Eishockey-WM:Es hat Klick gemacht

Lesezeit: 3 Min.

Lukas Reichel (vorne links) bildet mit John-Jason Peterka und Wojciech Stachowiak bei der WM eine Reihe, weil Nationaltrainer Harold Kreis findet: "Die bewegen was." (Foto: Darko Vojinovic/dpa)

Das deutsche Nationalteam gewinnt 4:2 gegen Polen und steht nach dem vierten Sieg im sechsten WM-Spiel kurz vor dem Einzug ins Viertelfinale. Trainer Harold Kreis scheint auf der Suche nach einer offensiveren Reihe die ideale Besetzung gefunden zu haben.

Von Christian Bernhard

Harold Kreis musste schmunzeln, ehe er antwortete. "JJ macht das", sagte der Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft dann, "JJ will in diese Situationen gebracht werden." JJ, das ist der Spitzname von John-Jason Peterka, einem der deutschen NHL-Spieler im Team von Harold Kreis. Und JJ hat in den vergangenen Tagen viel dafür getan, dass Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Tschechien kurz vor dem Einzug ins Viertelfinale steht. 24 Stunden nach dem souveränen 8:2-Sieg gegen Kasachstan hat das DEB-Team am Samstagnachmittag Aufsteiger Polen mit 4:2 geschlagen - und so im sechsten Turnierspiel den vierten Sieg gefeiert. Peterka steuerte zwei Tore bei.

Der 22-jährige Stürmer von den Buffalo Sabres ist trotz seines jungen Alters schon ein Schlüsselspieler in der Nationalmannschaft. Er habe in seinem zweiten kompletten NHL-Jahr den nächsten Schritt gemacht, sagte er vor dem WM-Start. 28 Tore und 50 Scorerpunkte für Buffalo untermauerten das eindrucksvoll. Bei der WM benötigte Peterka jedoch etwas Anlaufzeit, in den ersten drei Vorrundenspielen gegen die Slowakei, Schweden und die USA blieb er ohne Tor. "Das hat an ihm geknabbert", sagte Sturmkollege Tobias Eder. Auch der Bundestrainer spürte das. "Er setzt sich selbst sehr unter Druck. Ich wünsche mir, dass er das nicht immer so macht", sagte Kreis.

Weltmeisterschaft in Tschechien
:Spielplan der Eishockey-WM 2024: Alle Spiele und Ergebnisse

Tschechien hat es geschafft: In einem engen WM-Finale setzte sich der Gastgeber gegen die Schweiz durch und kürte sich zum 13. Mal zum Weltmeister. Der Spielplan mit allen Spielen im Überblick.

Von Marko Zotschew

Mit dem Lettland-Spiel löste sich Peterkas WM-Knoten. Seinen zwei Treffern beim 8:1-Sieg am Mittwoch ließ er am Freitag gleich vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Assists) beim 8:2 gegen Kasachstan folgen. "Es gibt so Spiele, wo fast alles reingeht. Das war so ein Spiel", sagte Peterka. Bei den zwei deutlichen Siegen lief der Buffalo-Angreifer an der Seite von Lukas Reichel, ebenfalls 22, und Wojciech Stachowiak, 24, auf. Kreis begründete die Reihenzusammenstellung mit dem Wunsch nach mehr Offensive, etwas, was gegen Schweden und die USA gefehlt hatte. "Da haben wir uns gesagt: Weißt du was? Wir bringen die drei Spieler zusammen, die von ihrer Veranlagung und Geschwindigkeit her am besten zusammenpassen. Sie bringen Tempo nach vorn und arbeiten auch hart zurück." Die drei, so Kreis, "die bewegen was".

Als die Polen es noch mal spannend machen, dauert es nur 52 Sekunden, ehe Peterka das finale 4:2 erzielt

"Am Anfang hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten, uns zu finden, weil wir die Laufwege voneinander nicht so gut kannten. Aber jetzt kann man sagen, dass es ziemlich klickt", sagte Peterka. Und wie. Beeindruckende 15 Scorerpunkte sammelte das Trio in den zwei Spielen gegen Lettland und Kasachstan. Am Samstag gegen Polen markierte Peterka per Penalty nicht nur das 2:0, sondern legte in einer spannenden Schlussphase, in der die Polen aus einem 0:3 ein 2:3 gemacht hatten, das wichtige 4:2 nach (57.). Peterka verwertete dabei einen Abpraller von Reichel.

"Wir machen uns das Leben einfacher", betonte Reichel. "Wir sind einfach drei junge Spieler, die ein bisschen Spaß haben und Offensive kreieren wollen", erklärte Ingolstadts Angreifer Stachowiak, der es als "Ehre" empfindet, an der Seite der zwei NHL-Spieler aufzulaufen. Für Stachowiak war die Partie gegen Polen eine besondere, da er so wie Teamkollege Maksymilian Szuber in Polen geboren wurde und bis zu seinem elften Lebensjahr dort lebte.

Nationaltrainer Harold Kreis lobt JJ Peterka für dessen "unglaublich schnelle Hände". (Foto: Darko Vojinovic/dpa)

Anders als gegen Lettland und Kasachstan tat sich die deutsche Mannschaft am Samstag lange Zeit schwer, die Polen wehrten sich konzentriert und diszipliniert. Mathias Niederberger, der für Philipp Grubauer ins Tor gerückt war, war speziell im Startdrittel ein paarmal zur Stelle, ehe die vierte Angriffsformation das Kreis-Team in Minute 26 in Führung brachte. Alexander Ehl traf, er war bereits der 16. deutsche Torschütze im Turnier. Zehn Minuten später bekam die deutsche Mannschaft einen Penalty zugesprochen, den Peterka sicher durch die Beine des polnischen Torhüters verwandelte. Die Schnelligkeit, mit der er dabei abzog, überraschte sogar Kreis. "Der Schuss kam unerwartet, auch für uns an der Bande", sagte Kreis und lobte Peterka für dessen "unglaublich schnelle Hände".

Diese Qualitäten hatte sich bereits in Peterkas Jugendtagen abgezeichnet. Der Münchner Nachwuchscoach Ron Chyzowski, der Peterka ab dem neunten Lebensjahr trainierte, sagte mal, die Scheibe sei "ein Teil von ihm". Der Puck finde zu ihm, "und dann macht er was damit". Im Dress der Nationalmannschaft ist das oft was sehr Gutes: Peterka hat jetzt bereits zwölf WM-Tore auf seinem Konto, das sind die meisten unter den aktiven Nationalspielern. Als die Polen es mit zwei späten Treffern noch einmal spannend machten, dauerte es nur 52 Sekunden, ehe Peterka das finale 4:2 erzielte und dem Zittern ein Ende setzte.

Kreis gab seiner Mannschaft den Sonntag frei, am Montag beginnt die Vorbereitung auf das abschließende Gruppenspiel gegen Frankreich am Dienstag (12.20 Uhr). Auch dann wieder mit einem John-Jason Peterka, der innerhalb weniger Tage ganz schön heiß gelaufen ist.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusEishockeyprofi Moritz Müller
:"Stärke ist nicht, wenn man Schwächen verheimlicht"

DEB-Kapitän Moritz Müller hat mit dem Eishockey-Nationalteam Olympia- und WM-Silber gewonnen, aber nie ein Finale. Über Tränen nach Niederlagen, die jungen Spieler von heute und den erzieherischen Effekt von Raufereien auf dem Eis.

Interview von Johannes Schnitzler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: