Eishockey:Vorbereitung im Schnelldurchlauf

Eishockey DEL2 27 Spieltag im Eisstadion in Bayreuth Saison 2017 2018 Bayreuth Tigers gegen SC Ries; Bayreuth Tigers vs SC Riessersee

Auf und davon: Spieler wie Joel Johansson (links) sind längst nicht mehr beim SC Riessersee – bis auf drei sind vom Zweitligakader alle weggegangen.

(Foto: Peter Kolb/imago)

Der SC Riessersee darf unter zwei Auflagen in der Oberliga Süd starten - doch erst muss in der Gläubigerversammlung über den Insolvenzplan des DEL2-Playoff-Finalisten abgestimmt werden.

Von Christian Bernhard

Trikots. Ausrüstung. Eiszeiten. Beim SC Riessersee ist noch einiges zu besorgen und zu klären. "Wir sind einfach spät dran", sagt Geschäftsführer Stefan Endraß. Seit Mitte Juli ist klar, dass der letztjährige DEL2-Playoff-Finalist - dem im Juni die DEL2-Lizenz aus wirtschaftlichen Gründen verwehrt wurde - in der Oberliga Süd starten darf. Allerdings unter zwei Auflagen: Erstens muss das Planinsolvenz-Verfahren erfolgreich abgeschlossen werden und zweitens muss der Traditionsklub nach der Vorrunde, egal wie gut platziert er ist, in die Verzahnungsrunde mit den Bayernligisten gegen den Abstieg in Liga vier gehen. Das Planinsolvenz-Verfahren wurde nötig, da die von Ex-Geschäftsführer und Hauptgesellschafter Udo Weisenburger geleitete wirtschaftliche Sanierung mit dem DEL2-Lizenzentzug misslungen war.

Am 23. Juli verkündete die "Rettergruppe", die anfangs noch mit Weisenburger zusammengearbeitet hatte, in einem Schreiben, der SCR habe "nicht nur überlebt, sondern wird am Ende des Planinsolvenzverfahrens auch frei sein von Schulden und schwebenden Verbindlichkeiten". Ob Riessersee auch wirklich ab September in der Oberliga spielen wird, hängt aber stark vom 14. August ab. Dann findet die Gläubigerversammlung vor Gericht statt, in der über den Insolvenzplan abgestimmt wird. Der neue SCR braucht die "Mehrheit nach Kopf und nach Summe", sagt Endraß. Das bedeutet: Bei imaginären 100 Euro Schulden bräuchte er 51 Gläubiger, bei imaginären 20 Gläubigern mindestens elf, die dem Plan zustimmen. Endraß ist zuversichtlich, dass das klappt.

Im Kader für die neue Saison stehen gerade einmal sieben Spieler des SC Riessersee fest

Der neue SCR werde "etwas bescheidener und bodenständiger daherkommen als in der Vergangenheit", hatte die Rettergruppe in ihrem Schreiben mitgeteilt. Er soll damit all das verkörpern, für was er in den vergangenen Spielzeiten nicht stand. Endraß erklärt es so: "Bodenständiger im Sinne von: Der Klub soll nicht mehr ausgeben als er einnimmt." Das sei eigentlich normal.

Ex-Geschäftsführer Weisenburger, der immer noch Gesellschafter ist, seine Anteile demnächst aber für einen symbolischen Euro abgeben soll, wurde in den vergangenen Wochen von vielen Seiten angefeindet - auch von der Rettergruppe selbst. Immer wieder habe er gelogen, sagte ein namentlich nicht genannter Sprecher der Gruppe dem Merkur. Endraß, der von Weisenburger im März eingestellt wurde, sagt dazu: "Herr Weisenburger hat sicherlich auch Fehler gemacht. Was man aber nicht vergessen darf: Er hat auch teuer dafür bezahlt." Der Unternehmer habe sehr viel Geld investiert, betont Endraß, dann bricht er ab und fährt fort: "Reingesteckt. Investiert ist im Eishockey das falsche Wort." Er lächelt dabei.

Wenn Weisenburger vor drei Jahren nicht eingesprungen wäre, erklärt Endraß, hätte es in Garmisch-Partenkirchen kein Eishockey mehr gegeben, "das geht ein bisschen unter." Weisenburger meldete sich Mitte Juli zu Wort und war dabei durchaus selbstkritisch. Er sei zu lange blind und viel zu viel Fan gewesen, sagte er, man hätte "sehen müssen, dass es so keinen Sinn macht. Das war mein Fehler". Wie realistisch seine Aussage von Anfang Juni jemals war, wonach die DEL2 "fast die einzige" Alternative sei, muss angezweifelt werden. Endraß sagt heute, er habe schon bei seiner Einstellung einen Crash befürchtet: "Ich hatte ja schon Einblick. Jetzt war es schlimmer, als auch ich es mir vorstellen konnte." DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch erklärt rückblickend auf den Lizenzierungsprozess und die damalige Möglichkeit eines Verbleibs des SCR in der zweiten Liga: "Ich würde auch nicht grundlegend in Aussicht stellen, dass es tatsächlich Möglichkeiten gegeben hat."

Nun geht es für den neuen SCR darum, die Mannschaft für die anstehende Saison zusammenzustellen, aktuell stehen erst sieben Spieler im Kader. "Alles was die anderen Oberliga-Klubs in drei, vier Monaten gemacht haben, versuchen wir in ein, zwei Wochen zu machen", erklärt Endraß. Hilfreich ist dabei die Kooperation mit dem EHC Red Bull München. Der Münchner Angestellte Toni Söderholm wird Riessersee weiter trainieren. Dazu werden Münchner Nachwuchsspieler mit einer Förderlizenz für den SCR auflaufen. Neu ist ein ehrenamtlicher Beirat, der die Geschäftsführung unterstützen und überwachen soll. Das schaffe Vertrauen, sagt Endraß: "Und das ist es, was wir definitiv hier beim SCR wieder aufbauen müssen."

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