Eishockey-WM:Anflug von Spielwitz

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Verstärkung aus der NHL: Angreifer Dominik Kahun.

(Foto: Peter Schatz/mago)

Dominik Kahun ist mit den Edmonton Oilers in den NHL-Playoffs ausgeschieden und könnte die Deutschen bereits im letzten Gruppenspiel der WM verstärken.

Von Christian Bernhard, München

Es gibt bislang wenig, um nicht zu sagen gar nichts, an der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft auszusetzen. Das Team von Bundestrainer Toni Söderholm ist bei der Weltmeisterschaft in Lettland überzeugend und erfolgreich ins Turnier gestartet - inklusive eines beeindruckenden 3:1-Erfolgs gegen den Weltranglistenersten Kanada. Die Stimmung in und rund um die Mannschaft ist entsprechend sehr gut - und doch wurde die von Franz Reindl, dem Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), ausgemachte "Eishockey-Euphorie" am Dienstagabend noch etwas größer. Da teilte der DEB mit, dass Dominik Kahun das deutsche Team in Riga verstärken wird. Der Angreifer der Edmonton Oilers stieg noch am Dienstag in ein Flugzeug und kam am Mittwochmittag im deutschen Teamhotel an. Dort begab er sich in Einzelisolation, nach drei negativen PCR-Tests ist dann das erste Training mit der Mannschaft möglich. Der DEB hofft, dass der 25-Jährige schon im abschließenden Gruppenspiel gegen Gastgeber Lettland am 1. Juni zum Einsatz kommen kann. Kahun wollte "unbedingt zur WM kommen", sagte Bundestrainer Toni Söderholm.

Kahun kam alleine, sein Oilers-Teamkollege Leon Draisaitl konnte so schnell nicht abreisen

Kahun reiste alleine nach Riga - und nicht, wie von vielen erhofft, zusammen mit seinem Oilers-Teamkollegen Leon Draisaitl, Deutschlands Sportler des Jahres 2020. Draisaitls "Umstände" seien anders gewesen, sagte Söderholm, eine sofortige Abreise nicht möglich. Der Bundestrainer hatte zuvor schon angedeutet, dass auch Versicherungsaspekte eine Rolle spielen könnten. Draisaitl und Kahun waren mit den Oilers in der Nacht zum Dienstag überraschend nach nur vier Spielen aus den NHL-Playoffs ausgeschieden.

Der technisch versierte Kahun bringt ein Plus an Kreativität, Spielwitz und Geschwindigkeit in das deutsche Team. Solche "individuelle Klasse" nun dabei zu haben, sei schon eine Hausnummer, sagte Abwehrchef Korbinian Holzner. Laut Söderholm kann Kahun "unserem Spiel noch einmal ein besonderes Element geben". Kahun kam in seiner ersten Oilers-Saison, in der er sowohl an der Seite von Draisaitl als auch an jener von Kanadas Vorzeigespieler Connor McDavid spielte, auf 15 Scorerpunkte (neun Tore) in 48 Hauptrundenspielen. Nach seinen ersten beiden NHL-Playoff-Einsätzen zu Beginn der Serie gegen die Winnipeg Jets wurde er in den abschließenden zwei Partien nicht mehr eingesetzt. Er sei mit seiner ersten Oilers-Saison zufrieden, sagte er während der Playoffs. "Ich musste mich erst einmal an alles gewöhnen, habe dann aber zu meinem Spiel gefunden." Im Januar sorgte er für Aufsehen, als er bei Edmontons spektakulärem 8:5-Sieg gegen die Ottawa Senators um Deutschlands NHL-Aufsteiger des Jahres, Tim Stützle, bereits nach acht Sekunden das 1:0 erzielte und damit den Rekord von Eishockey-Legende Wayne Gretzky aus dem Jahr 1983 für das schnellste Oilers-Tor der NHL-Historie einstellte.

Kahun hatte die ersten deutschen WM-Spiele bereits in Kanada verfolgt. "Das ist sehr wichtig für mich", sagte er. Und er weiß, wie es ist, Teil einer erfolgshungrigen Nationalmannschaft zu sein: 2018 gewann er mit dem DEB-Team bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang in Südkorea die Silbermedaille. Auch deshalb ist Söderholm davon überzeugt, dass die Integration des Nachrückers in die verschworene DEB-Mannschaft kein Problem sein wird. "Jeder Spieler will in der bestmöglichen Mannschaft spielen", erklärte er. Von der kommenden Woche an kann Kahun dann auf dem Eis mithelfen, dass seine Prognose wahr wird. Vor kurzem, als er noch in Kanada war, hatte er betont, dass Deutschland bei der WM gute Chancen habe, da nicht so viele NHL-Spieler wie sonst dabei seien. Selbst gegen die großen Mannschaften, sagte Kahun, sei für Deutschland alles möglich.

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