Eishockey:Mister 97 Prozent

(v.l.n.r.) Daniel Fiessinger (EHC Red Bull Muenchen) Alexander Karachun (Schwenninger Wild Wings) GER, Eishockey, Penny

Auch Alexander Karachun (blaues Trikot) prallte am starken EHC-Goalie Daniel Fießinger ab. Schwenningens Anschlusstreffer kam zu spät.

(Foto: Laegler/imago images/Eibner)

Sein Lieblingstier ist das Faultier. Zugleich ist Daniel Fießinger beim EHC Red Bull München mit enormem Fleiß und Ehrgeiz zur Nummer zwei im Tor geworden. Beim 2:1-Sieg in Schwenningen überzeugte der 24-Jährige erneut.

Von Christian Bernhard

Niklas Sundbald weiß genau wie es ist, einen starken Torwart um sich zu haben. Der Trainer der Schwenninger Wild Wings hat das Glück, tagtäglich mit dem aktuellen Torhüter des Jahres in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) arbeiten zu können: Joacim Eriksson. Auch am Donnerstag konnte er sich auf seinen schwedischen Landsmann verlassen, Eriksson machte seine Sache gegen den EHC Red Bull München gewohnt verlässlich. Doch an diesem Abend stahl ihm ein 24-jähriger Allgäuer die Show: Daniel Fießinger war ein Garant des Münchner 2:1-Sieges. "Sehr gut" sei Fießingers Auftritt gewesen, sagte EHC-Kapitän Patrick Hager, er habe "super Paraden" gezeigt.

Fießinger hatte bei seinem Saisondebüt jede Menge zu tun, 31 Paraden standen am Ende auf seinem Konto. "Ich habe mir einfach keinen Druck gemacht", sagte er nach seinem starken Auftritt. Seine Trainer und Mannschaftskollegen hätten ihm gesagt, er solle sein Spiel spielen - und das tat er. Zu einem perfekten Torhüter-Abend fehlten lediglich 40 Sekunden. So wenig Zeit war noch auf der Uhr, als Schwenningens Niclas Burström bei Sechs-gegen-Vier-Überzahl das finale 1:2 erzielte. Klar sei das ein bisschen unglücklich gewesen, sagte Fießinger, "ich hätte gerne das Zu-null mitgenommen", aber am wichtigsten seien die drei Punkte.

Dass sich der EHC auch im dritten Ligaspiel einen Dreier sicherte, hatte viel mit Fießinger zu tun. "Ihr hättet heute mit Sicherheit mehr verdient gehabt", sagte Münchens Trainer Don Jackson auf der Pressekonferenz in Richtung seines Trainerkollegen Sundblad. Erst das späte 2:0 von Maximilian Kastner (53.) gab dem EHC etwas Ruhe, nachdem Konrad Abeltshauser sieben Sekunden vor Ende des Startdrittels das 1:0 markiert hatte. Davor, dazwischen und danach glänzte mehrmals Fießinger, dessen 97-prozentige Fangquote sich mehr als nur sehen lassen konnte.

An Danny aus den Birken und Kevin Reich gab es für Fießinger früher keinen Weg vorbei

"Der Fieße hat letztes Jahr schon bewiesen, dass er ein guter Goalie in dieser Liga ist", lobte Kapitän Hager. Dabei war die vergangene Saison keine einfache für den 1,90-Meter-Mann aus Marktoberdorf, der seine ersten Eishockeyschritte beim EV Füssen machte. Obwohl die Münchner Nummer eins Danny aus den Birken große Teile der Spielzeit verletzungsbedingt verpasste, kam Fießinger nur viermal zum Einsatz, letztmals Mitte Januar. Da kassierte er bei der 5:6-Derbyniederlage gegen die Augsburger Panther fünf Gegentore in einem Drittel - woraufhin Jackson ihn auf die Bank holte und bis zum Saisonende nicht mehr einsetzte. An aus den Birken und Kevin Reich gab es für Fießinger keinen Weg vorbei.

Diesen Sommer änderten sich die Grundvoraussetzungen. Fießinger ist nun die Nummer zwei beim EHC, da Reich nach Ingolstadt wechselte, um aus dem Schatten von aus den Birken zu treten. Von den "zwei vor mir, zu denen ich aufschauen kann", wie er aus den Birken und Reich bei seinem DEL-Debüt vor knapp zwei Jahren bezeichnete, ist nur noch einer da. Und Fießinger hat sich in den viereinhalb Jahren, die er mittlerweile mit Münchens Torwart-Coach Patrick Dallaire trainiert, mit viel Fleiß weiterentwickelt. "Er arbeitet härter als jeder andere im Training", lobte ihn der erfahrene Verteidiger Daryl Boyle. Dabei ist Fießingers Lieblingstier das Faultier, wie der Goalie selbst mal erzählte, da es den ganzen Tag am Baum hänge und ein entspanntes Leben habe.

Auch Christoph Ullmann, langjähriger DEL-Spieler und heutiger TV-Experte, gefällt Fießingers Auftreten. "Er strahlt viel Ruhe aus", sagte Ullmann bei Magentasport, und sei ein Vertreter der modernen, mitspielenden Torhüter-Generation. Fießinger komme aus seinem Tor und habe "den Kopf oben, um das Spiel immer wieder schnell zu machen", erklärte der dreimalige deutsche Meister. Das mache er klasse.

"Ich weiß was ich kann", betont auch Fießinger selbstbewusst. Warme Worte hatte es schon im Sommer von Christian Winkler gegeben, als der EHC-Manager sagte, er sei von aus den Birken und Fießinger "total überzeugt". Und auch Trainer Jackson weiß, dass er in den vier Spielen in acht Tagen, deren Startpunkt das Heim-Derby am Sonntag gegen die Straubing Tigers (16.30 Uhr) ist, auf Fießinger bauen kann.

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