Eishockey:Tag der Tentakel

Eishockey: Kopf der Nürnberger Mannschaft: der erfahrene Angreifer Ryan Stoa, 34.

Kopf der Nürnberger Mannschaft: der erfahrene Angreifer Ryan Stoa, 34.

(Foto: Thomas Hahn/Zink/imago)

Ryan Stoa führt die Nürnberg Ice Tigers mit seinem ersten DEL-Hattrick zum 4:3-Auswärtssieg in Berlin. Die Spielweise der Franken nötigt auch dem Tabellenführer Respekt ab.

Von Christian Bernhard

Craig Streu hatte gehörigen Respekt - und verlieh diesem in einem schönen Sprachbild Ausdruck. Nürnberg spiele sehr aggressiv, sagte der Co-Trainer der Eisbären Berlin, "sie sind überall auf dem Eis. Manchmal hast du das Gefühl, du spielst gegen einen Oktopus." Diese Beschreibung darf den Nürnberg Ice Tigers durchaus schmeicheln, kam sie doch vom souveränen Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Noch erfreulicher war aus Nürnberger Sicht, dass die Beschreibung auch am Sonntagnachmittag zutraf. 4:3 gewannen die Franken ihr Auswärtsspiel in Berlin und beendeten damit eine respektable Serie: Letztmals waren die Berliner Ende November zu Hause ohne Punkte geblieben, der Gegner damals war: Nürnberg. Damit sind die Ice Tigers das erste DEL-Team, das in dieser Saison beide Auswärtsspiele in Berlin in der regulären Spielzeit gewann.

"Das fühlt sich gut an", sagte Nürnbergs Angreifer Ryan Stoa bei Magentasport. Das galt nicht nur für den Sieg seines Teams, sondern auch für seine persönliche Leistung, denn er hatte drei der vier Gästetore erzielt. Für den 34-Jährigen, der im Laufe seiner langen Profikarriere auch schon für mehrere Klubs in Russland und Schweden gespielt hat, war es der erste Hattrick in der DEL. Stoa war am Sonntag der Kopf des erfolgshungrigen Oktopus'.

"Bei den Gegentoren müssen wir ein bisschen cleverer sein", sagt Nürnbergs Verteidiger Marcus Weber

Der biss schon früh im Spiel zu: Erst 24 Sekunden waren gespielt, als Chris Brown das 1:0 markierte. Ideal bedient hatte ihn Dane Fox, der damit seinen zwölften Scorerpunkt in seinen jüngsten acht Spielen verbuchte. Im ersten Unterzahlspiel der Partie untermauerten die Nürnberger, warum sie statistisch gesehen über das zweitbeste Penaltykilling der Liga verfügen. Sie hatten die hochdekorierte Berliner Offensive gut im Griff und erspielten sich in Person von Max Kislinger sogar eine gute Chance (10.). Nach dem schwachen Überzahlspiel erhöhte der Tabellenführer aus Berlin aber gewaltig den Druck. Niklas Treutle im Ice-Tigers-Tor bekam minutenlang ordentlich zu tun, bei einem Pfostentreffer von Matt White (12.) hatte er auch etwas Glück. Eine Minute später konnte aber auch Treutle nichts machen, als sein ehemaliger Nürnberger Teamkollege Leo Pföderl auf Vorarbeit seines kongenialen Angriffspartners Marcel Noebels ausglich (13.). "Über Marcel und Leo muss ich nicht viel sagen. Jeder weiß, was die beiden können", erklärte Berlins Trainer Serge Aubin.

Die Nürnberger mussten beim Tabellenführer nicht nur ohne ihren angeschlagenen Kapitän Patrick Reimer, sondern auch ohne Verteidiger Julius Karrer (Sprunggelenksverletzung) und Jake Ustorf (leichte Gehirnerschütterung) antreten. Deutlich dezimierter waren die Eisbären, die corona- und verletzungsbedingt auf sechs Spieler verzichten mussten. Warum Serge Aubin vor den Franken gewarnt hatte ("Die Ice Tigers sind eine gute Mannschaft mit großen Akteuren, die schwer zu spielen ist"), wurde im Mitteldrittel deutlich. Obwohl die Nürnberger eine vierminütige Überzahlsituation nicht nutzten und kurz darauf mit 1:2 in Rückstand gerieten, da Treutle ein Schuss von White unter der Achsel hindurch ins Tor rutschte (28.), waren sie sofort wieder im Spiel. Diesmal vergingen nur zwölf Sekunden, ehe Stoa schön freigespielt wurde und überlegt zum 2:2 traf (28.).

Die Nürnberger hielten auch körperlich gut dagegen, gerieten allerdings abermals in Rückstand, als Craig Streus Sohn Sebastian die Scheibe unhaltbar für Treutle zum Berliner 3:2 abfälschte (35.). "Bei den Gegentoren müssen wir ein bisschen cleverer sein", sagte Nürnbergs Verteidiger Marcus Weber nach dem Mitteldrittel. Doch die Franken hatten an diesem Sonntag so viele Leben wie ein Oktopus Tentakel. Nach einem Lattentreffer von White (43.) besorgte Stoa in Überzahl das 3:3 (46.) und schoss sein Team in Minute 51 zum Sieg, denn in den Schlussminuten fuhr Treutle mehrmals seine Tentakel aus. Gegen den fränkischen Oktopus gab es am Sonntag kein Gegenmittel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: