Eishockey:Rödovre, Malmö, Rosenheim

Stanley Cup kommt nach Rosenheim

Triumphale Heimkehr: Nach dem Finalsieg mit den Washington Capitals präsentiert Philipp Grubauer 2018 den Stanley Cup zu Hause in Rosenheim.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Der Stanley Cup reist durch Europa und hat nun in der Heimat von Philipp Grubauer Station gemacht. Für den Torwart ist der Abschied von der Trophäe Symbol eines Neuanfangs.

Von Johannes Kirchmeier

Philip Pritchard zu verfolgen, gleicht in diesen Tagen der Hatz nach dem Bösewicht in James-Bond-Filmen. In der vergangenen Woche flog der Kanadier über den Atlantik nach Europa, landete in Dänemark und besuchte den Eishockeyspieler Lars Eller in Rödovre. Einen Tag darauf allerdings war er von dort schon wieder entschwunden: über die Grenze nach Schweden. In Malmö machte er André Burakovsky seine Aufwartung, nur um erneut flink zu verschwinden. Mit dem Flugzeug in den Westen nach Gävle, wo ihn wieder zwei Eishockey-Cracks erwarteten: Christian Djoos und Niklas Bäckström. Immerhin gibt er anders als der James-Bond-Bösewicht artig seine Standorte in den sozialen Medien durch.

Am Montag flog er nun von Schweden in den Süden, landete am Flughafen München. An der Landeshauptstadt ging es aber schnell vorbei nach Rosenheim, wo ihn mehr als 2000 Zuschauer mit einem lauten "Oh wie ist das schön" und "Grubauer, Grubauer"-Rufen empfingen. Was zeigte: Es ging nur bedingt um ihn an diesem Nachmittag. Pritchard stattete dem deutschen Eishockey-Nationaltorwart Philipp Grubauer einen Besuch ab.

Denn anders als ein Film-Bösewicht fliegt Philip Pritchard nicht im Privatjet (daher kam er mit Verspätung an), und er transportiert im Gepäck auch keine Waffen oder dunkle Geheimnisse über den Planeten, sondern einen Pokal: den Stanley Cup, den Titel der National Hockey League (NHL) in Nordamerika. Der 26-jährige Grubauer hat ihn im Juni mit den Washington Capitals gewonnen. 100 Tage hat jeder Klub, um mit dem Cup zu feiern. Seit 1995 erhält dafür jeder Spieler seinen eigenen Tag mit dem Stanley Cup und darf ihn dabei auch zu sich ins Gartenhäuschen holen. Was es wohl sonst nur bei stolzen Meistern im Amateursport gibt, ist der Grund für Pritchards Weltreise - und seinen ersten Besuch im Mangfallpark.

Denn Grubauer, der sich im Winter in den USA nach Leberkäse sehnt, machte seinen Tag zum Feiertag in der Heimatstadt. Auf einer kleinen Bühne stemmte er den Pokal inmitten von 19 Grubauer-Trikots in die Höhe, später ließ er sich noch mit allen Zuschauern fotografieren. "Mi gfreit's, dass so viele hier sind", sagte er. Zu Beginn der Veranstaltung legte DJ Schützi noch "A beautiful day" von U2 auf. Rosenheim ist eishockeyverrückt, auch wenn die Starbulls nur noch Oberliga spielen. "Der harte Kern von uns ist da", meinte ein älterer Herr.

Zuvor war Pritchard schon in Nordamerika unterwegs oder zur Fußball-WM-Zeit in Russland bei Capitals-Kapitän Alexander Owetschkin, der Kaviar aus dem Pokal schnabulierte. Bäckström benutzte die Trophäe am Sonntag dagegen dazu, um mit seinen Kindern Eis daraus zu löffeln. 2007 war der Pokal mal mit Teemu Selänne in der finnischen Sauna. Der deutsche Verteidiger Dennis Seidenberg taufte 2011 seine beiden Töchter mit der Hilfe des Cups.

Pritchard ist schon seit 1988 ein sogenannter "Keeper of the Cup", als er bei der Hockey Hall of Fame begann. Als sie dort einmal fragten, wer den Pokal von Toronto in die Provinz Ontario begleiten will, hob er den Finger und blieb. Etwa 300 Tage im Jahr sei der Cup unterwegs, sagt Pritchard. Er selbst, nun Vize-Präsident der Hall of Fame, begleitet den über die Jahre auf fast 90 Zentimeter gewachsenen und mehr als 15 Kilogramm schweren Pott so 150 bis 160 Tage. Neben Pritchard gibt es vier weitere Keeper. Mindestens einer ist immer dabei. Einst wurde der Cup, der 460 Unzen Silber enthält, für umgerechnet 48 US-Dollar in Auftrag gegeben. 1892 stiftete ihn der britische Generalgouverneur Kanadas, Sir Frederik Stanley, als Trophäe für das beste Eishockeyteam Kanadas als "Dominion Hockey Challenge Bowl". Später wurde er zum Stanley Cup, heute ist er etwa 75 000 Dollar wert.

In Bayern wird er zum Dauergast: 2016 und 2017 gewann ihn Tom Kühnhackl mit den Pittsburgh Penguins und holte ihn nach Landshut. Nachdem Lord Stanley's Cup Niederbayern kennengelernt hat, machte er nun mit dem Alpenvorland Bekanntschaft - und als nächstes geht es ans Uralgebirge nach Russland: zum Center Jewgeni Kusnezow nach Tscheljabinsk. Für Grubauer ist der Feiertag auch ein Tag des Abschieds. Nicht nur der Cup verließ ihn ja wieder, auch für ihn beginnt ein neuer Abschnitt. Die Capitals sind jetzt sein Ex-Verein. Ab Herbst spielt Grubauer für die Colorado Avalanche in Denver und erhofft sich, dort zur Nummer eins zu werden und sich im Duell mit dem Russen Semjon Warlamow durchzusetzen. "Es ist nie einer gesetzt. Jeder wird seine Chance kriegen", sagte Grubauer am Abend. Man merkte ihm an: Er reist mit viel Rückenwind aus der Heimat zurück in die USA.

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