Eishockey:Die Härtesten

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Erzielte das erste Tor beim Erfolg gegen den ERC Ingolstadt: Straubings Sean Sullivan. (Foto: Eibner/imago)

Die Straubing Tigers gewinnen dank ihrer Körperlichkeit wieder Spiele - nach zuletzt neun Niederlagen in zwölf Partien.

Von Christian Bernhard

Thomas Greilinger war richtig bedient, als er am Sonntagabend versuchte, das soeben Geschehene zusammenzufassen. "Chancenlos" sei seine Mannschaft gewesen, sagte der Stürmer des ERC Ingolstadt, der mit dem Selbstvertrauen von vier Siegen in Serie in das Spieltags-Wochenende der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegangen war und am Freitag dem souveränen Tabellenführer aus München beim 2:3 nach Verlängerung auswärts alles abverlangt hatte. Chancenlos "von der ersten bis zur letzten Minute", sagte Greilinger nach dem 2:5 in Straubing.

Jason Dunham, Manager der Straubing Tigers, sprach am Montag von einem "extrem" wichtigen Sieg, was bei neun Niederlagen in den vorangegangen zwölf Partien nicht verwundert. Die Tigers sind zwar weiter Tabellen-Elfter, verkürzten den Rückstand auf Platz zehn aber auf einen Punkt. Zufrieden war Dunham nicht nur wegen der drei Punkte, sondern wegen der Art, wie die Mannschaft aufgetreten war. Die Tigers-Verantwortlichen hatten den Straubinger Spielern in der jüngeren Vergangenheit mehrfach fehlende Leidenschaft vorgeworfen, am vergangenen Wochenende war davon allerdings nichts zu sehen. Die Tigers gingen engagiert zu Werke - und das bereits am Freitag, als sie zwar 1:4 in Nürnberg verloren, dem Tabellenzweiten aber einen respektablen Kampf geliefert hatten. Ice-Tigers-Trainer Rob Wilson, der über eines der physisch stärksten Teams der DEL verfügt, betonte hinterher sogar, die Straubinger seien "eine, wenn nicht die härteste Mannschaft der Liga", wenn sie ihre Physis einbrächten.

Die zuletzt distanzierten Fans zeigen sich versöhnlich

Wie sehr die Straubinger Spieler gewillt waren, alles füreinander zu geben, bewies James Bettauer, der sich zu Beginn des Spiels nicht davor scheute, in einen Faustkampf mit dem in der NHL für seine Boxeinlagen gefürchteten Brandon Prust zu gehen, da dieser Straubings Sean Sullivan bei einem regelkonformen Zweikampf an der Bande verletzt hatte. Am Sonntag stand Sullivan wieder auf dem Eis - und verbuchte zwei Scorerpunkte. Beide sammelte er im Überzahlspiel, das gegen Ingolstadt der Schlüssel zum Erfolg war. Vier der fünf Straubinger Treffer fielen im Powerplay, das trotz der schwierigen Tabellen-Situation zu den besten der Liga gehört. Gegen den ERC funktionierte es wunderbar, Tigers-Trainer Larry Mitchell, der ein paar Überzahl-Umstellungen vorgenommen hatte, zeigte sich überrascht, wie gut diese bereits einschlugen: "Für das erste Spiel war das besser, als ich es erwartet hatte."

Mitchell, der im Vorfeld der zwei Derbys das mangelnde Selbstvertrauen seiner Spieler öffentlich thematisiert hatte, achtete am Sonntag auch darauf, wie das Publikum auf die Vorstellung der Mannschaft reagierte. Er weiß wie Dunham genau, dass die Tigers von der Emotionalität ihrer Fans zehren. Umso schwerer traf es die Mannschaft, dass sich das Publikum nach den zahlreichen enttäuschenden Vorstellungen zuletzt von ihr distanziert hatte. Was Mitchell wahrnahm, gefiel ihm: "Die Jungs haben einen super Job gemacht, da sie die Fans hinter uns gebracht haben. Die Fans haben uns dann nach vorne gepeitscht."

Besonders angetrieben wurde Jeremy Williams. Der Angreifer erzielte zwei Tore und bereitete das 1:0 von Sean Sullivan vor. Dunham hatte zuletzt oft mit dem 32-jährigen Kanadier gesprochen, denn er weiß, dass dieser mehr als andere Spieler an seiner Trefferquote gemessen wird. Williams sei ein Torjäger, betont Dunham, "er schaut immer gut aus, wenn er trifft. Wenn nicht, sagen alle, ja wo ist er?" Am Sonntag sah er zur Erleichterung der Straubinger Verantwortlichen sehr gut aus, seine elf Saisontore können sich auch sehen lassen. Williams rechnete hinterher vor, dass auf die Tigers noch 13 Heimspiele warten und es deshalb sehr wichtig sei, "dass die Gegner wissen, dass es es hier sehr hart ist zu bestehen". Bevor das am Freitag der Tabellenführer aus München zu spüren bekommen soll, reisen die Tigers am Dienstag nach Düsseldorf. Wie wichtig dieses Spiel ist, macht der Blick auf die Tabelle deutlich: Düsseldorf ist zwei Punkte hinter Straubing, hat aber zwei Spiele weniger bestritten.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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