Eishockey:Weltklasse in dreckiger Gegend

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Zentrale Figur: Im Hintergrund jubeln die Münchner Trevor Parkes (links) und Konrad Abeltshauser (rechts) mit Filip Varejcka. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Im dritten Spiel seines Playoff-Viertelfinals gegen Bremerhaven ist auch der EHC München in der Serie angekommen und verkürzt auf 1:2. Angeführt wird der Souverän der Vorrunde von einem 22-Jährigen.

Von Christian Bernhard

Don Jackson verzog keine Miene. Ob es unruhig in seinem Team sei, wurde der Trainer des EHC Red Bull München am frühen Sonntagnachmittag auf dem Eis der Münchner Olympia-Eishalle im TV-Interview gefragt. "Da liegen Sie falsch", entgegnete der erfolgreichste Trainer in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dem Interviewer. Die Frage stand deshalb im Raum, da der EHC als souveräner Hauptrundensieger die ersten zwei Playoff-Viertelfinalspiele gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven verloren hatte - und deshalb am Sonntag bereits unter Druck stand. Diesem hielt er in Spiel drei eindrucksvoll stand. Die Münchner gewannen ihr Heimspiel souverän mit 7:1 (3:0, 2:0, 2:1) und verkürzten in der Best-of-seven-Serie auf 1:2. Das vierte Spiel findet am Mittwoch in Bremerhaven statt. Mann des Spiels war der 22-jährige Filip Varejcka, der zwei Tore erzielte und zwei weitere vorbereitete. "Das Spiel heute war einfach Weltklasse von uns", sagte der euphorisierte Stürmer.

Ebenfalls 1:2 liegen die Straubing Tigers in ihrer Serie zurück. Die Niederbayern waren mit einem Sieg gegen die Grizzlys Wolfsburg in die Serie gestartet, am Wochenende mussten sie aber zwei Niederlagen hinnehmen. Nach dem 1:3 am Freitag verlor das heimstärkste Team der Hauptrunde am Sonntag zu Hause mit 1:2.

EHC-Kapitän Patrick Hager konnte bereits nach zwei Dritteln ein erfreuliches Fazit ziehen, sein Team führte da schon mit 5:0. "Wir setzen genau das um, was wir uns die ganze Serie schon vorgenommen haben", sagte er bei Magentasport. Don Jackson nahm im Vergleich zu den ersten zwei Viertelfinalspielen zwei Wechsel vor: Chris DeSousa und Ryan McKiernan feierten ihre Playoff-Premiere im EHC-Trikot und brachten einiges an Physis mit ins Spiel. Julian Lutz und Frederik Tiffels mussten für die beiden draußen bleiben.

Im Mittelpunkt stand am Sonntag schnell wieder Bremerhavens Torhüter Maximilian Franzreb, der in den ersten zwei Spielen stark gespielt hatte, da sich seine Vorderleute in den ersten sieben Spielminuten zwei Strafzeiten leisteten. Das Münchner Überzahlspiel war druckvoll, doch Franzreb war mehrmals zur Stelle - am dringlichsten in Minute neun, als er sich bei einem Versuch von Austin Ortega am langen Pfosten erst in und dann auf die Scheibe warf. Die beste Powerplay-Möglichkeit vergab der freistehende Trevor Parkes, sein Schuss aus kurzer Distanz ging links am Tor von Franzreb vorbei (6.).

Das Vorhaben, Bremerhavens Schlussmann Franzreb die Sicht zu nehmen, ging diesmal auf

Der Münchner Druck blieb auch nach den zwei Überzahlspielen hoch - und das wurde belohnt. Erst fälschte Varejcka einen Schuss von Konrad Abeltshauser zum 1:0 ab (10.), dann legte Trevor Parkes nach schöner Vorarbeit von Varejcka das 2:0 nach (13.). Für Parkes war es das 104. Tor für den EHC, wodurch er mit dem Rekordtorschützen Michael Wolf gleichzog. 15 Sekunden vor der ersten Drittelpause fiel bereits die Vorentscheidung, als Yasin Ehliz' Schuss von einem Fischtown-Schläger ins Gästetor gelenkt wurde. Im Mitteldrittel kontrollierten die Münchner die Partie und erhöhten dank der Treffer von Ben Street (25.) und DeSousa (39., Überzahl) auf 5:0. EHC-Manager Christian Winkler freute sich darüber, dass "von Anfang an die Galligkeit da war".

Dass die beste Offensive der Hauptrunde in den ersten zwei Playoff-Spielen nur drei Tore zustande gebracht hatte, war ein zentrales Problem des missglückten Münchner Playoff-Starts. Wie schon nach Spiel eins betonten die Münchner auch nach Spiel zwei, dass man mehr Personal direkt vors Fischtown-Gehäuse platzieren müsse, um dem unaufgeregt auftretenden Franzreb die Sicht zu nehmen und bei eventuellen Nachschüssen zur Stelle zu sein. "Wir dürfen nicht zu schön außen rumspielen", sagte Konrad Abeltshauser, "sondern müssen in die dreckige Gegend gehen: vors Tor." Besonders gut dürfte den Münchner Verantwortlichen deshalb Streets Tor zum 4:0 am Sonntag gefallen haben, als Parkes Franzreb lehrbuchreif die Sicht nahm. Franzreb machte im Schlussdrittel Platz für Stefan Svedberg, der auch noch von Varejcka (45.) und Justin Schütz (51.) überwunden wurde. Phillip Bruggissers Überzahltor (54.) vermieste Mathias Niederberger nur noch ein mögliches Zu-null-Spiel.

Bremerhavens Trainer Thomas Popiesch hatte nach seinem 3:2-Sieg am Freitag erklärt, er glaube, dass jeder gesehen habe, "dass wir in der Serie angekommen sind". Das gilt seit Sonntag auch für den EHC.

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