Schon die Einführung in die Pressekonferenz machte klar, dass es keine alltägliche werden würde: Der Pressesprecher der Düsseldorfer EG bedankte sich nämlich „trotzdem“ bei den Zuschauern, „die heute hier waren“. Dann setzte Steven Reinprecht, Düsseldorfs Trainer, den Ton. Mehrmals benutzte er die Begriffe „peinlich“ und „beschämend“. Sein Fazit: „Sie haben uns einfach auseinandergenommen.“ Wenn es eine Mannschaft gibt, die beschämt wird, dann gibt es auch eine Mannschaft, die diese unschöne Gefühlslage heraufbeschworen hat. Und das war in diesem Fall der EHC Red Bull München, der die Düsseldorfer in deren Arena am vergangenen Sonntag mit 8:0, nun ja, auseinandernahm.
Dieses Spiel markierte den Höhepunkt einer deutlich veränderten EHC-Gemütslage. Noch eine Woche zuvor hatte Verteidiger Les Lancaster von einem „ziemlich peinlichen“ Spiel gesprochen, nachdem Tabellenführer ERC Ingolstadt in München 4:0 gewonnen hatte. Das hatte laut Lancaster nicht nur deutliche Worte von Trainern und Management zur Folge, sondern auch eine klare Ansage aus der Nordkurve des SAP Gardens: Schon in der ersten Spielminute des Derbys gegen die Straubing Tigers wurden dort „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Forderungen angestimmt.
Die Münchner Offensive ist gerade kaum zu entschlüsseln für die Gegner: Gleich zehn verschiedene EHC-Spieler trafen in den jüngsten drei Spielen.
Die Antwort der EHC-Spieler darauf war stark: Angefangen mit einem 3:1-Erfolg gegen die Straubinger feierte der EHC binnen sechs Tagen drei Siege, darunter ein beeindruckendes 4:1 bei Titelverteidiger Eisbären Berlin. Das Münchner Torverhältnis von 15:2 in diesen drei Partien spricht Bände. „Unsere konsequente Defensive ist die Basis dafür, um dann erfolgreich nach vorn zu stürmen“, erklärte Nationaltorhüter Mathias Niederberger das Erfolgsrezept. Diese Basis ist seit drei Partien sehr solide, denn die zwei Gegentore gegen Straubing und Berlin fielen jeweils kurz vor Schluss, als beide Spiele bereits entschieden waren. Eine bessere Basis ist im Eishockey schwer vorstellbar.
So solide die Defensive war, so unberechenbar war die Münchner Offensive für die Gegner: Gleich zehn verschiedene EHC-Spieler trafen in den drei Spielen. Da der EHC zuletzt im Kollektiv so gut funktionierte, konnte auch der verletzungsbedingte Ausfall von Angreifer Adam Brooks einwandfrei kompensiert werden. Coach Max Kaltenhauser hat die Offensivreihen neu besetzt, die junge Angreifer-Garde um Veit Oswald, Filip Varejcka und Nikolaus Heigl lief nicht mehr als Block auf, sondern bekam arrivierte Stürmer an die Seite gestellt. Auch das funktionierte. Zudem erwies sich der „Luxus, durchrotieren zu können“ als positiv, wie Konrad Abeltshauser fand.
Durch den Neun-Punkte-Zwischenspurt beträgt der Rückstand auf die drittplatzierten Fischtown Pinguins aus Bremerhaven nur noch drei Zähler. „Wir haben ein Zeichen gesetzt“, sagte Kaltenhauser nach dem Sieg in Berlin. Das nächste könnte der EHC am Freitag folgen lassen, im Spiel bei den Mannheimer Adlern (19.30 Uhr). Die Kurpfälzer sind auch in einer guten Verfassung und haben genauso viele Punkte auf dem Konto wie die Münchner.