Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Die Streiche des Gauklers

Beim 4:3 der Straubing Tigers nach Verlängerung gegen Düsseldorf ist mal wieder Jason Akeson der entscheidende Mann. Seine Geistesblitze machen ihn zu einem der effektivsten Stürmer der DEL.

Von Christian Bernhard

Wenn man sich in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach Jason Akeson umhört, bekommt man von unterschiedlichen Seiten Dinge zu hören, die einem klarmachen, dass der 31-jährige Kanadier kein Nullachtfünfzehn-Eishockeyspieler ist. Kölns Trainer Uwe Krupp etwa, ein profunder Kenner der Eishockeyszene, nennt ihn einen "Spezialisten" und "besonderen Spieler", der "Geniestreiche" auf Lager habe. Krupp weiß, wovon er spricht, er hat Akeson mehrere Jahre in Köln trainiert. Seit vergangenem Sommer profitieren die Straubing Tigers von Akesons Qualitäten. "Der Jason hat immer mal wieder einen Geistesblitz", weiß nun auch Straubings Stürmer Andreas Eder. Tigers-Trainer Tom Pokel schreibt Akeson einen Eishockey-IQ "von einem anderen Level" zu und bezeichnet ihn als "Schlitzohr".

Wozu diese in einer Person komprimierten Eishockey-Fähigkeiten führen können, bekam am Sonntag die Düsseldorfer EG zu spüren. Als ein intensives und spannendes Spiel in der Verlängerung angekommen war, kam Akeson im gegnerischen Drittel an die Scheibe und erkannte, was er in diesem Moment zu tun hatte. Er nahm Maß, benutzte einen DEG-Spieler als Sichtschutz und schlenzte die Scheibe zum 4:3-Siegtreffer ins Kreuzeck.

Tom Pokel sprach von einem "typischen", weil "sehr engen" Spiel gegen Düsseldorf. Zum dritten Mal waren beide Mannschaften in dieser Saison aufeinandergetroffen, zum dritten Mal ging es in die Verlängerung. In solch engen Duellen braucht man Spieler, die etwas Besonderes auf Lager haben, um die Ausgeglichenheit zu durchbrechen. Spieler wie Jason Akeson. Die "spezielle Spielweise" des Kanadiers und dessen Ideen seien "unberechenbar für die Gegner", erläuterte Pokel bei Magentasport.

Straubings lange Spielpausen hätten "viel mentales Kapital verbrannt", sagt Trainer Pokal

Für die Straubinger war der zweite Sieg in Serie ein besonderer, da sie aufgrund von Corona-Fällen bei gegnerischen Teams und den daraus resultierenden Spielausfällen zehn Tage lang auf ihre nächste Partie hatten warten müssen. Die kurzfristig stornierten Partien gepaart mit den langen Spielpausen hätten in den vergangenen Wochen "sehr viel mentales Kapital verbrannt", sagte Pokel jüngst. Akeson bereiten die besonderen Umstände offenbar keine großen Probleme. Er hatte beim spektakulären 8:4-Erfolg gegen Köln im letzten Spiel des alten Jahres fünf Scorerpunkte verbucht - und entschied nun auch das erste Straubinger Spiel des neuen Jahres.

Mit seinen 16 Toren und 25 Vorlagen belegt er in der DEL-Scorerliste Rang drei, nur Bietigheims Riley Sheen und Berlins Matt White (je 42 Scorerpunkte) haben einen Zähler mehr auf ihren Konten. Da Akeson aber einige Spiele weniger als die anderen Topstürmer der Liga bestritten hat, kommt keiner in der DEL an seinen beeindruckenden Punkte-pro-Spiel-Schnitt von 1,42 heran. Das hat viel mit seiner Konstanz zu tun. Nur einmal in seinen vergangenen zwölf Spielen blieb er ohne Scorerpunkt, und da die Straubinger jenes Spiel mit 5:1 gegen Krefeld gewannen, konnten sie es da gut verkraften. Generell macht Akeson die Tigers-Offensive aber besser und unberechenbarer, er bringt eine gauklerische Note ins Straubinger Spiel. "Er macht jeden Spieler an seiner Seite gefährlicher", betont Mike Connolly.

Bei Mike Connolly hat Akeson das Gefühl, "dass wir schon zehn Jahre zusammenspielen"

Connolly kann das sehr gut beurteilen, da er in einer Reihe mit Akeson spielt und die beiden ein kongeniales Duo bilden. "Wir lesen uns gut", sagt Akeson zum Zusammenspiel mit Connolly. Die Chemie zwischen den beiden erfahrenen Angreifern ist nach nur wenigen gemeinsamen Monaten schon so gut, dass Akeson das Gefühl hat, "dass wir schon zehn Jahre zusammenspielen". Connolly schwärmt ebenfalls von seinem Nebenmann. Akeson ändere das Spiel, "die Dynamik unserer Angriffsreihe", erklärt er. Da Akeson sowohl einen starken Schuss als auch "unglaubliche" Pässe im Repertoire habe, "macht er den Job für uns einfach". Fast schon selbstverständlich kam der Pass zu Akesons Siegtreffer am Sonntag gegen Düsseldorf von Connolly.

In Straubing hoffen sie, dass Akeson seine Topform auch an diesem Dienstag gegen die Nürnberg Ice Tigers (19.30 Uhr) aufs Eis bringt, denn die beiden ersten Saisonderbys gingen an die Franken; und dass Akeson im Kampf um die Playoff-Plätze, in dem die Niederbayern als Tabellenachter stecken, weiterhin Dinge macht, "die andere nicht machen", wie es der ehemalige DEL-Torhüter und heutige TV-Experte Patrick Ehelechner ausdrückte.

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