Kölner Haie in der Deutschen Eishockey Liga:Der Jubilar atmet wieder

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"Die Stadt würde kopfstehen": Haie-Kapitän Moritz Müller. (Foto: Maximilian Koch/Imago)

Nach Zeiten der Dürre erlauben sich die Kölner Haie im Jahr ihres 50. Geburtstags Gedanken an den deutschen Eishockey-Titel. Für Kapitän Moritz Müller wäre es nach seinem 1000. DEL-Spiel der letzte fehlende Triumph.

Von Johannes Schnitzler

36 Jahre Jahre alt ist Moritz Müller und seit 19 Jahren Eishockeyprofi, aber dass sie ihm, dem Kapitän der Kölner Haie, in Iserlohn einmal applaudieren würden... doch, auch das hat es schon gegeben. 2018 war das, die Haie traten kurz nach den Olympischen Spielen beim Nachbarn an, und weil in allen Stadien der Deutschen Eishockey Liga (DEL) der historische Silber-Triumph der DEB-Auswahl gewürdigt wurde, fiel auch für den gewissermaßen neutralen Nationalspieler Müller beim Auswärtsspiel warmer Beifall ab.

"Da habe ich gedacht: Wow, jetzt habe ich es geschafft - die Iserlohner applaudieren", erzählte Müller neulich dem Express. Anlass für das Gespräch war Müllers 1000. DEL-Spiel Ende Februar, das wiederum in Iserlohn stattfand und auf den Tag genau zehn Jahre, nachdem Mirko Lüdemann sein 1000. Spiel in der Liga absolviert hat, wie Müller alle für Köln. Und diesmal erhoben sich tatsächlich einige Iserlohner (andere zeigten derbe Schmähplakate) und zollten dem Kölner trotz einiger Grobheiten gegen den Klub aus dem Sauerland Respekt für seine sportliche Lebensleistung.

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Müller ist einer von gleich vier deutschen Profis, die zuletzt binnen weniger Wochen die Marke von 1000 DEL-Spielen überschritten haben. Frank Hördler, 38, und die Eisbären Berlin haben als Titelverteidiger das Playoff-Viertelfinale verpasst, Müller sowie Alexander Barta, 40, und Philip Gogulla, 35, beide vom rheinischen Rivalen Düsseldorfer EG, greifen in den am Dienstag beginnenden K.-o.-Runden in den Kampf um die Meisterschaft ein. Für die Haie wäre es der erste Titel seit 2002, für Müller nach drei erfolglosen Finalteilnahmen (2008, 2013 und 2014) der erste überhaupt. "Das ist mein Traum, das wünsche ich mir schon noch", sagt der Verteidiger: "Die Stadt würde kopfstehen."

Zuletzt kamen die Haie 2019 ins Halbfinale. Gegner damals wie heute: Mannheim

Dass die Haie in diesem Jahr überhaupt einen oder zwei Gedanken an den Titel verschwenden, ist nicht selbstverständlich. Der Klub, der in dieser Saison sein 50-jähriges Bestehen feiert, der auf acht Meistertitel zurückblickt, dessen Claim lautet Wir.Atmen.Eishockey, er hat sauerstoffarme Zeiten hinter sich. Der Tiefpunkt war vor zwei Jahren erreicht, als die Haie, die im größten Stadion der Liga zu Hause sind, vor der Insolvenz standen, weil sie durch die Corona-Restriktionen Rekord-Einnahmenverluste verzeichneten. Vor zwei Jahren verpassten sie das Viertelfinale, im vergangenen Jahr kam das Aus in der Runde der letzten Acht gegen Berlin. In dieser Saison hat das Team von Trainer Uwe Krupp nach Hauptrundensieger München die meisten Tore geschossen, solide verteidigt - und am letzten Spieltag Düsseldorf noch den sicheren Spot im Viertelfinale geklaut.

Gegner sind die Adler Mannheim, die zwar für ihre Ansprüche enttäuschend nur auf dem dritten Platz landeten, aber mit über die größte Playoff-Erfahrung verfügen. Entsprechend unentschieden sind die Erwartungen der Anhänger. Laut einer Umfrage unter Haie-Fans trauen ein Drittel dem Team die Meisterschaft zu - ebenso viele glauben aber, dass die Saison im Viertelfinale endet. Zuletzt in die Nähe des Titels kamen die Kölner 2019, als sie im Halbfinale nach sechs Spielen ausschieden - gegen Mannheim. "Ich gehe mit hohen Erwartungen rein und bin optimistisch", sagt Krupp.

Sollte die aktuelle Serie Spiel sechs erreichen, hätten die Haie ein spezielles Problem. Denn die Kölner Arena ist am 26. März bereits vergeben. Schlagersängerin Helene Fischer ("Atemlos") gibt gleich sechs Konzerte nacheinander in der Domstadt, auch im Kulturbetrieb hat sich während Corona einiges aufgestaut. Die Haie müssten also ausweichen - nach Krefeld. Für Moritz Müller immerhin wäre somit sichergestellt, dass er zum ersten Mal auch dort Applaus von den Rängen erhält.

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