Eishockey:Thomas Greiss - WM-Held mit 42 Paraden

Eishockey-WM: USA - Deutschland

Deutschlands Torwart Thomas Greiss feiert den Auftaktsieg gegen die USA.

(Foto: dpa)
  • Dank Torhüter Thomas Greiss schlägt die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft die USA zum Auftakt der Heim-WM mit 2:1 (1:0, 0:0, 1:1).
  • Bundestrainer Sturm lobt: "Um eine Topnation zu schlagen, brauchen wir eine hervorragenden Torhüter, den haben wir heute gehabt."

Von Daniel Timm

Als Thomas Greiss inmitten seiner feiernden Mitspieler verschwand und das Grinsen durch die Torwartmaske hindurchblitzte, waren ihm die Strapazen der vergangenen zweieinhalb Stunden kaum anzumerken. Der deutsche Torhüter hatte unzählige Großchancen vereitelt, viele Schüsse durch schiere Willenskraft am Tor vorbeigelenkt - und am Ende dafür gesorgt, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zum Auftakt der Heim-WM in Köln tatsächlich die hoch favorisierten USA besiegen konnte.

Nur einen amerikanischen Puck musste Greis beim überraschenden 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) passieren lassen, die restlichen 42 parierte er, viele davon mit akrobatischen Verrenkungen - eine Wahnsinnsbilanz. "Hat viel Spaß gemacht, war ein super Spiel", sagte Greiss bei Sport1: "Es ist ganz gut gelaufen, wir haben ein bisschen Glück gehabt." Ganz so, als sei der Sieg durch Tore von NHL-Spieler Tobias Rieder (11., Arizona Coyotes) und Patrick Hager (54., Kölner Haie) doch eher ein Zufallsprodukt gewesen.

Greiss steht in der NHL bei den New York Islanders unter Vertrag, und schon nach 20 Sekunden deutete er an, wie der Rest des Abends verlaufen würde: US-Stürmer Johnny Gaudreau raste auf ihn zu, Greiss stoppte ihn im Eins-gegen-Eins. Mit Gaudreau lieferte er sich anschließend ein Privatduell in der ausverkauften Kölner Arena: In der 16. Minute drehte sich der amerikanische Stürmer um die deutsche Verteidigung und fand erst im Füssener seinen Meister, bevor er in der 32. nach einem Abpraller frei vor Greiss auftauchte und erst abließ, als dieser wie ein Schneeengel auf dem Puck lag. Und so ging das weiter, nur den zwischenzeitlichen Ausgleich durch US-Kapitän Connor Murphy (51.) konnte der Füssener nicht verhindern.

"Greiss war heute das A und O in unserem Spiel"

Das deutsche Defensivwerk soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die USA ihrer Favoritenrolle spielerisch gerecht wurden. Das Team ist fast ausschließlich mit Spielern aus der NHL besetzt und mit dem Anspruch eines klaren Sieges gegen den Gastgeber zur WM gereist. Wie vor sieben Jahren, als das amerikanische Team ebenfalls überraschend das WM-Auftaktspiel in Deutschland verlor - und das DEB-Team von der Euphorie anschließend bis ins Halbfinale getragen wurde. Dass es die deutsche Mannschaft diesmal erneut geschafft hat, liegt vor allem an ihrem 31-jährigen Torhüter und der geschlossenen Mannschaftsleistung, die sogar den kurzfristigen Ausfall von Kapitän Christian Erhoff kompensieren konnte.

"Greiss war heute das A und O in unserem Spiel", stellte Bundestrainer Marco Sturm zufrieden fest: "Um eine Topnation zu schlagen, brauchen wir eine hervorragenden Torhüter, den haben wir heute gehabt." Sein Team habe "die Mitte verteidigt, hart gekämpft, nicht viel zugelassen". Besser konnte der Start in die WM gar nicht gelingen.

Doch Matchwinner Greiss dämpfte die Euphorie. "Das soll man nicht überbewerten. Es kommen noch harte Gegner, das soll man nicht auf die Goldwaage legen", relativierte Greiss und meinte damit die Spiele gegen Schweden (am Samstag) und Russland (am Montag). Was er aus dem Sieg mitnehme, beantwortete Greiss mit der für ihn so typischen, achselzuckenden Unaufgeregtheit: "Drei Punkte. Selbstvertrauen." Er nickte: "Und dann geht's weiter."

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