Das kleine Dänemark im Halbfinale, das große Kanada draußen. Matchwinner Nick Olesen konnte die riesige Überraschung bei der Eishockey-WM kaum fassen. „Mir fehlen die Worte, es ist unglaublich“, sagte der Siegtorschütze nach dem 2:1 (0:0, 0:0, 2:1) im Viertelfinale vor eigenem Publikum in Herning: „Es ist verrückt.“ Ach was, verrückt: „Es war das wildeste Spiel, an dem ich je teilgenommen habe“, jubelte NHL-Profi Nikolaj Ehlers.
Durch das völlig überraschende 2:1 im WM-Viertelfinale gegen Kanada mit Superstar Sidney Crosby steht Eishockeyzwerg und Deutschland-Schreck Dänemark erstmals in einem WM-Halbfinale und trifft am Samstag (18.20 Uhr) in Stockholm auf die Schweiz. Die Dänen feierten den überhaupt erst zweiten Sieg gegen den Rekordweltmeister in einem Wettbewerb, 2022 war in der WM-Vorrunde ein 3:2 über die Kanadier gelungen. Doch der Coup im K.-o.-Spiel hat eine ganz andere Bedeutung – der Gastgeber steht erstmals in einem WM-Halbfinale und fordert am Samstag (18.20 Uhr) die starken Schweizer heraus – dann allerdings in Stockholm.
Neben Dänemarks Halbfinal-Einzug verblasste selbst der Gewinn der Fußball-Europameisterschaft 1992. Lediglich 2010 und 2016 erreichten die Nord-Europäer überhaupt die K.-o.-Runde, scheiterten jeweils im Viertelfinale. „Natürlich will ich irgendwann mal den Stanley Cup gewinnen. Aber mit Dänemark in einem WM-Halbfinale zu stehen: Wir wissen, wie verrückt das ist. Ich hoffe, der Rest Dänemarks versteht auch, wie verrückt das ist“, sagte Ehlers.

Deutschlands Aus bei der Eishockey-WM:Wenn Schläger schwer wie Hantelstangen werden
Minimalziel Viertelfinale verpasst, Kontakt zu den großen Nationen verloren: Das deutsche Eishockeyteam scheitert bei der WM erstmals seit sieben Jahren in der Vorrunde. Das fördert schmerzhafte Erkenntnisse zutage.
Der Angreifer der Winnipeg Jets reiste nach den NHL-Playoffs erst zu Beginn der Woche aus Nordamerika nach Dänemark. Gegen Deutschland traf er bereits zum 1:1-Ausgleich und leitete das Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft von Bundestrainer Harold Kreis ein. Gegen das Team Kanadas, gespickt mit NHL-Stars wie Crosby oder Torjäger Nathan MacKinnon, stand es in der Jyske Bank Boxen lange 0:0. Dann brach Travis Sanheim für die Ahornblätter den Bann (46.). Ehlers antwortete spät (58.) und sorgte für riesigen Jubel, Olesen 49 Sekunden vor Schluss für die totale Ekstase (60.).„Es war der Wahnsinn, die Zuschauer waren total aus dem Häuschen. Es war wahrscheinlich das größte Spiel meiner Karriere“, schwärmte Olesen.
Die kanadischen NHL-Cracks waren nach dem Aus bedient. „Ich bin enttäuscht“, sagte Sidney Crosby, der erstmals nach 2015, als er Kanada in zehn Spielen zu zehn Siegen geführt hatte, an einer WM teilnahm. Sein Wunsch nach dem zweiten WM-Gold erfüllte sich nicht. „Wir sind in Führung gegangen und waren in einer guten Position, aber die Situation hat sich schnell geändert. Es war nicht unser bester Abend“, sagte der 37-Jährige.