Eishockey-WM:Nun gegen Schweden

Sechs Gänge und Jaromir Jagr: In der Zwischenrunde der Eishockey-WM ist Tschechien einfach zu gut und zeigt der deutschen Nationalmannschaft die Grenzen auf. Im Viertelfinale wartet nun Schweden.

Michael Neudecker, Bratislava

Rechts, links, rechts, Kevin Lavallee war jetzt nicht zu beneiden. Der deutsche Verteidiger versuchte ja, dem tschechischen Angreifer Jan Marek entgegenzutreten, aber Marek drehte sich und dribbelte so flink, dass Lavallee gleich danach wegen Schwindelgefahr das Eis verließ. Mareks Schuss ging dann zwar über das Tor, aber doch war diese Szene Mitte des zweiten Drittels charakteristisch für diese letzte Zwischenrundenpartie der Eishockey-WM in Bratislava am Montagabend: Deutschland mühte sich, aber Tschechien war einfach zu gut. Am Ende gewann der Titelfavorit ungefährdet 5:2. Dennoch sagte Bundestrainer Uwe Krupp: "Wir haben heute besser gespielt, als es der Spielstand zeigt. Wir sind mit der Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, auf dem richtigen Weg."

Germany vs Czech Republic

Keine Chance für Deutschlands Abwehr: Der Tscheche Petr Prucha hat soeben zum 5:1 für sein Team getroffen.

(Foto: dpa)

Für das Viertelfinale (Mittwoch, 20.15 Uhr) waren die Deutschen zwar längst qualifiziert, die Partie gegen Tschechien entschied aber, wer dort ihr Gegner sein wird. Wegen der Niederlage beendete Deutschland die Zwischenrunde als Dritter und spielt gegen Schweden. Um Zweiter zu werden und auf die wohl schwächeren Norweger zu treffen, hätte Deutschland drei Punkte holen müssen - nur: Drei Punkte gegen Tschechien? Den Weltmeister? Die Tschechen stellen bei derzeit das beste Team, zehn Profis aus der nordamerikanischen Eliteliga NHL stehen in ihrem Kader, sieben davon liefen gegen Deutschland auf; besonders der 39 Jahre alte und in der russischen KHL aktive Jaromir Jagr, eine Berühmtheit in diesem Sport, beeindruckte bisher mit seiner Eleganz und Souveränität.

Es dauerte 51 Sekunden, bis das erste Tor fiel, natürlich unter Beteiligung von Jagr. Vom ersten Bulli weg dominierten die Tschechen die Begegnung. Sie standen schon vorher als Gruppensieger fest, aber das schien ihnen egal zu sein: Sie überließen den Deutschen keinen Zentimeter Eis, keine Sekunde Zeit zum atmen. Und kamen so zu zwei Treffern im ersten Drittel, allerdings profitierten sie dabei auch von zwei Zufällen: Nach 51 Sekunden passte Jagr den Puck zu Tomas Plekanec, der die Scheibe vor das deutsche Tor brachte - Justin Krueger fälschte sie unhaltbar ins eigene Tor ab. In der 11. Minute war es Korbinian Holzer, von dessen Knie der Puck nach Michael Froliks Schuss über die Linie flog.

Doch die Deutschen ließen sich davon zunächst kaum beirren. Sie taten, was sie bislang in jedem Spiel dieser WM taten: Sie kämpften, rannten, warfen ihre wuchtigen Körper in die Schüsse des Gegners - und sie wurden immerhin zwischenzeitlich mit dem Ausgleich belohnt. 36 Sekunden nach Kruegers Eigentor kam Kevin Lavallee zum Schuss, Tschechiens Torhüter Jakub Stepanek ließ den Puck nach vorne abprallen, und John Tripp nutzte den Nachschuss.

Die Hoffnung auf eine Siegchance währte bei den wenigen deutschen Fans unter den 9300 Zuschauern aber nicht lange. Im zweiten Drittel schalteten die Tschechen zwar einen Gang zurück, doch das machte nicht viel aus: Sie sind ja, wenn man so will, ein Team mit sechs Gängen, die deutschen dagegen nur eines mit vier. Innerhalb von 14 Minuten erhöhte Tschechien auf 5:1 (23., 36., 37.), zweimal nach erneuter Vorbereitung von Jaromir Jagr, und man bekam nun ein bisschen Mitleid mit den Deutschen. Sie rackerten aufopferungsvoll, aber manchmal wussten sie nicht, wie ihnen geschah. Daran änderte sich im letzten Drittel wenig, aber, das immerhin: Eineinhalb Minuten vor dem Ende gelang Thomas Greilinger noch das 2:5.

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