Polyglott zu sein, kann einem Nationaltrainer nicht schaden, wenn er verschiedene Muttersprachen in der Kabine sitzen hat. Neben Schwyzerdütsch, Italienisch und Französisch, den gängigen Idiomen in der Schweiz, spricht Patrick Fischer, der Chefcoach der „Nati“, auch Englisch und Spanisch. Zur Not würde er seine Botschaften wohl in Zeichensprache an den Mann bringen. Nach dem 5:1 gegen Deutschland am Donnerstagabend sagte Fischer, ihm gefalle die „Ihschtellig“ seiner Spieler, die Einstellung, und übersetzte für interessierte deutsche Journalisten: „Alle unterstützen sich“, die Verteidiger die Stürmer, die Feldspieler den Torwart, „die Defensive allgemein ist gut“. Auch viele Zungen können dieselbe Sprache sprechen.

Schweizer Eishockey-Nationaltrainer Fischer:„Es gibt Menschen, die nicht nur Gutes über mich denken“
Das Duell zwischen Deutschland und der Schweiz gehört zu den großen Rivalitäten im Eishockey. Patrick Fischer, Trainer der Schweizer „Nati“, spricht über das Ziel Gold, deutsche Arroganz und seine innere Reise zur Spiritualität.
Nun ist es nicht so, dass die deutsche Mannschaft bei der Eishockey-WM ein babylonisch verwirrter Haufen wäre, in dem jeder sein eigenes Türmchen baut. „Die Mannschaft hat bis zum Schluss gearbeitet und sich nichts gefallen lassen“, sagte Bundestrainer Harold Kreis. Aber dieses 1:5 in Herning gegen den WM-Zweiten nach drei deutlichen Siegen gegen Ungarn, Kasachstan und Norwegen – bemühte, aber spielerisch limitierte Teams – warf Fragen auf. Über das Ziel sind sich alle einig: Viertelfinale, mindestens, eine kleine Medaille vielleicht. Aber über den Weg dorthin scheint es verschiedene Ansichten zu geben.
Nach leidlich ausgeglichenem Start – Korbinian Geibel und Fabio Wagner (3), zwei Verteidiger, hatten die besten Chancen, Torhüter Mathias Niederberger rettete die Null in die Pause – zerkrümelte die taktische Geschlossenheit wie ein trockener dänischer Haferkeks.
„Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht und zu viele Großchancen abgegeben“, sagte NHL-Stürmer Tim Stützle, er selbst habe „zu viele Chancen nicht reingemacht“. In der Tat war Stützle der einzige deutsche Stürmer, der nennenswerte Chancen hatte. „Wenn der Fabio das eine oder andere Ding reinknallt, dann sieht das Spiel vielleicht ganz anders aus“, spekulierte Kapitän Moritz Seider. Richtig, meinte Leo Pföderl: „Die besten Chancen hatten unsere Verteidiger. Aber es wäre vielleicht doch besser, wenn ein Stürmer sie hätte.“ Pföderl, Stürmer des Jahres in der DEL, ist bei der WM noch ohne Torbeteiligung.

Edmonton und Draisaitl im NHL-Halbfinale:Jetzt verteidigt er auch noch
Welch eine Wendung für die Edmonton Oilers in den Stanley-Cup-Playoffs: Mit 4:1 besiegen sie die favorisierten Vegas Golden Knights und stehen im Semifinale. Der Deutsche Leon Draisaitl entwickelt wieder einmal völlig neue Qualitäten.
Eine erste Bruchlinie war damit offengelegt: Was lief falsch? „Wir haben viel zu viele Odd-Man-Rushes zugelassen“, sagte NHL-Profi Seider, Situationen, in denen die Verteidiger sich einer Überzahl von Angreifern gegenübersehen. „Da wurden wir gnadenlos ausgekontert. Und dann wird es schwer gegen eine so talentierte Mannschaft.“ Kreis hatte bereits nach dem letzten WM-Test gegen die USA in Düsseldorf (2:5) mahnend den Finger gehoben. Seine Mannschaft weise zu viele „gaps“ auf, Lücken zwischen Abwehr und Angriff, weil die Stürmer zu tief ins gegnerische Drittel vordringen und bei Scheibenverlust zu spät in die Rückwärtsbewegung kommen. „Wir wussten, dass die Schweizer im Umschalten sehr stark sind. Wir haben die Lücken geöffnet, und sie haben sie gefunden“, sagte er nun. Dem Doppelschlag zum 0:2 (25./26.) folgte der nächste zum 0:4 (34./35.). „In den ersten drei Spielen waren wir auch nicht fehlerfrei“, sagte Kreis. „Aber der Gegner konnte es nicht so umsetzen.“
„Wir sollten es nicht auf das letzte Spiel ankommen lassen“, sagt Kapitän Seider
„Nach einem 0:4 wird es schwierig“, gab Dominik Kahun zu. Auch der ehemalige NHL-Profi, der beim HC Lausanne spielt, wunderte sich über das desolate zweite Drittel. „Der Start war auf Augenhöhe. Und dann haben wir es komplett aus der Hand gegeben. Wir hatten teilweise mehr Zeit, als wir dachten, und haben die Scheibe unnötig weggeworfen.“
Und damit zur zweiten Bruchlinie: Wie machen wir es besser? „Wir haben zu wenig physisch gespielt“, sagte Angreifer Stützle, gezeichnet an Kinn und Lippe, der aus der NHL eine rustikale Gangart gewohnt ist. Verteidiger Seider sah es so: „Wenn man so passiv verteidigt, klingelt es irgendwann.“ Stürmer Pföderl monierte: „Wir haben viel zu viel Aufwand gebraucht, um ordentliche Chancen zu kreieren.“ Kreis dagegen fand: „Wir sind im zweiten Drittel zu ungeduldig geworden.“ Es brauchte keinen Arzt, um Zweit- und Drittmeinungen einzuholen.

Weltmeisterschaft in Schweden und Dänemark:Spielplan der Eishockey-WM 2025: Alle Spiele und Ergebnisse
16 Mannschaften kämpften bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2025 in Schweden und Dänemark um den WM-Titel. Am Ende jubelte die USA. Der Spielplan mit den Ergebnissen.
Der Bundestrainer schien fast froh zu sein, dass ihm gerichtsfestes Beweismaterial in die Hand gefallen war. „Wenn wir zum Beispiel ansprechen, dass wir den dritten Mann in der Offensivzone verlieren, dann kann sich das zwar jeder vorstellen“, sagte Kreis. „Aber jetzt haben wir auch Bilder, die das zeigen.“ Und seine Spieler sind lernwillig. Stützle: „Eine Niederlage wird uns nicht umbringen.“ Seider: „Wenn das ein Wake-up-Call war, dann ist das etwas, was wir mitnehmen können.“ Pföderl: „Jetzt haben wir sauber auf den Sack bekommen. Aber wir haben neun Punkte. Wir sprechen alles an, und dann geht es weiter.“ Und zwar schon am Samstag (12.20 Uhr, Pro Sieben und Magentasport) gegen das Team USA, das bislang mit schwankenden Leistungen auffällt. Am Montag folgt die Partie gegen Weltmeister Tschechien, letzter Gruppengegner ist am Dienstag WM-Gastgeber Dänemark. „Wir sollten es nicht auf das letzte Spiel ankommen lassen“, warnt Seider. „Die Amis sind schlagbar.“ Ein Mann, ein Wort.