Deutsche Eishockey Liga:Düsseldorf bangt um die Euphorie

Deutsche Eishockey Liga: 1002 Spiele in der Deutschen Eishockey Liga, aber noch nie deutscher Meister: DEG-Stürmer Philip Gogulla.

1002 Spiele in der Deutschen Eishockey Liga, aber noch nie deutscher Meister: DEG-Stürmer Philip Gogulla.

(Foto: Meusel/Beautiful Sports/Imago)

Beliebt beim Publikum, gut besetzter Kader, eine passable Punktausbeute. Dennoch muss sich die Düsseldorfer EG über die Pre-Playoffs fürs Viertelfinale qualifizieren. Wird aus einer guten eine sehr gute Saison - oder eine verlorene?

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Die Euphorie war gewaltig in der Stadt. Mehr als 10 000 Fans sind am vergangenen Sonntag in den Eishockey-Dome gepilgert, um ihre Düsseldorfer EG ins Playoff-Viertelfinale zu schreien. Doch das Eis war dünn. Im finalen Hauptrundenspiel gegen die Adler Mannheim ging die DEG 0:4 unter und rutschte dadurch im letzten Moment noch aus den Top Sechs der Tabelle heraus.

Nach dem dritten Gegentor sprang auf der Tribüne ein Fan von seinem Sitz auf und schlug mit seiner DEG-Fahne derart wütend auf ein Treppengeländer ein, als wolle er den gelb-roten Stoff in Fetzen hauen. Nach einigen Sekunden brach er die Wuttherapie erschöpft ab. Es half ja nichts.

Während sich mit einem 8:2-Sieg gegen den Tabellenletzten und Absteiger Bietigheim ausgerechnet die rheinischen Rivalen von den Kölner Haien noch auf Platz sechs vorbeischoben und direkt ins Viertelfinale einzogen, rutschte Düsseldorf auf Platz sieben ab und muss in die erste Playoff-Runde gegen die Löwen Frankfurt, in die sogenannten Pre-Playoffs. Da klingt im Namen schon an, dass es so richtig erst danach los geht.

Der letzte Düsseldorfer Meistertitel ist 27 Jahre her

Düsseldorfs schwedischer Trainer Roger Hansson nahm die Schuld auf sich. "Ich hatte den Jungs vor der Saison gesagt, dass wir mit mehr als 90 Punkten sicher unter den Top Sechs landen würden", berichtete er verschmitzt. 91 Punkte hatten die Düsseldorfer bereits am drittletzten Spieltag zusammengesammelt, dann verloren sie die letzten beiden Spiele in Wolfsburg und gegen Mannheim und stehen nach sechs Wochen am Stück in den Top Sechs plötzlich nur noch auf Rang sieben.

"Das ist bitter und enttäuschend", fand Kapitän Alexander Barta, der Anfang Februar 40 Jahre alt geworden ist und Ende Februar sein 1000. Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestritten hat. Mit so viel Erfahrung zertrümmert man aber nicht mehr seinen Schläger. "Wir grübeln ein paar Stunden - dann geht's weiter", sagte Barta ruhig. Prophylaktisch hatten sie im Dome nach der Niederlage "You'll never walk alone" eingespielt. Zwei Siege sind nötig gegen Frankfurt, um in jenes Viertelfinalspiel einzuziehen, in dem der Hauptrundenzweite Ingolstadt wartet.

Deutsche Eishockey Liga: Das waren noch Zeiten: 1990 feiern Dieter Hegen (links) und Gerd Truntschka einen von acht Meistertiteln für die DEG.

Das waren noch Zeiten: 1990 feiern Dieter Hegen (links) und Gerd Truntschka einen von acht Meistertiteln für die DEG.

(Foto: Werek/Imago)

Es ist 27 Jahre her, dass die DEG den letzten ihrer acht Meistertitel gefeiert hat, aber von der Meisterschaft träumen gerade wohl nicht viele Fans in Düsseldorf. Mal wieder ein Halbfinale (letztmals 2011) oder gar ein Endspiel (letztmals 2009) - das würde ihnen gefallen. Die Hoffnungen sind also noch groß genug in einer Saison, in der man im Norweger Henrik Haukeland einen der besten Torhüter der Liga besitzt, im vormaligen Münchner Philip Gogulla einen der erfahrensten Stürmer und im schon ewig in Düsseldorf spielenden Oberbayern Bernhard Ebner einen der versiertesten Verteidiger.

Mit 7615 Zuschauern pro Heimspiel steht die DEG im Publikumsranking hinter Köln, Berlin und Mannheim auf Platz vier. "Glückwunsch zu einer großartigen Saison!", gratulierte den Düsseldorfern am Sonntag Mannheims Trainer Bill Stewart, aber großartig fühlte sich kurz nach dem Sturz auf Platz sieben bei der DEG niemand.

Meister Berlin wäre die undankbarste Aufgabe gewesen - aber auch Aufsteiger Frankfurt birgt die Gefahr eines abrupten Endes

"Leider haben sich die Kölner Haie in den vergangenen Wochen nicht abschütteln lassen", klagte der DEG-Sportdirektor Niki Mondt. Dass sie ausgerechnet vom rheinischen Rivalen in letzter Sekunde vom wichtigen sechsten Platz verdrängt worden waren, überhöhte der 44 Jahre alte gebürtige Düsseldorfer allerdings nicht. In der Saison 2005/06 hat er sogar mal ein Jahr für die Haie gespielt.

Mondt hat als 17-Jähriger in Düsseldorf seine ersten DEL-Einsätze bekommen in jener Saison 1995/96, an deren Ende die DEG zum bislang letzten Mal deutscher Meister geworden ist. Die Playoffs hat er damals aber nur anschauen dürfen. Meister wurde er 2010 mit den Hannover Scorpions unter dem Trainer Hans Zach. Mondts Vertrag haben sie bei der DEG soeben bis 2027 verlängert. Bis dahin wollen sie ihre Rolle in der Liga sukzessive ausbauen. "Eine gute Saison beginnt ab dem Halbfinale", verriet kürzlich der Verteidiger Ebner der Rheinischen Post.

Trotz allen Frusts am Sonntagabend waren die Düsseldorfer sogar erleichtert, dass der Gegner im Pre-Playoff nicht der aktuelle Meister Eisbären Berlin geworden ist. Um ein Haar hätten sich die Berliner ausgangs einer miserablen Saison noch auf Platz zehn gerettet. Für die Düsseldorfer wären sie der undankbarste Gegner gewesen, dann hätte ihre Saison schon nächsten Freitag oder Sonntag abrupt zu Ende gehen können.

Diese Gefahr besteht freilich auch gegen Aufsteiger Frankfurt. "Es geht bei Null los", sagt Sportchef Mondt. "Das wird ein enges Ding", sagt Kapitän Barta. "Wir müssen jetzt schnell in einen mentalen Zustand finden, in dem wir die Pre-Playoffs voll annehmen können", sagt der Trainer Hansson. In Düsseldorf haben sie ein bisschen Angst, dass die Saison plötzlich viel schneller zu Ende ist als gedacht. Dann wäre die Euphorie in der Stadt wieder auf einen Schlag dahin.

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