Eishockey:Ein Haufen Torgefahr

Eishockey: 14 Punkte Vorsprung: Die Spieler des EHC München beweisen Effizienz.

14 Punkte Vorsprung: Die Spieler des EHC München beweisen Effizienz.

(Foto: Heike Feiner/Eibner Pressefoto/Imago)

Der EHC München festigt seine Position an der Spitze der DEL. Das Rezept für die beachtliche Siegesserie: viele Torschützen und ein besonderer Zusammenhalt.

Von Christian Bernhard

Korbinian Holzer war richtig bedient. Kaum war die Schlusssirene ertönt, gab der Verteidiger der Adler Mannheim seinem Torhüter Florian Mnich den obligatorischen Klaps, applaudierte kurz den zahlreich mitgereisten Mannheimer Fans und lief dann direkt in die Kabine. Das Handshake mit der gegnerischen Mannschaft, das am Ende jedes Spiels der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stattfindet, sparte sich der Nationalspieler diesmal. Zu groß war der Frust.

Die Adler waren am Sonntagnachmittag als Tabellenzweiter zum EHC Red Bull München gereist - und kassierten gegen den Tabellenführer eine deutliche 2:6-Niederlage. Nach dem Startdrittel war Holzer trotz eines 0:2-Rückstandes noch optimistisch gewesen, "München ist auch nicht unverwundbar", sagte er bei Magentasport. Das stimmte, zu Beginn des Mitteldrittels verkürzten die Adler in einer fünfminütigen Überzahlsituation auf 2:3 und verpassten nur knapp das 3:3. Das war aber auch die einzige Phase im Spitzenspiel, in der Mannheim so richtig am Drücker war. Davor und danach bestimmten die Münchner das Geschehen und siegten souverän.

"Sie spielen gut": Sogar der gegnerische Trainer zollt dem Münchner Team Respekt

Das Spitzenspiel war eine Blaupause für die Lage der Liga. Der Sieg gegen die Adler war der zehnte nacheinander für den EHC, der die Tabelle nun mit 14 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten ERC Ingolstadt anführt. Eine solch große Kluft zwischen Platz eins und zwei gab es zur Hälfte der DEL-Hauptrunde noch nie.

Ist der EHC im Moment zu gut für die Liga? Nein, das könne er auf keinen Fall sagen, sagte EHC-Trainer Don Jackson auf der Pressekonferenz und lachte dabei, das zu behaupten sei sportlicher "Selbstmord". Stattdessen bedankte er sich bei den "Schutzengeln", die dafür sorgen, dass bis auf Trevor Parkes all seine Spieler fit seien. Mannheims Trainer Bill Stewart, der enttäuscht ob der vielen Strafzeiten seiner Mannschaft war, lobte den Tabellenführer: "Die Münchner spielen mit Kohäsion. Und sie spielen gut."

Damit spielte er auf die Bindekräfte an, die die Münchner Mannschaft derzeit wohl besonders gut zusammenspielen lassen. Im Moment scheint es so, als könnte dem EHC in der Liga keine Aufgabe zu groß sein. In Wolfsburg kassierte Nationaltorwart Mathias Niederberger vergangenen Donnerstag fünf Gegentore innerhalb 31 Minuten, der EHC lag mit 2:5 zurück. Dann kam Danny aus den Birken ins Tor, der dieses sauber hielt und damit seinem Team eine beeindruckende Aufholjagd ermöglichte, die im Penaltyschießen mit dem 6:5-Sieg gekrönt wurde. Für den Erfolg zeichneten sechs unterschiedliche Torschützen verantwortlich, der junge Verteidiger Maksymilian Szuber, der den entscheidenden Penalty verwandelte, sagte danach: "Unsere offensive Stärke ist beeindruckend."

Man ist nicht von einer Angriffsreihe abhängig - geschweige denn von einzelnen Spielern

Die Last auf viele Schultern verteilen zu können - auch gegen Mannheim trafen sechs unterschiedliche EHC-Spieler -, ist für Verteidiger Konrad Abeltshauser einer der Hauptgründe für den Münchner Lauf. "Jetzt sind noch alle frisch im Kopf und in den Beinen. Wenn ein Spiel dann auf der Kippe steht, hat man dadurch die nötige Kraft, um die richtigen Entscheidungen zu treffen - auch mental", sagte er. Der EHC ist nicht von einer Angriffsreihe, geschweige denn von einzelnen Spielern abhängig, das Erfolgsmosaik besteht aus vielen Steinchen.

Abeltshauser hatte nach dem Spiel in den Katakomben der Münchner Olympia-Eishalle alle Mühe, seine kleine spielfreudige Tochter in Zaum zu halten. Er nahm das mit einem Lächeln, was zur Stimmung in der nur wenige Meter entfernten Spielerkabine passte. "Du kommst in die Kabine rein und jeder hat ein Grinsen im Gesicht", erzählte er. "Alle sind glücklich."

Jackson zeigte sich jüngst selbst etwas überrascht, dass sein Team seit knapp eineinhalb Monaten nicht mehr in der Liga verloren hat. Das liegt daran, dass die Münchner die Tabelle dominieren, aber nicht alle Spiele: Sieben ihrer zehn aufeinanderfolgenden Siege fuhren sie mit nur einem Tor Unterschied ein. "Schön ist, dass immer jemand da ist, der in den wichtigen Situationen einen draufsetzen, nochmal einen Tick besser spielen und das Spiel entscheiden kann - sei es ein Verteidiger, ein Stürmer oder der Torwart", erklärte Niederberger.

Alles wunderbar also? Nicht ganz. Im November verabschiedete sich der EHC nach zwei deutlichen 1:5-Niederlagen gegen den EV Zug (Schweiz) im Achtelfinale krachend aus der Champions Hockey League (CHL). "Das Aus hat ziemlich an uns gekratzt", sagte Yasin Ehliz am Sonntag - und das bekommen nun die DEL-Konkurrenten zu spüren. Der pralle Spielkalender (alleine in dieser Woche warten noch drei Spiele auf die Münchner) und das von Jackson angeführte Trainerteam sollen nun dafür sorgen, dass die EHC-Spieler nicht überheblich werden. In den Videoeinheiten, sagt Abeltshauser, "holen uns die Trainer schon wieder auf den Boden der Tatsachen zurück".

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