Eishockey:Presslufthammer an der Blauen Linie

Eishockey: Zum besten Verteidiger der DEL gekürt: Münchens Zach Redmond.

Zum besten Verteidiger der DEL gekürt: Münchens Zach Redmond.

(Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Münchens Verteidiger Zach Redmond hat in drei der vier Playoff-Partien gegen Düsseldorf getroffen und war maßgeblich am Weiterkommen des EHC beteiligt. Dabei stand der US-Amerikaner nach einem schlimmen Trainingsunfall 2013 vor dem Karriereende.

Von Christian Bernhard

Da war er wieder, der Zachhammer-Moment. Zach Redmond, Verteidiger des EHC Red Bull München, holte mächtig aus und hämmerte die Scheibe von der Blauen Linie aus mit einem mächtigen Schlagschuss ins gegnerische Tor. Den Spitznamen Zachhammer hatte der 33-jährige US-Amerikaner schon kurz nach seinem Wechsel nach München vor knapp zwei Jahren bekommen, er ist eine Anspielung auf Jackhammer, das englische Wort für Presslufthammer.

Redmonds Treffer am Samstagabend war nicht nur spektakulär, sondern auch wichtig. Er half mit, dass die Münchner das Playoff-Halbfinale in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erreichten. 4:2 gewannen sie ihr Auswärtsspiel bei der Düsseldorfer EG und entschieden so die Best-of-Five-Serie mit 3:1 für sich. Im Halbfinale treffen sie auf die Grizzlys Wolfsburg, Spiel eins findet am Mittwoch in München statt (19.30 Uhr). Redmond war nicht nur aufgrund dieses Tores einer der entscheidenden Faktoren für den Halbfinaleinzug. In drei der vier Partien gegen die Düsseldorfer EG hat der Abwehrspieler getroffen, so oft wie kein anderer Münchner Spieler. Auch seine durchschnittliche Playoff-Eiszeit von knapp 21 Minuten ist beim EHC unerreicht. Redmond ist ein Schlüsselspieler von Münchens Trainer Don Jackson, der die "absoluten Führungsqualitäten" seines Verteidigers lobt.

Die DEL kürt Redmond zum Verteidiger des Jahres - als dritten EHC-Spieler in der jüngeren Vergangenheit

Der US-Amerikaner macht in den Playoffs da weiter, wo er in der Hauptrunde aufgehört hat. 16-mal hatte er dort getroffen, damit war er der torgefährlichste Verteidiger der Liga. Er kann aber nicht nur hart und präzise schießen, er habe auch "die Gabe, das Spiel zu lesen und die Stürmer gut einzusetzen", erklärte Frank Mauer, der mit einem Sprint und einer cleveren Ablage auf Redmond dessen fulminantes Tor in Düsseldorf ermöglicht hatte. Das Paket, das Redmond mitbringt, ist preisverdächtig - und seit wenigen Tagen auch in Deutschland preisgekrönt. Der 33-Jährige wurde zum DEL-Verteidiger des Jahres gekürt, nach Konrad Abeltshauser und Yannick Seidenberg ist er der dritte EHC-Spieler, der diesen Titel in den vergangenen Jahren einheimste. Für den ehemaligen Bundestrainer Hans Zach ist es die richtige Wahl. Redmond sei ein sehr engagierter Abwehrspieler, der immer für die Mannschaft da sei, "auch den Körperkontakt nicht scheut und offensiv sowieso stark ist".

EHC-Trainer Jackson konnte sich in der Viertelfinalserie aufgrund des tief besetzten Münchner Kaders den Luxus erlauben, in der Abwehr personell zu rotieren. Zu Beginn der Serie standen die physisch starken Andrew O'Brien und Andrew MacWilliam zweimal auf dem Eis, ehe sie in den Spielen drei und vier von Seidenberg und Abeltshauser abgelöst wurden. Auf Redmond verzichtete Jackson in keiner Partie. Der US-Amerikaner passt sehr gut in das auf viele Positionswechsel und offensive Abwehrspieler beruhende System von Jackson. "Es ist wie für mich zurechtgeschnitten", sagt Redmond, "weil ich als Verteidiger sehr aggressiv spielen kann."

Ein Teamkollege durchtrennt ihm 2013 mit dem Schlittschuh die Oberschenkelarterie - Redmond verliert mehr als einen Liter Blut

Dass er das tun kann, ist in seinem Fall alles andere als selbstverständlich, denn im Jahr 2013, zu Beginn seiner NHL-Karriere, erlitt er einen schrecklichen Trainingsunfall. Ein Teamkollege konnte nach einem Sturz Redmonds nicht mehr ausweichen, fuhr über ihn und durchtrennte dabei mit der Kufe des Schlittschuhs Redmonds Oberschenkelarterie. Sein Teamkollege Anthony Peluso erkannte den Ernst der Lage sofort und drückte auf die Wunde, mit der Jacke eines Co-Trainers legten er und Betreuer eine Aderpresse und konnten so den Blutfluss stoppen. Das schnelle und vorbildliche Eingreifen der Ersthelfer rettete Redmond wohl das Leben, "sein Puls war wirklich schwach und sehr langsam", sagten die Ärzte. Redmond verlor mehr als einen Liter Blut, bei der dreistündigen Operation wurde er mit mehr als 200 Stichen genäht. Seine Oberschenkelarterie war vollständig durchtrennt und musste mit einem Stück aus einer anderen Vene wiederhergestellt werden. Dass Redmond schon sechs Wochen später im Training wieder auf dem Eis stand, wertete sein Mannschaftsarzt als ein "Wunder", die Ärzte hatten ihm eine 50:50-Chance gegeben, dass er seine Profikarriere würde fortsetzen können.

Umso glücklicher ist er, dass er heute, neun Jahre später, noch um einen Profititel spielen kann - und laut Harold Kreis auch gute Chancen darauf hat. Düsseldorfs Trainer sagte nach dem Viertelfinale, die Münchner seien eine Mannschaft, die er im Finale sehe: "Sie haben sehr viel Substanz, Erfahrung und viele kleine Dinge, die man in einer Playoff-Serie braucht." Allesamt Dinge, die auch Redmond in sich vereint.

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