Eishockey:Familienduell

Ice hockey Eishockey CHL RB Muenchen vs EC RBS MUNICH GERMANY 08 JAN 19 ICE HOCKEY CHL Cham

Dramaturgisch dicht: Keith Aulie (München), Thomas Raffl (Salzburg) und Danny aus den Birken (München, von links) beim 0:0 im Hinspiel.

(Foto: Marcel Engelbrecht/imago/GEPA pictures)

München steht als erste deutsche Mannschaft vor dem Champions-League-Finale. Verhindern will das ausgerechnet der Red-Bull-Schwesterklub aus Salzburg.

Von Johannes Schnitzler

Dass die Champions Hockey League, kurz CHL, ein internationaler Wettbewerb ist, merkt man nicht zuletzt daran, dass die Trainer in den Pressekonferenzen Englisch sprechen. In der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sind sie gehalten, ihre Statements möglichst auf Deutsch abzugeben, weshalb Don Jackson, der amerikanische Chefcoach des EHC Red Bull München, üblicherweise einen kleinen Notizzettel zu Hilfe nimmt, von dem er mit dem Habitus eines Nachrichtensprechers seine erste Einlassung verliest. Am Dienstag vor einer Woche dagegen nahm Jackson entspannt wie ein Game-Show-Moderator Platz, sagte: "I'll speak English", um dann mit einem akzentfreien "Guten Abend" fortzufahren. Schmunzeln im Saal.

Was Jackson danach sagte, klang noch ungewohnter: "Wir hatten einen schweren Start, einige waren ein bisschen nervös." Niemand hat mehr Routine im Sammeln von Trophäen als der Mann aus Minnesota, allein acht Mal holte Jackson den Titel in der DEL. Aber der CHL-Pokal fehlt noch in der Sammlung des 62-Jährigen. Den Vorgängerwettbewerb, die European Trophy, hat er 2010 mit den Eisbären Berlin gewonnen. Ausrichter des Finalturniers war damals der EC Red Bull Salzburg, der die Trophäe im Jahr darauf holte. Aber das Format konnte sich auf Dauer nicht etablieren. In der seit 2014 existierenden Champions League ist München nun das erste deutsche Team, das es bis ins Halbfinale geschafft hat - gegen Salzburg, das als erste österreichische Mannschaft unter den letzten Vier steht. Beide gehören zum globalen Unterhaltungszirkus des Getränke-Milliardärs Dietrich Mateschitz und konkurrieren nun um den Anspruch, die bessere Werksmannschaft zu sein. Das Hinspiel endete dramaturgisch perfekt 0:0.

Zu den außerordentlichen Begleiterscheinungen dieser imperialen "Battle of the Bulls" (Spox) gehört neben dem torlosen Unentschieden der Termin für das Rückspiel: Beginn an diesem Mittwoch ist um 20.20 Uhr (Sport1 überträgt in der Prime Time von 20.15 Uhr an live), zuvor ermitteln Pilsen und Frölunda den zweiten Teilnehmer am Finale (5. Februar). Die Schweden gewannen die erste Begegnung 6:3.

"Es wird - wieder - eines der größten Spiele werden, die wir mit Red Bull erleben dürfen", sagt Münchens Kapitän Michael Wolf im Stil eines Unternehmenssprechers vor dem Duell mit dem Schwesterklub. Nicht nur das mediale Interesse und der Zuschauerzuspruch markieren den Imagegewinn des Wettbewerbs. Auch die Profis selbst sehen das mittlerweile so. "Die Champions League wurde vor Jahren belächelt. Aber sie hat an Stellenwert gewonnen. Den Pokal zu holen, das wäre schon etwas Großes." Leicht wird die Aufgabe nicht. Beim 0:0 in der Vorwoche überrumpelte Salzburg den deutschen Meister mit seinem Tempo und seiner Aggressivität; in der DEL geht es meist gemütlicher zu. "Im Fußball würde man sagen: Wir müssen kompakter spielen", sagte Don Jackson. Anders als im Fußball gibt es in der CHL aber keine Auswärtstorregel: Wer einen Treffer mehr erzielt, zieht ins Endspiel ein. Weniger überraschend folgerte Jackson: "Eine Führung wäre wichtig." Guten Abend.

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