Eishockey:Schweizer Schöngeist

Eishockey: Neuer Chef mit hohen Ansprüchen: Augsburgs Trainer Serge Pelletier war in Iserlohn nur mit dem ersten Drittel zufrieden.

Neuer Chef mit hohen Ansprüchen: Augsburgs Trainer Serge Pelletier war in Iserlohn nur mit dem ersten Drittel zufrieden.

(Foto: Jan Brüggemann/kolbert-press/Imago)

Beim 4:5 nach Penaltyschießen in Iserlohn zeigt sich bereits die Handschrift von Serge Pelletier, dem neuen, weltgewandten Trainer der Augsburger Panther. Er möchte das Spiel des DEL-Klubs wieder aggressiver machen.

Von Christian Bernhard

Serge Pelletier hat schon so einiges in der Eishockeywelt erlebt. Der 56-jährige Franko-Kanadier kam Ende der 1980er-Jahre aus seiner Heimat Montreal in die Schweiz, wo er eine formidable Trainerkarriere startete. Lugano, Ambri-Piotta, Zug, Fribourg-Gotteron: Pelletier trainierte einige Traditionsklubs in der starken Schweizer Eliteliga und stand auch mehrmals beim prestigeträchtigen Spengler Cup hinter der Bande. Der Mann weiß, wie man sich in angesehenen Eishockeykreisen zu bewegen hat.

Diese Erfahrungen versucht er nach mehr als 30 Trainerjahren in der Schweiz nun als Trainer der Augsburger Panther gewinnbringend einzusetzen. Dass das durchaus spektakulär werden könnte, wurde bei seinem Debüt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) deutlich. Die chronisch auswärtsschwachen Panther holten am Sonntag beim wilden 4:5 nach Penaltyschießen bei den Iserlohn Roosters einen Punkt, gaben allerdings eine 3:0-Führung aus der Hand. Die Entscheidung fiel erst mit dem zehnten Penalty.

Die Panther hatten eine 14-tägige Spielpause hinter sich, die es in sich hatte. Ihr Cheftrainer Mark Pederson war vergangene Woche von seinen Aufgaben entbunden worden, obwohl er in drei der vier Spiele vor der Olympiapause gepunktet hatte. Die Sorge, nicht noch weiter ins "Gemetzel reinzukommen", wie Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl den Abstiegskampf vor Saisonbeginn drastisch bezeichnet hatte, war in Augsburg offenbar größer als der Glaube an Pederson.

"Wir haben mehr so gespielt, wie wir spielen wollen: aggressiver", sagt Augsburgs Angreifer Marco Sternheimer

In Pelletier holte Sigl einen Trainer, den in Deutschland nicht viele auf dem Schirm hatten, was auch daran liegt, dass der 56-Jährige mit Ausnahme weniger Spiele in der Champions Hockey League (CHL) gegen deutsche Teams bislang keine Berührungspunkte mit dem deutschen Eishockey hatte. Es verwundert also nicht, dass Augsburgs Angreifer Marco Sternheimer nach dem Pelletier-Debüt darauf verwies, dass "viel Neues" dabei gewesen sei. Sternheimer, der wenig überraschend einen "guten Eindruck" vom neuen Cheftrainer hat, ließ durchklingen, dass Pelletiers Eishockey-Philosophie besser zum Panther-Team passt als die seines Vorgängers Pederson: "Wir haben mehr so gespielt, wie wir spielen wollen: aggressiver", sagte Sternheimer bei Magentasport.

Pelletier, der fließend Englisch, Französisch und Italienisch spricht, gilt in der Schweiz als guter Kommunikator, schöngeistiger Gentleman und geschickter Netzwerker. Sein DEL-Einstand war allerdings von widrigen Umständen begleitet. Sieben Spieler fehlten ihm verletzungs- oder coronabedingt, darunter Leistungsträger wie Scott Valentine, Wade Bergman, Drew LeBlanc und Chad Nehring. Die fehlenden Spieler gepaart mit den nur wenigen gemeinsamen Trainingseinheiten brachten ihn vor seinem Debüt zur Aussage, dass heute "noch nicht alles perfekt sein" werde.

Dann aber legten die Augsburger Spieler einen Start hin, der nahe an der Perfektion war. Matt Puempel traf bereits nach 25 Sekunden zum 1:0, legte das 2:0 nach (4.) und freute sich in Minute 14 mit Michael Clarke über das 3:0. Man wisse nie, "was so ein Trainerwechsel bewirkt", hatte Roosters-Trainer Kurt Kleinendorst vor dem Spiel betont. Offenbar bewirkte er in diesem Falle einiges.

Iserlohns 1:3 kurz vor der ersten Drittelpause leitete allerdings einen Umschwung ein, der zu Beginn des Schlussdrittels zum 3:3 führte. Auf Brad McClures abermalige Panther-Führung (44.) hatte Sena Acolatse das 4:4 parat (48.), ehe er im Penaltyschießen für die Entscheidung sorgte. Nach einem "unglaublich guten" ersten Drittel "haben wir es dann ein bisschen schleifen lassen", konstatierte Sternheimer und ordnete die Niederlage in die Kategorie "ein bisschen bitter" ein.

Pelletier betonte in Iserlohn, seine Mannschaft und er müssten nun "unsere eigene Identität" finden. Viel Zeit dafür bleibt ihm nicht, bereits am Mittwoch empfangen die Schwaben die zweitplatzierten Grizzlys Wolfsburg (19.30 Uhr). Ins Curt-Frenzel-Stadion dürfen dann bis zu 3089 Zuschauer. Auf die freut sich der neue Trainer besonders: Von den Panther-Fans habe er auch in der Schweiz schon viel gehört, sagte er und hofft nun, sich auch mit ihrer Unterstützung in der Tabelle nach vorne arbeiten zu können. Als Elfter mit einem Punktekoeffizienten von 1,263 und nur 0,05 Punkten Vorsprung auf den Vorletzten aus Krefeld ist das eine dringliche Angelegenheit.

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