Eishockey:Schmach von Djurgarden

Djurgardens Patrik Berglund (L) and München s Andrew Bodnarchuk in front of the goalkeeper Kevin Reich (R) during the f; Eishockey

Wer Kufen hat, lässt sich auch wegschieben! Der Schwede Patrik Berglund räumt Münchens Andrew Bodnarchuk aus dem Weg.

(Foto: Erik Simander/Imago)

Nach dem 1:5 gegen Stockholm muss der EHC München im Viertelfinal-Rückspiel die größte Herausforderung bewältigen, "die wir seit langem hatten", sagt Trainer Jackson.

Von Christian Bernhard

Ray Bourque etwas Neues in Sachen Eishockey anzubieten, ist eine Herausforderung, die es in sich hat. Der 58-jährige Kanadier hat zwischen 1979 und 2001 mehr als 1800 Spiele in der nordamerikanischen Profiliga NHL bestritten; er hält heute noch zahlreiche Rekorde: Kein Verteidiger hat mehr Tore, Assists und Scorerpunkte in der Geschichte der besten Eishockey-Liga der Welt gesammelt. Bourque war auf einem Niveau aktiv, von dem andere Spieler nur träumen können. Er gilt als einer der besten Verteidiger der Eishockey-Geschichte. Doch auch einer solchen Fachkraft können sich noch neue Erkenntnisse erschließen.

Bourque weilt derzeit in Europa, um seinem Sohn Chris zu folgen, der seit dieser Saison für den EHC Red Bull München spielt. Bourque senior sah Bourque junior am vergangenen Wochenende in der Münchner Olympia-Eishalle, im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion - und am Dienstag in Stockholm.

Eine Erklärung für die Pleite? "Sie waren viel besser als wir", sagt Trainer Don Jackson

In Schweden erlebte er etwas, das es in dieser Saison nicht oft gegeben hat: eine deutliche Münchner Niederlage. 1:5 verlor der EHC das Viertelfinal-Hinspiel der Champions Hockey League (CHL) gegen Djurgarden Stockholm, im Rückspiel am 10. Dezember in München braucht er einen Sieg mit mindestens vier Toren Unterschied, um noch eine Chance auf das Halbfinale zu haben. Münchens Trainer Don Jackson hatte eine einfache Erklärung für die Niederlage: "Sie waren viel besser als wir." Nun steht auch die letzte deutsche Mannschaft im Wettbewerb vor dem Aus.

Es sieht seit dem Achtelfinale eigentlich ganz gut aus für das deutsche Eishockey. Obwohl die Adler Mannheim und die Augsburger Panther in der Runde der letzten 16 ausschieden, standen die Chancen schon vor dem Viertelfinale sehr gut, dass die Deutsche Eishockey Liga (DEL) in der kommenden CHL-Saison vier statt drei Startplätze haben wird. Die deutschen Teams haben in der laufenden Spielzeit schon so viele Punkte gesammelt, dass sie in der Vier-Jahres-Wertung auf Rang drei stehen und eigentlich nur noch ein CHL-Triumph des tschechischen Außenseiters HK Mountfield dieses Szenario verhindern kann.

Die Münchner beschäftigten sich mit diesem Thema selbstverständlich nicht. Sie wollten sich in Stockholm eine "gute Ausgangsposition" für das Rückspiel erarbeiten, wie Yannic Seidenberg sagte. Der Plan misslang krachend. Die Stockholmer, die zwar momentan nur Tabellenachter der schwedischen Eliteliga SHL sind, brachten all das mit, was schwedischen Eishockeymannschaften generell zugeschrieben wird: läuferische Klasse, Übersicht, Ruhe an der Scheibe. Der verletzte Torhüter Danny aus den Birken fasste es als Co-Kommentator am Mikrofon von Sport 1 so zusammen: "Sie sind läuferisch absolut erste Klasse und lassen die Scheibe sehr schnell laufen." Djurgarden spielte diese Qualitäten speziell im Mitteldrittel aus, als das Team von Chefcoach Robert Ohlsson auf 4:1 davonzog. "Wir konnten in der eigenen Zone fast gar nicht an die Scheibe kommen", sagte aus den Birken, jeder Pass werde von Djurgarden sehr gut verarbeitet. All das sei "leider toll anzuschauen". Im Startdrittel hatte Jason Jaffray nach gutem Forechecking von John Jason Peterka und schönem Pass von Frank Mauer zum zwischenzeitlichen 1:1 ausgeglichen.

Im Schlussdrittel, in dem Daniel Fießinger wie schon am Sonntag in Augsburg den immer noch kränkelnden Kevin Reich im Münchner Tor ersetzte, fing sich der EHC. Verteidiger Daryl Boyle beschrieb es so: "Im dritten Drittel haben wir angefangen, ein bisschen zu spielen." Münchner Tore resultierten daraus aber nicht, dafür legte Djurgarden noch das 5:1 nach. "Ich denke, dass wir am besten spielen, wenn wir hungrig auf die Zweikämpfe sind und aus einer guten Defensive rauskommen. Das war heute nicht der Fall", erklärte Mauer.

Freitag ein Spiel in Krefeld, Sonntag zu Hause gegen Meister Mannheim: Dem EHC stehen intensive Tage bevor, ehe er am 10. Dezember in München das große Comeback gegen Djurgarden schaffen will. Mauer hält das für realistisch: "Ich denke, wir sind in der Lage, zu Hause 4:0 zu gewinnen", sagte der Nationalspieler. Sie hätten das mehrmals gezeigt. Man müsse dann "mit noch mehr Intensität" spielen und "einfach mehr als Team zusammenkommen". Auch aus den Birken betonte: "Wir sind ein Topteam, torgefährlich und zu Hause noch einmal stärker." Sein Team, sagte Trainer Jackson, stehe vor der größten Herausforderung "seit langem".

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