Eishockey-WM:Glanz ohne Medaille

Für eine Medaille reichte es nicht: Am Ende der Eishockey-Heim-WM im eigenen Land belegt Deutschland den vierten Platz - und darf dennoch auf ein glanzvolles Turnier zurückblicken.

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Sweden v Germany - 2010 IIHF World Championship

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Für eine Medaille reichte es nicht: Am Ende der Eishockey-Weltmeisterschaft im eigenen Land belegt die deutsche Mannschaft  von Bundestrainer Uwe Krupp den vierten Platz. Im Spiel um die Bronzemedaille verlor das Team mit 1:3 gegen Schweden - und darf dennoch auf eine glanzvolle WM zurückblicken.

Eishockey WM  Finale Russland-Tschechien

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Im Finale gewann Tschechien mit 2:1 gegen Russland und löste die Russen somit als Weltmeister ab. Schon nach 20 Sekunden gingen die Tschechen durch Jakub Klepis in Führung. Die Vorentscheidung fiel in der 39. Minute, als Tomas Rolinek zum 2:0 traf. Obwohl sich die Russen vehement - und zum Teil regelwidrig - wehrten, konnten sie die Partie nicht mehr umbiegen. Dazjuks Anschlusstreffer zum 1:2 blieb ohne Folgen. Für Tschechien ist es der zwölfte Weltmeistertitel.

Eishockey WM - USA-Deutschland

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Die Veranstalter hatten vorgesorgt. Das Turnier sollte mit einem großen Knall gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit der Sportfans auf sich ziehen. Und weil nicht davon auszugehen war, dass dem deutschen Team ein sportlicher Knalleffekt gelingen würde, sorgte eben das Stadion für Schlagzeilen. Knapp 80.000 Menschen sahen in der Arena auf Schalke das Eröffnungsspiel gegen die USA - Weltrekord.

Eishockey WM - USA - Deutschland

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Rekordverdächtig war auch die Stimmung der deutschen Fans, die sich mehrheitlich auf eine Schlappe ihres Teams vorbereitet hatten - und angenehm überrascht wurden: Deutschland gelang im Spiel gegen die Olympia-Silbermedaillengewinner von Vancouver ein 2:1-Sieg in der Verlängerung. Siegtorschütze Felix Schütz (gelbes Trikot) ist ein Platz in der Eishockey-Historie sicher.

Eishockey-WM USA - Dänemark

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Für die Amerikaner war die WM eine Lektion in Demut: Vor dem Turnier hatten sich die US-Boys selbst zum Favoriten erklärt, nach der Vorrunde spielten sie gegen den Abstieg. Und selbst das war eine knappe Angelegenheit: Erst ein 3:2 nach Penaltyschießen gegen Italien sicherte den Klassenerhalt. Obwohl der Kader im Vergleich zum Turnier in Vancouver beinahe komplett verändert wurde, hätte mit einem derart schwachen Abschneiden wohl niemand gerechnet - schon gar nicht Kapitän Jack Johnson, der nach dem Klassenerhalt sagte: "Wir sind alle froh, dass es vorbei ist."

Eishockey-WM 2010

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Der große Gewinner im deutschen Team heißt Dennis Endras, spielt in der Deutschen Eishockey-Liga für Augsburg und wurde vor der WM als zweiter oder dritter Torwart gehandelt. Dass Bundestrainer Uwe Krupp ihn im Eröffnungsspiel von Beginn an auflaufen ließ, war eine Überraschung - dass Endras die Nummer eins blieb, war dann keine mehr. Der 24-Jährige hielt wie der Teufel und wurde vom Eishockey-Weltverband IIHF zum "wertvollsten Spieler" des Turniers gewählt. Es ist das erste Mal überhaupt, dass einem Deutschen diese Ehre zuteil wird. Endras wurde außerdem zum besten Torhüter der Weltmeisterschaft ernannt.

Eishockey-WM 2010

Quelle: ag.ddp

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Das deutsche Team spielte ein äußerst zuschauerfreundliches Turnier: Es spielte stets aggressiv, steckte nie auf und verdiente sich den Applaus der Fans. Als Schlüsselerlebnis darf der 3:1-Sieg gegen Dänemark gelten, der das Tor zur Zwischenrunde öffnete. Die Dänen waren bereits für die nächste Runde qualifiziert, wollten Deutschland jedoch "die WM versauen", wie Stürmer Kim Staal angekündigt hatte. Daraus wurde nichts, und Dänemarks Trainer Per Bäckman räumte ein: "Deutschland hat eine große Mannschaft."

Alexander Ovechkin, Alexamnder Sulzer

Quelle: ap

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"Wir sind wieder wer", riefen die deutschen Fans. Franz Reindl, Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), sprach von einer Leistung, die "fachlich nicht zu erklären" sei. Dass die DEB-Auswahl in der Zwischenrunde gegen die Russen mit Superstar Alexander Owetschkin (Bildmitte) und gegen Weißrussland knapp verlor, tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Denn ein ebenso knapper 2:1-Sieg gegen die Slowakei im letzten Spiel der Zwischenrunde garantierte das Weiterkommen - Deutschland stand im Viertelfinale.

Eishockey-WM - Schweiz - Deutschland

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Bundestrainer Uwe Krupp war mit der - inoffiziellen - Maßgabe in das Turnier gestartet, eine Blamage zu verhindern. Sein Vertrag läuft nach der WM aus, eine Weiterbeschäftigung erschien wegen einer durchwachsenen Gesamtbilanz nicht realistisch - auch wegen der Krebserkrankung seiner Frau. Weil seine Auswahl aber auch im Viertelfinale gegen die Schweiz ein starkes Spiel machte und sensationell ins Halbfinale einzog, ist der Bundestrainer nun das Gesicht des deutschen Eishockeys. Der DEB will möglichst bald mit ihm über einen neuen Vertrag verhandeln. Branchenkenner gehen jedoch davon aus, dass Krupp aufhört - er würde auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Bundestrainer abtreten.

Eishockey-WM Schweiz - Deutschland

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Die Enttäuschung der Schweizer fand nach dem Viertelfinale in einer Schlägerei Ausdruck, bei der auch der deutsche Ko-Trainer Ernst Höfner beteiligt gewesen sein soll - er wurde von der Disziplinarkommission des Eishockey-Weltverbands für zwei Partien gesperrt. Zur Freude der Veranstalter blieb die Rauferei das einzige nennenswerte Negativerlebnis der WM - die nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannte Sportart Eishockey präsentierte sich größtenteils fair.

Eishockey-WM 2010

Quelle: ag.ddp

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Im Halbfinale gegen Russland vertraute Krupp dem Berliner Torhüter Rob Zepp - Stammkeeper Endras wurde geschont. Zepp kassierte zwei Gegentore - eines zu viel: für Deutschland traf nur NHL-Legionär Marcel Goc. Wie schon in der Zwischenrunde erwiesen sich die Russen als eine Nummer zu groß für die DEB-Auswahl. Krupp nahm es gelassen und ordnete die Leistung seines Teams schon vor dem verlorenen Spiel um Platz drei gegen Schweden ein: "Das ist jetzt schon historisch", sagte er.

© sueddeutsche.de/mikö/dav
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