Eishockey:Gewisse Ähnlichkeiten

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Jubel in Malmö: Beim Weiterkommen im Viertelfinale der Champions Hockey League traf auch John Mitchell für RB München. (Foto: Christian Ärnberg/dpa)

Ein brisantes Duell wie kürzlich im Fußball: Im Halbfinale der Champions Hockey League treffen die Konzernklubs RB München und RB Salzburg aufeinander.

Von Christian Bernhard, München

Das Videostudium ist ein zentraler Part im Arbeitsalltag eines Profi-Eishockeytrainers. Woche für Woche werden die Gegner auf dem Bildschirm seziert, um Feinheiten im Spielaufbau oder Defensivverhalten offenzulegen und den eigenen Spielern zu präsentieren. Manchmal ist es gar nicht so leicht, überhaupt an geeignetes Material zu kommen. Der deutsche Meister aus München hatte im Sommer dieses Problem, als er das weißrussische Team Yunost Minsk vor dem ersten Spieltag in der Champions Hockey League (CHL) studieren wollte.

Die Münchner gewannen die Partie gegen Minsk trotzdem - und starteten damit einen Lauf, der sie, als erste deutsche Mannschaft überhaupt, ins Halbfinale führte. Um an Studienmaterial über den Gegner zu kommen, musste Trainer Don Jackson diesmal nur die Hauspost bemühen. Denn an diesem Dienstag empfängt der EHC Red Bull München den EC Red Bull Salzburg zum Werksduell. "Ich erwarte ein sehr interessantes Duell", sagte EHC-Kapitän Michael Wolf. "Beide Mannschaften haben viel Qualität."

Brisant ist es ohnehin. Aus München heißt es, für das Hinspiel (Rückspiel am 16. Januar) habe es mehr Akkreditierungsanfragen gegeben als in der Finalserie der Deutschen Eishockey Liga gegen die Eisbären Berlin. Die Champions-League-Verantwortlichen können in dem Red-Bull-Duell übrigens keinen Interessenkonflikt erkennen, die handelnden Personen seien ausreichend voneinander getrennt, es handele sich um zwei unterschiedliche Klubs. Ein Blick ins jeweilige Impressum zeigt allerdings, dass es sehr wohl Überschneidungen gibt: Rudolf Theierl fungiert bei beiden Vereinen als Geschäftsführer, René Dimter wird in Salzburg als Managing Director und in München als Mitglied der Geschäftsführung geführt.

Die Spieler verweisen ohnehin auf die Unterschiede zwischen beiden Teams. Maximilian Kastner, der so wie zahlreiche andere Münchner Spieler im Frühjahr und Sommer regelmäßig in der Red-Bull-Akademie in Liefering bei Salzburg trainiert, betonte: "Wir haben unser eigenes Konzept, da überschneidet sich nichts." Mit den Firmenkollegen aus der anderen Abteilung habe man lediglich gemeinsam Fußball gespielt. Auf dem Eis stehen sich beide zum ersten Mal in einem Pflichtspiel gegenüber. Dass sich die Mannschaften dort nichts schenken werden, darf man aus der jüngsten Vergangenheit firmeninterner Duelle ableiten. Am vorletzten Gruppenspieltag der Fußball-Europa-League Ende November bezwangen die Roten Bullen aus Salzburg die Cousins von RB Leipzig 1:0, die Mannschaft von Ralf Rangnick verpasste letztlich die K.o.-Phase. Von familiärer Schützenhilfe war in der intensiven Partie nichts zu spüren. "Wir wollen zeigen, dass wir die besseren Red Buller sind", betont nun auch Kastner. Der Münchner Angreifer rechnet damit, dass die Emotionen "wahrscheinlich hochkommen werden". Es werde darauf ankommen, "einen kühlen Kopf" zu bewahren.

Salzburg hatte zuletzt in der heimischen Liga Probleme, sieben der vergangenen neun Partien verlor das Team des ehemaligen deutschen Bundestrainers Greg Poss. Davon wird sich EHC-Coach Don Jackson, der vor seiner Zeit in München Salzburg trainierte, aber kaum blenden lassen. Die Österreicher eliminierten im Viertelfinale immerhin den finnischen Meister Kärpät Oulu. "Wenn bei uns jeder Spieler seine beste Leistung abruft, können wir jede Mannschaft in der Welt schlagen", sagte Greg Poss selbstbewusst. Sein Stürmer John Hughes sieht die Österreicher trotzdem "ein bisschen als Underdog".

Die Münchner begannen am Montag mit dem Detailstudium. Prinzipiell wusste Jackson natürlich schon davor Bescheid. "Sie spielen nicht denselben Stil wie wir", sagte er, "aber sie agieren auch aggressiv und sind gut organisiert." Mit Poss tauscht er sich immer wieder aus, Geheimnisse gibt es keine. Im Gegenteil: "Sie spielen dieses Jahr unser Unterzahlsystem", erzählte Jackson und lächelte dabei.

Erstmals stehen Mannschaften aus vier verschiedenen Ländern im Halbfinale, München und Salzburg sind die ersten Vertreter aus Deutschland und Österreich in der Runde der letzten Vier. Im zweiten Halbfinale treffen der tschechische Klub HC Pilsen und der zweimalige Champions-League-Sieger Frölunda Indians aus Göteborg aufeinander. Laut CHL sind die Halbfinalspiele auch in Brasilien, Israel und der Türkei zu sehen. Selbst in Südamerika kann man sich also ein Bild davon machen, wo bei Red Bull besser Eishockey gespielt wird.

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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