Dass es in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in die entscheidende Saisonphase geht, merkt man auch an Nachrichten wie dieser: Am Mittwoch werde es hinter Block A einen zusätzlichen Ausschank geben, um die Schlangen an den Kiosken zu minimieren, teilte etwa der ERC Ingolstadt am Dienstag mit. Am Mittwoch, da steigt in der Ingolstädter Arena das erste von bis zu sieben möglichen Playoff-Halbfinalspielen zwischen dem ERC und den Kölner Haien. Den Oberbayern kommt dabei zunächst das Jahr 2014 in den Sinn, als der ERC sich im Finale gegen die Haie zum Meister kürte – und das mit einem Auswärtssieg im alles entscheidenden Spiel sieben in Köln.
In den aktuellen Playoffs ist ERC-Stürmer Wojciech Stachowiak so richtig heiß gelaufen, der deutsche Nationalspieler erzielte in den sechs Spielen der Viertelfinalserie gegen Nürnberg fünf Tore. Damit ist er der zweitbeste Torschütze der laufenden Playoffs, nur Kölns Alexandre Grenier hat ein Tor mehr erzielt. Der 25-Jährige ist mit seiner Geschwindigkeit und Spritzigkeit ein Symbolspieler der Eishockey-Idee von ERC-Trainer Mark French, im Derby-Viertelfinale übernahm er zusätzlich auch noch die Rolle des Torjägers. Drei seiner fünf Treffer erzielte er in den abschließenden und damit entscheidenden zwei Partien der Serie, dazu kam das spielentscheidende in der Verlängerung von Spiel eins. Wie beeindruckend seine fünf Tore in nur 13 Playoff-Tagen sind, lässt sich sehr gut an seiner Hauptrundenbilanz ablesen: Da traf der Stürmer in knapp sechs Monaten und 52 Partien insgesamt zehnmal.
Ein Grund für seinen Durchbruch sei Trainer Mark French gewesen, sagt Stachowiak, „er hat mir sehr viel Vertrauen gegeben“
Stachowiak erwartet im Halbfinale eine ähnliche Serie wie gegen die Nürnberger, da Köln „auch sehr aggressiv“ spiele. Die Haie ließen im Viertelfinale gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven, das sie so wie der ERC mit 4:2 für sich entschieden, viel Energie. Kölns Kapitän Moritz Müller betonte, die Serie „hat uns körperlich und mental wirklich ans Limit gebracht“. Beide Mannschaften waren also froh, dass sie nach dem Halbfinaleinzug vier Tage Zeit hatten zu regenerieren, ehe es am Mittwoch in Ingolstadt weitergeht (19.30 Uhr). Stachowiaks Plan lautet: „Schnell spielen, dem Gegner keine Zeit geben und das Spiel diktieren“, sprich das machen, was dem ERC den Hauptrundensieg beschert hat.
Das große Ziel von Stachowiak und dem ERC ist die Rückkehr ins DEL-Finale, dort, wo sie bereits 2023 waren und sich dem EHC Red Bull München geschlagen geben mussten. In jener Saison trat Stachowiak mit seinen 16 Saisontoren erstmals ins deutsche Eishockey-Rampenlicht. „Diese Saison werde ich nie vergessen, weil sie mich auf die Map gebracht hat“, sagte er im „Eishockeyshow“-Podcast. Ein Jahr später gewann Stachowiak mit der deutschen Nationalmannschaft die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft.
Ein Grund für seinen Durchbruch, so Stachowiak, sei ERC-Trainer Mark French gewesen, der ihm „sehr viel Vertrauen“ gegeben habe. „Ich habe es gebraucht, dass der Trainer mit mir redet, mir sagt, was er von mir erwartet.“ French wurde in jener Saison zum DEL-Trainer des Jahres gewählt – und bekam diesen Preis auch dieses Jahr überreicht. Den nächsten Preis, den Stachowiak und die Ingolstädter gerne in den Händen hätten, ist der Meisterpokal. Doch der Weg dorthin ist noch ein weiter, wie bereits die hart umkämpfte Serie gegen Nürnberg gezeigt hat.