Eishockey:Kurioser als das Debüt von Jean-Marie Pfaff

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Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs liefert einen denkwürdigen Einstand. (Foto: AFP)

Der 19-jährige Auston Matthews trifft beim ersten Spiel in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL vier Mal. Dennoch geht sein Auftritt ein in die Galerie missglückter Debüts.

Von René Hofmann

Auston Matthews war gut drauf, Mittwochnacht, als es mit den Toronto Maple Leafs gegen die Ottawa Senators ging. Saisonauftakt in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL, der erste NHL-Einsatz überhaupt für den 19-Jährigen - und dann das: Erster Torschuss Matthews - Tor! Zweiter Torschuss Matthews - Tor! Dritter Torschuss Matthews - Tor! Insgesamt glückten dem Mittelstürmer vier Treffer.

Ein solches Kunststück hatte zuvor noch nie ein Neuling zustande gebracht. Jaromir Jagr, der große Jaromir Jagr - selbst er hat es in 1629 Spielen nur einmal hinbekommen, den Puck viermal in die Maschen zu dreschen. Matthews besser als Jagr: Schon das wäre eine tolle Geschichte zum NHL-Start gewesen. Aber die Story wird noch besser.

Der Sport hat schon einige denkwürdige Debüts erlebt. Boris Becker knickte 1984 bei seiner ersten Wimbledon-Teilnahme als Profi um; Bänderriss in Runde drei gegen den Amerikaner Bill Scanlon. Damals sah es so aus, als müsste Becker das Laufen auf dem ungewohnten Untergrund noch lange üben. Auch holprig: Michael Schumachers Start in die Formel 1. Bei seinem ersten Rennen in der Königskategorie, 1991 in Spa, war schon nach wenigen Hundert Metern Schluss - Kupplungsschaden.

Einen der schönsten Fehler der Bundesliga-Geschichte leistete sich Jean-Marie Pfaff am 21. August 1982 in Bremen. Ausgerechnet bei seinem ersten Ligaspiel für den FC Bayern ließ der mit großen Hoffnungen verpflichtete Belgier einen Einwurf von Uwe Reinders über seine Torwartfinger hinweg in den Kasten flutschen. Ein Eigentor bei einem Einwurf zum Einstand - lange galt das als einigermaßen unerreichbar. Nun aber hat Pfaff seinen Spitzenplatz im Kuriositätenkabinett verloren: an Auston Matthews.

Der nämlich traf Mittwochnacht nicht nur vier Mal für Toronto. Er spielte auch beim entscheidenden Treffer für Ottawa eine Schlüsselrolle. In der Verlängerung stand Matthews nach 37 Sekunden falsch. Kyle Turris, den er bewachen sollte, zog zum Tor und traf. Am Ende verloren Matthews und seine Mitspieler noch 4:5, so dumm kann's laufen.

Ein Trost für den Teenager-Stürmer: Um seine Zukunft muss er deshalb nicht gleich bangen. Der erste Auftritt alleine ist wenig aussagekräftig. Jean-Marie Pfaff hat mit den Bayern nach dem Fehlgriff noch einiges gewonnen, Michael Schumachers Karriere kam trotz des Stotterstarts recht ordentlich in Schwung. Und Boris Becker? Der gewann genau ein Jahr, nachdem er in Wimbledon vom "heiligen Rasen" geschleppt worden war, das berühmte Turnier zum ersten Mal.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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