Eishockey:Viel Gegenwind

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Die Kritik an Ingolstadts Sportdirektor Jiri Ehrenberger wächst nach dem Aus des ERC gegen den Außenseiter Bremerhaven.

Von Christian Bernhard

Die Enttäuschung ist immer noch da, keine Frage. Es werde noch ein paar Tage dauern, sagt Tommy Samuelsson, "sich in die richtige Lage zurückzukämpfen." Wie soll sie auch schon verarbeitet sein? Der ERC Ingolstadt, der mit dem klar definierten Top-sechs-Ziel in die Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegangen war, hat als Siebter erst dieses verpasst und ist dann mit zwei Niederlagen gegen Liganeuling Bremerhaven auch noch kläglich in den Pre-Playoffs gescheitert. Angreifer Thomas Greilinger hatte bereits zuvor von einer "enttäuschenden" Hauptrunde gesprochen, seit dem 5:6 im letzten Spiel am vergangenen Freitag in Bremerhaven ist klar: Die gesamte Saison war mehr als nur enttäuschend - wieder einmal.

Trainer Samuelsson will sich erst einmal Zeit nehmen, das ganze sachlich und gründlich zu analysieren. Er möchte sich nicht von den Emotionen leiten lassen, denn "wenn man das kurzfristig analysiert, kann es nur negativ enden." Auf die Frage, was er in der kommenden Saison anders machen wolle, antwortet der Schwede, der im Dezember seinen Vertrag bis 2018 verlängert hat, lediglich: "Dieses Gefühl am kommenden Saisonende nicht mehr zu haben." In den nächsten Tagen finden die individuellen Abschlussgespräche mit den Spielern statt, dann soll der Grundstein für die nächste Saison gelegt werden. Man müsse den Blick nach vorne richten und weiterarbeiten, sagt Samuelsson, "auch wenn das jetzt schwierig ist". Ihm ist aber klar, dass "wir eine neue Richtung vorgeben" werden.

Nach dem zweiten Ingolstädter Pre-Playoff-Aus in Folge - auch in der vorangegangenen Saison war der ERC sieglos in der ersten Playoff-Runde gescheitert, damals an Straubing - kommen besonders auf Jiri Ehrenberger unangenehme Fragen zu. Der Sportdirektor, der schon länger in der Kritik steht, muss sich vorwerfen lassen, erneut ein nicht ausgewogenes Team zusammengestellt zuhaben. Der ERC hatte auch in dieser Saison zahlreiche offensivstarke Stürmer wie Brandon Buck, Petr Taticek, Thomas Greilinger und Petr Pohl in seinen Reihen, es fehlten aber einmal mehr Angreifer, die auch in der Defensive ihre Stärken haben. Bezeichnend waren die letzten ERC-Saisonminuten in Bremerhaven, in denen Samuelsson seine kanadische Angriffsreihe um Brett Bulmer, Darryl Boyce und Jean-Francois Jacques gar nicht mehr aufs Eis schickte.

Der ERC war mit seinem offensiv-talentierten, aber zerbrechlichen Gebilde die ganze Saison über auf der Suche nach Konstanz - fand sie aber nicht. "Die Saison war sehr unkonstant, wir hatten gute, aber zu viele schlechte Spiele", sagt Stürmer John Laliberte. Man müsse aufstehen, "wenn Gegenwind da ist", betont Samuelsson. Diesen werden die ERC-Verantwortlichen in den kommenden Tagen auch zu spüren bekommen.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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