Eishockey:Münchner Feuer

Eisbären Berlin - EHC Red Bull München

"Danny hat ein super Spiel gemacht, es freut mich, dass er dieses Jahr so stark zurückkommt": Konrad Abeltshauser (l.) gratuliert seinem Goalie aus den Birken zu seiner starken Leistung.

(Foto: Andreas Gora/dpa)

Die EHC-Eishockeyprofis müssen in Berlin die verschobene Meisterzeremonie für die Eisbären über sich ergehen lassen - und revanchieren sich mit einem 4:1 im Anschluss. Vor allem Goalie aus den Birken ragt zum Saisonauftakt nach seiner langen Pause heraus.

Von Christian Bernhard

Trevor Parkes hat die ersten Minuten des Abends nicht genießen können. Der Angreifer des EHC Red Bull München musste zusammen mit seinen Teamkollegen mit ansehen, wie die Eisbären Berlin am Donnerstagabend das Meisterbanner unter ihr Hallendach zogen. Gewonnen hatten die Berliner ihren achten Titel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) im Mai, aber erst jetzt, vier Monate später, konnten sie den Triumph Corona-bedingt erstmals gemeinsam mit ihren Fans feiern. Das, was eigentlich die Münchner vorgehabt hatten, war den Eisbären vergönnt. "Leider mussten wir mit ansehen, wie Berlin und nicht wir Meister wurde", sagte Parkes, "das ist Brennstoff für unser Feuer." Als die Meisterzeremonie vorbei war, machte der EHC auf dem Eis deutlich, dass dieses Prozedere im kommenden Jahr gefälligst wieder in München stattfinden soll: 4:1 schlug er die Eisbären, das Münchner Feuer entflammte zügig.

Die beiden Meisterschaftsaspiranten waren mit völlig unterschiedlichen Gefühlen in das DEL-Eröffnungsspiel gegangen: Während die Münchner drei ihrer ersten vier Gruppenspiele in der Champions Hockey League (CHL) gewannen, verloren die Berliner alle vier in ihrer allerdings schwereren Gruppe. Berlins Meistertrainer Serge Aubin war alles andere als erfreut darüber: "Das war inakzeptabel", sagte er nach der vierten Niederlage, "das muss jetzt aufhören. Wir müssen anfangen, Eishockey zu spielen und ein paar Spiele gewinnen." Jeder müsse sich hinterfragen und sich bewusst machen, dass es los gehe.

Zum DEL-Auftakt war von den Berliner Schwächen lange Zeit nichts zu sehen

Zum DEL-Auftakt war von den Berliner Schwächen indes lange Zeit nichts zu sehen. Die Eisbären gingen das hohe Tempo der Münchner mit und erspielten sich mehr Chancen als der EHC. Am Ende war die fehlende Eisbären-Abschlussstärke ein Grund für den Münchner Sieg - und gehörigen Anteil daran hatte Danny aus den Birken im EHC-Tor. Der 36-Jährige vereitelte zahlreiche gute Chancen der Hauptstädter: Seine Schoner-Parade gegen Kevin Clarke in Minute sechs war spektakulär, jene gegen Zach Boychuk direkt nach dem 0:1 wichtig (22.). "Danny hat ein super Spiel gemacht", sagte Verteidiger Yannic Seidenberg, "es freut mich, dass er dieses Jahr so stark zurückkommt, darauf können wir aufbauen." Aus den Birken hatte in der vergangenen Saison aufgrund einer Knie-Operation lange pausieren müssen und nur 18 Hauptrundenspiele bestritten.

EHC-Trainer Don Jackson, der sieben Jahre für die Berliner gearbeitet hat und ein entscheidender Mitbegründer der Eisbären-Dynastie war, musste an seiner alten Wirkungsstätte auf die verletzten Ben Smith, Frank Mauer, Justin Schütz und Julian Lutz (Angriff) sowie Verteidiger Andrew MacWilliam verzichten. Freuen konnte sich der 65-Jährige, dass drei seiner vier Formationen für Tore verantwortlich zeichneten. Die Tiefe im Kader könnte auch in dieser Spielzeit ein großes Plus für den EHC werden. "Wir scheuen nie davor zurück, klar auszusprechen, dass es unser Ziel ist, die Meisterschaft zu gewinnen", sagte Münchens Manager Christian Winkler bei Magentasport direkt vor der Auftaktpartie. Der anschließende Sieg untermauerte seine These.

Die Münchner profitierten dabei gleich zweimal von einer ihrer großen Stärken des Auftakt-Abends: dem Bullyspiel. Obwohl sie in Mark Voakes, der seine Karriere beendet hat, einen der besten Bullyspieler der Liga verloren haben, gewannen sie beim Meister über weite Phasen des Spiels deutlich mehr Anspiele - und drehten die Partie nach dem 0:1-Rückstand (Boychuk, 21.) dank zweier gewonnener Offensivbullys. Erst traf Verteidiger Zach Redmond nach schönem Querpass des Torschützenkönigs der vergangenen zwei Spielzeiten, Trevor Parkes, aus spitzem Winkel zum 1:1 (25.). Dann verzögerte Seidenberg nach dem gewonnenen Anspiel von Kapitän Patrick Hager geschickt und schlenzte die Scheibe ins Gehäuse von Eisbären-Torhüter Mathias Niederberger, dem die Sicht verstellt war (37.). "Wir haben zweimal beim Bully nicht aufgepasst und München hat diese Fehler direkt ausgenutzt ", sagte Eisbären-Nationalspieler Jonas Müller. Sein Kapitän Frank Hördler hob hervor, dass die Münchner vor dem Tor "gnadenlos brutal" gewesen seien. "Eine Sekunde nicht aufgepasst - und dann knallen sie halt die Dinger rein."

Zufrieden waren die Münchner nach dem Mitteldrittel dennoch nicht. "Ich finde nicht, dass wir gerade so toll spielen, wir können noch einiges sauberer machen", sagte Nationalspieler Frederik Tiffels. "Wir machen viele Fehler mit der Scheibe, das können wir auf jeden Fall besser." Und das zeigten sie im Schlussdrittel, in dem sie die Defensivprobleme der Eisbären, die in ihren ersten vier CHL-Spielen 21 Gegentore kassiert hatten, offenlegten. Yasin Ehliz fälschte in Überzahl einen Seidenberg-Schuss zum 3:1 ab (45.), Austin Ortega markierte das finale 4:1 (48.). "Es war sicher nicht unser bestes Spiel", sagte Seidenberg, dem nicht gefiel, dass sein Team viele Chancen zuließ und oft zu weit weg vom Gegner war. Am Sonntag kann sich der EHC in diesen Bereichen steigern, zum Heimspiel gegen die Kölner Haie (14 Uhr) darf er in der Münchner Olympia-Eishalle außerdem bis zu 4129 Zuschauer begrüßen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: