Eishockey:"Wir wollten es mehr als die anderen"

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Der Mann, der den Unterschied macht: Trevor Parkes (mitte) wird für eines seiner drei Tore gefeiert. (Foto: Örnberg / imago)

Durch ein dramatisches 5:5 nach Verlängerung in Malmö erreicht München das Champions-League-Halbfinale - eine Premiere fürs deutsche Eishockey.

Von Christian Bernhard

Die Verpflichtung von Trevor Parkes hat den Verantwortlichen des EHC Red Bull München schon im Sommer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Sie wussten, dass der 27-Jährige, der aus Augsburg kam, ein besonderer Stürmer ist. Dass er aber auf internationaler Ebene gleich so einschlagen würde, dürfte auch sie überrascht haben. Parkes erzielte am Dienstagabend im Viertelfinal-Rückspiel der Champions Hockey League (CHL) bei den Malmö Redhawks drei Treffer, darunter das entscheidende Tor zum 5:5 in der Verlängerung. Nach dem Münchner 2:1-Hinspielsieg und Malmös 5:4 nach 60 Minuten war das Spiel in die Verlängerung gegangen.

Münchens Stürmer Maximilian Kastner sprach von einem "sehr verrückten" Spiel, in dem der Wille ausschlaggebend gewesen sei: "Wir wollten es von Anfang an mehr als die anderen." Damit steht erstmals eine deutsche Mannschaft im CHL-Halbfinale. In der Runde der letzten Vier kommt es nun zum "Bruder"-Duell: Die Münchner treffen auf Red Bull Salzburg, das im Viertelfinale überraschend den finnischen Spitzenklub Kärpät Oulu eliminierte. Die beiden Spiele finden am 8./9. bzw. 15./16. Januar statt.

Malmö ging als Dritter der starken schwedischen Elite-Liga SHL und mit einer beeindruckenden Heimstatistik in die Partie: In den vorangegangenen zehn Partien zuhause waren die Redhawks ungeschlagen geblieben. Darunter war auch ein Spiel, an das sich die Münchner nicht gerne erinnerten. Am letzten CHL-Gruppenspieltag im Oktober hatten sie sich mit 1:6 geschlagen geben müssen. Diesmal starteten die Münchner stark in die Partie und drängten Malmö in in deren Drittel. Die Schweden brauchten knapp drei Minuten, um erstmals ins EHC-Drittel zu kommen - waren damit aber gleich erfolgreich: Emil Sylvegard hatte etwas zu viel Platz und überwand Danny aus den Birken mit einem platzierten Schuss.

Als die Münchner erstmals in Unterzahl waren, kassierten sie auf unglückliche Art und Weise das 0:2. Johan Olofsson brachte die Scheibe von der linken Seite vor das EHC-Tor, wo sie von Konrad Abeltshausers Knie ins Tor sprang (12.). "Die Schweden spielen es sehr clever", sagte Münchens verletzter Stürmer Maximilian Daubner. Gegen Ende des Startdrittels bekam der deutsche Meister drei Überzahlspiele in Serie. Die ersten zwei nutzte er nicht, im dritten hatte er das Glück auf seiner Seite: Vier Sekunden vor der Drittelpause schoss Parkes Malmös Torhüter Alsenfelt so an, dass die Scheibe über die Linie trudelte. Für Parkes war es im sechsten CHL-Spiel der siebte Treffer. "Jetzt ist das Momentum wieder auf unserer Seite", sagte Daubner.

Das zeigte sich gleich zu Beginn des Mitteldrittels. Frank Mauer vergab nach 25 Sekunden zwar die große Chance zum Ausgleich, doch nur vier Minuten später führte der EHC plötzlich: Parkes vollendete einen Zwei-auf-Eins-Konter zum 2:2 (22.), Justin Shugg traf freistehend zum 3:2 (25.).

Die defensive Grundordnung der Schweden passte in dieser Phase überhaupt nicht. Die Münchner ließen danach lange relativ wenig zu, dank eines schnellen Konters glich Olofsson in Minute 35 aber zum 3:3 aus. Der Treffer leitete erneut eine wilde Drittel-Schlussphase ein. Jens Olsson, der in der Saison 2011/12 für München gespielt hatte, brachte Malmö aus spitzem Winkel wieder in Führung (39.), 17 Sekunden vor Ende des Mitteldrittels glich Münchens Nationalspieler Daryl Boyle mit einem harten Schuss zum 4:4 aus.

Das Duell zwischen Malmö und München war auch das Aufeinandertreffen zweier Eishockey-Kulturen. Auf der einen Seite das technische, feine Spiel der Skandinavier, auf der anderen der durch Trainer Don Jackson und die zahlreichen Importspieler aus Übersee nordamerikanische, eher physische Stil des EHC. Malmös Torhüter Cristopher Nihlstorp hatte daher bereits nach dem Hinspiel darauf verwiesen, dass seine Mannschaft gegen die "an der Bande starken" Münchner ein noch schnelleres Umschaltspiel brauche. "Wir müssen noch schneller spielen und noch mehr Schlittschuhlaufen", sagte er.

Genau das tat Frederik Storm in Minute 54: Der dänische Stürmer der Schweden, der bereits im Hinspiel getroffen hatte, startete im eigenen Drittel ein Solo und vollendete es auch. Weil beide Teams in der letzten Minute je eine große Chance ungenutzt ließen, ging es mit dem 5:4 in die Verlängerung. Dort sorgte Parkes mit einem Schuss ins rechte Kreuzeck für die Entscheidung. Münchens verletzter Kapitän Michael Wolf hatte im August gesagt, dass es nach drei Meistertiteln in Serie "nun auch unser Ziel ist, die Champions Hockey League zu gewinnen". Zusammen mit seinen Teamkollegen kann er weiter davon träumen.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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