dem EHC München will er Meister werden.

Von Christian Bernhard

Yasin Ehliz hatte in den vergangenen Tagen einiges zu erledigen. Sonntagabend war der Eishockey-Nationalspieler nach einigen Monaten in Nordamerika in seine Heimat nach Gaißach bei Bad Tölz zurückgekehrt. So ein Übersee-Umzug ist nicht ohne, und gleichzeitig hätte Ehliz gleich wieder packen können: Der scheidende Bundestrainer Marco Sturm hatte ihn für den am Donnerstag beginnenden Deutschland Cup nachnominiert.

Das Aus- und Einpacken war aber bei weitem nicht Ehliz' wichtigste Beschäftigung: Er musste eine Entscheidung über seine sportliche Zukunft treffen. Diese ist nun gefallen. Einen Tag nach der 2:3-Achtelfinal-Hinspiel-Heimniederlage in der Champions Hockey League gegen den EV Zug aus der Schweiz gab der EHC Red Bull München am Mittwoch die Verpflichtung des Angreifers bekannt. Nur seine Koffer für die Abreise zum Deutschland Cup hat Ehliz dann doch nicht gepackt. Er musste Sturm aufgrund eines grippalen Infekts kurzfristig wieder absagen. Ursprünglich hatte er geplant, Donnerstagfrüh zur Nationalmannschaft aufzubrechen.

Ehliz' Vertrag mit den Calgary Flames war erst am vergangenen Wochenende aufgelöst worden

Ehliz' Vertrag mit den Calgary Flames war erst am vergangenen Wochenende aufgelöst worden. Der 25-Jährige konnte seinen NHL-Traum nicht verwirklichen und kam auch bei den Stockton Heat, Calgarys Farmteam in der American Hockey League (AHL), nur viermal zu sehr kurzen Einsätzen. "Es war frustrierend", sagte Ehliz am Mittwoch. "Ich wollte nicht die ganze Saison drüben bleiben und nicht spielen, das hätte mir nichts gebracht." Moralische Unterstützung bekam er von Sturm. "Ich bin enttäuscht darüber, wie mit Yasin in Calgary umgesprungen wurde", kritisierte der Bundestrainer, "er bekam dort keine echte Chance."

An Angeboten aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mangelte es Ehliz trotzdem nicht. "Ich habe mit mehreren Vereinen gesprochen", berichtete er, die Gespräche mit dem Meister der vergangenen drei Jahre gaben ihm dabei das Gefühl, dass der EHC der "perfekte Ort" für ihn sei. Dabei hob er den "unglaublichen Trainerstab" der Münchner hervor. Mit Teilen davon hat er bereits zusammen gearbeitet: Münchens Co-Trainer Matt McIlvane war bei den Olympischen Spielen in Südkorea, die Ehliz mit einer Silbermedaille verließ, Sturms Assistent gewesen. In München will Ehliz das erreichen, was ihm in Nürnberg trotz dreier Halbfinal-Teilnahmen in Serie verwehrt geblieben war. "Ich will jetzt auch Meister werden", erklärte er. Dazu kommt die Nähe zu seiner Heimat, die eine "sehr große" Rolle bei seiner Entscheidung für München gespielt habe. "Das freut auch die Mama", sagte Ehliz.

Definitiv keine Freude kam in Nürnberg auf. Wolfgang Gastner, Geschäftsführer der Nürnberg Ice Tigers, hatte gegenüber der Bild am Tag vor Bekanntgabe des Transfers erklärt, er wäre "persönlich extrem enttäuscht", wenn sich Ehliz für einen Wechsel nach München entscheiden würde. Die Nürnberger waren ebenfalls im Rennen um den Nationalspieler, wie Gastner bestätigte. Ehliz hatte als 17-Jähriger in Nürnberg debütiert und bis zu seinem Wechsel nach Amerika nur für die Franken gespielt. Im vergangenen Jahr hatte er seinen Vertrag mit den Ice Tigers um drei Jahre verlängert, dieser wurde beim Abschied nach Calgary allerdings aufgelöst. Eine in solchen Fällen oft getroffene Zusatzvereinbarung, wonach Nürnberg im Falle seiner Rückkehr nach Deutschland ein Vorrecht gehabt hätte, kam nicht zustande.

"Ja mei, so ist halt der Profisport", sagte Ehliz zum Unmut in Nürnberg. "Ich bin nicht der erste Spieler, der aus Nürnberg weg geht. Die Leute, die sich darüber aufregen, regen sich auf, das kann man nicht ändern." Ehliz war vor seinem Sprung nach Nordamerika an der Seite seiner Reihenkollegen Steven Reinprecht und Patrick Reimer zu einem der besten deutschen Angreifer gereift. Das Sturm-Trio war jahrelang eines der gefährlichsten der Liga, Ehliz verbuchte in knapp 400 DEL-Spielen 93 Tore und 166 Assists für die Franken.

Solche Statistiken erhoffen sie sich nun in München. EHC-Trainer Don Jackson hatte kürzlich noch erklärt, dass der Verein trotz seiner Verletzungssorgen im Angriff niemanden verpflichten wolle. Die Möglichkeit, einen gestandenen deutschen Nationalspieler zu holen, wollten der Klub und er sich aber nicht entgehen lassen. "Yasin passt perfekt in unser Team", sagte Jackson. "Er ist ein exzellenter Spieler, hat mit seinen 25 Jahren schon viel erreicht und war in Nürnberg in den vergangenen Jahren Führungsspieler." Ehliz ist außerdem: topfit und wehwehchenfrei. Bei all den verletzten EHC-Angreifern ist das ein derzeit ganz besonders geschätzter Zustand in München.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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