Eishockey:Himalaya an der Schanz

Ingolstadt, Deutschland 28. Maerz 2021: 1. DEL - 2020/2021 - Sp.32 - ERC Ingolstadt vs. Grizzlys Wolfsburg v. li. im Zw

Enge Duelle in einer intensiven Zeit: Daniel Pietta (r.) müht sich mit seinem ERC Ingolstadt gegen Wolfsburgs Jan Nijenhuis ab.

(Foto: Stiebert/Fotostand/Imago)

Die Spieler der Deutschen Eishockey Liga erleben gerade anstrengende Wochen. Beim ERC Ingolstadt wappnen sie sich nach zwei Niederlagen am vergangenen Wochenende nun mit Yoga, Sauna und ausreichend Schlaf für die nächste Belastung über die Osterzeit.

Von Christian Bernhard

Doug Shedden spricht gerne in Bildern, und deshalb hatte der Trainer des ERC Ingolstadt selbstverständlich auch für diese vertrackte Situation ein passendes auf Lager. Nach einer harten Woche einem hohen Rückstand hinterherzulaufen: Nun, das sei so, "wie den Mount Everest zu besteigen", sagte Shedden am Sonntagabend. Ausgelöst wurde der Himalaya-Effekt von den Grizzlys Wolfsburg, die in Ingolstadt schon nach 26 Spielminuten 3:0 führten und am Ende mit 3:1 gewannen. Es war die zweite Niederlage des Wochenendes für die Oberbayern, am Freitag hatte der ERC bei den Eisbären Berlin 0:1 verloren. Dadurch rutschte er in der Süd-Gruppe der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wieder hinter den EHC Red Bull München auf Rang drei zurück.

Die Ingolstädter haben ohne Zweifel eine intensive Woche hinter sich, vier Spiele in nur sieben Tagen standen auf dem Programm. Diese besondere Belastung ist für alle DEL-Teams in der Hauptrunden-Endphase zur Normalität geworden: In nur 28 Tagen gilt es 14 Partien gegen die Mannschaften der anderen Division zu absolvieren. Maritta Becker spricht von einer "Extrembelastung" - und die ehemalige Nationalspielerin hat ein sehr gutes Gefühl dafür, denn sie ist die Athletiktrainerin des ERC. Bei so vielen Spielen in so kurzer Zeit stehen passive Regenerationsmaßnahmen wie Massagen, das lockere Ausfahren auf dem Ergometer, Kältebecken, Sauna und auch Yoga im Mittelpunkt, erklärte sie bei Magentasport. Gutes Essen und genügend Schlaf gehören selbstverständlich auch dazu, die Spieler bestmöglich durch diese Tour de Force, die anstrengende Zeit, zu bringen. Am Samstag, nach der langen, nächtlichen Busfahrt aus Berlin, "haben wir die Jungs etwas länger schlafen lassen", erläuterte Becker. Die Hauptaufgabe bestehe darin, die Spieler mental so frisch wie möglich zu halten.

In dieser Woche geht es für die Ingolstädter wieder in den Bus, diesmal Richtung Westen

In der aktuellen Saisonphase, kurz bevor die Playoffs beginnen und sich die Teams dafür in Position bringen oder überhaupt dafür qualifizieren wollen, nimmt zudem auch die Intensität in den Spielen zu. "Die Spiele werden immer weniger, die Emotionen immer höher", unterstrich ERC-Angreifer Brandon DeFazio. Gegen Wolfsburg ging es Louis-Marc Aubry wenige Sekunden vor der zweiten Drittelpause allerdings zu forsch an, für seinen Check an Jeff Likens von hinten in die Bande bekam der Ingolstädter eine 2+10-Minuten-Strafe.

DeFazio stand am Sonntag gar nicht erst auf dem Eis, da er in Berlin einen DEL-Rekord aufgestellt hatte, auf den er wohl gerne verzichtet hätte. Nach einem Check gegen den Kopf von Berlins Sebastian Streu, der einen Faustkampf mit Streus Teamkollegen Ryan McKiernan zur Folge hatte, kassierte der 32-jährige Kanadier insgesamt 59 Strafminuten. So viele in nur einer Szene hatte noch kein DEL-Spieler aufgebrummt bekommen. Da gleich drei Disziplinarstrafen Teil des Strafpaketes waren, wurde DeFazio automatisch für das nächste Spiel gesperrt. "War ganz schön ruppig", befand Eisbären-Torhüter Mathias Niederberger, der als erster DEL-Torhüter in dieser Saison ohne Gegentor gegen die Ingolstädter blieb.

Das Grund-Problem des ERC-Wochenendes war die dürftige Offensiv-Ausbeute von einem Tor bei 57 Torschüssen. Dabei ist der Angriff eigentlich liga-weit gefürchtet, speziell wegen seines sehr guten Umschaltspiels. Ingolstadt habe "sehr viel Firepower und generell sehr viele schnelle Spieler", lobte Berlins Angreifer Parker Tuomie. Diese brachten ihre Offensivqualitäten aber nun nicht aufs Eis. Das Scoring sei in den letzten Partien ausgetrocknet, fand Shedden blumig. "Wir haben uns 40 Minuten lang keine hochkarätigen Chancen erarbeitet", monierte Kapitän Fabio Wagner nach dem Wolfsburg-Spiel, "so kannst du nicht gewinnen." Der relativ späte Treffer von Wayne Simpson (48.), der einen Schuss von Simon Schütz abfälschte, reichte nicht. Der Mount Everest war an diesem Abend zu hoch für den ERC.

In dieser Woche geht es für die Ingolstädter wieder in den Bus, diesmal Richtung Westen. Am Mittwoch sind sie zu Gast bei den Krefeld Pinguinen (18.30 Uhr), einen Tag später bei den Kölner Haien (19.30 Uhr). Zum Abschluss der Woche kommen die Iserlohn Roosters am Ostersonntag nach Oberbayern. Die vielen Spiele seien an sich schon hart genug, sagte Angreifer Tim Wohlgemuth. "Wenn dann noch sechs Stunden Fahrt dazukommen, ist das schon eine Herausforderung." Für seinen Trainer Shedden allerdings eine, die "keine Ausreden" mit sich bringen darf.

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