Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Partystimmung beim Stadtfest

Die Straubing Tigers zelebrieren ihre zwei ersten CHL-Heimspiele - und schlagen sogar den schwedischen Meister Färjestad BK. Nun haben sie beste Karten, das Achtelfinale zu erreichen.

Von Christian Bernhard

Den Spielverderber schlechthin hatten die Fans der Straubing Tigers leicht ausgemacht - und zwar nicht auf dem Eis. "Kein Virus macht unseren Traum zunichte. Blau-Weiß schreibt Geschichte", war auf dem Transparent zu lesen, das über die gesamte Kurve des Eisstadions am Pulverturm gespannt war. Eigentlich wären die Straubing Tigers ja schon in der Saison 2020/21 auf Europatour gegangen, als sie sich wenige Monate zuvor erstmals für die Champions Hockey League (CHL) qualifiziert hatten. Doch jene CHL-Saison fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Umso euphorischer war das Tigers-Umfeld, als sich die Mannschaft von Trainer Tom Pokel im Frühjahr dieses Jahres erneut für die CHL qualifizierte.

Am vergangenen Wochenende war es dann so weit, die Tigers konnten ihrem Heimpublikum endlich CHL-Eishockey bieten - sozusagen mit zweijähriger Verspätung. Und die Straubinger zelebrierten ihre zwei ersten Heimspiele: Dem zu erwartenden 3:2-Erfolg am Freitag gegen Comarch Cracovia aus Krakau ließen sie am Sonntag ein beeindruckendes 5:2 gegen den schwedischen Meister Färjestad BK folgen, das nach der Schlusssirene "Oh, wie ist das schön"-Gesänge im Publikum auslöste. Wie hoch dieser Sieg einzuschätzen ist, hatte Pokel vor der Partie klar gemacht, als er die Schweden als "eines der drei besten Teams Europas" bezeichnete.

Die Tigers und die Stadt Straubing hatten sich redlich Mühe gegeben, ihrer CHL-Premiere einen feierlichen Rahmen zu geben. Im Sommer wurde der CHL-Pokal für einen Tag eingeflogen und zu den zwei ersten Heimspielen wurde ein Fanfest veranstaltet. Selbst der Stadtturm erstrahlte für einen Abend in den CHL-Farben und Logo.

Trainer Pokel nimmt "sehr wertvolles Material" aus dem Hinspiel mit

Die Euphorie rundherum kam auch bei der Mannschaft an, obwohl sich diese in einem "Tunnel" befand, wie Pokel es ausdrückte. Dieser Fokus aufs Spiel war am Sonntag von Anfang an da. Auch ohne Mike Connolly, einen ihrer prägenden Spielmacher, starteten die Tigers konzentriert in die Partie. Parker Tuomie (1.) und Travis St. Denis (3.) tauchten früh alleine vor dem Gäste-Tor auf, scheiterten aber an Färjestad-Torwart Matt Tomkins. Die 1:0-Führung besorgte dann Jason Akeson mit einem satten Schuss in Überzahl (15.). Tuomie setzte die Scheibe kurz darauf auch ins Netz - allerdings mit dem Helm, und da das im Eishockey nicht erlaubt ist, blieb es bei der knappen Führung - die kurz vor dem Drittelende dahin war, da Remie Elie per Abfälscher das 1:1 markierte (18.).

Anders als eine Woche zuvor beim Gastspiel in Schweden, als die Tigers auch 1:0 in Führung gingen, dann aber noch deutlich 1:6 verloren, blieben die Niederbayern am Sonntag stabil. Das "sehr wertvolle Material", das ihr Trainer Pokel aus dem hohen Norden mitgenommen hatte, wurde gut aufgearbeitet. Luke Adam (28.) und Kapitän Sandro Schönberger (33.) trafen im Mitteldrittel per Abpraller, Adam auch noch in Überzahl (39.). Die "starke Mischung aus Schnelligkeit und Technik", die Pokel bei den Schweden fürchtete, blitzte nur selten auf, da die Tigers eng an ihren Gegenspielern dran waren und vor ihrem Torhüter Hunter Miska rigoros verteidigten. Schönberger, der vor dem Start der CHL von "purem Stolz" gesprochen hatte, mit Straubing daran teilnehmen zu können, machte mit einem Treffer ins leere Tor alles klar (58.). Mit dem dritten Sieg im vierten Gruppenspiel zogen die Tigers in der Gruppe F nach Punkten mit Färjestad gleich, in den zwei abschließenden Gruppenspielen gegen den Villacher SV haben sie beste Karten, den Achtelfinaleinzug perfekt zu machen.

Der EHC Red Bull München gewinnt auch sein viertes Gruppenspiel

Diesen Schritt hat der EHC Red Bull München bereits gemacht. Der CHL-Dauergast gewann am Samstag auch sein viertes Gruppenspiel, und zwar souverän mit 5:1 gegen den slowakischen Rekordmeister Slovan Bratislava. Damit übernahm die Mannschaft von Trainer Don Jackson die Führung in der Gruppe C. "Die Reihe von Ben Street hat Feuer gefangen", kommentierte Jackson lächelnd, nachdem die Formation um Street, Frederik Tiffels und Andreas Eder gegen Slovan acht Scorerpunkte verbucht hatte.

Nach dem ersten intensiven CHL-Block können sich die Straubinger und Münchner nun auf den Ligastart in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) fokussieren. Das Jackson-Team beginnt am Donnerstag in Köln, Straubing am Freitag zuhause gegen die Nürnberg Ice Tigers. Reichlich positive Erlebnisse haben beide bereits gesammelt.

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