Eishockey:Zurück im Eishockey-Himmel

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Nachholbedarf: Seit 2017 konnte der deutsche Rekordmeister ESC Planegg schon keinen Titel mehr bejubeln - bis zu diesem Sonntag. (Foto: imago images/ActionPictures)

Mit dem Gewinn seines achten Meistertitels hat der ESC Planegg am Wochenende seine Ausnahmestellung im deutschen Frauen-Eishockey untermauert.

Von Celine Chorus, Füssen/Planegg

Die Meisterfeier nach dem 4:1 (1:0, 1:0, 2:1) im Finale gegen die Eisbären Juniors Berlin war für die Spielerinnen des ESC Planegg eine trockene Angelegenheit. Keine Sektdusche auf dem Eis, wie das ansonsten üblich wäre, auch kein Jubel von den Rängen - wegen der Corona-Pandemie musste der Meistertitel im kleinen Rahmen in der Kabine gefeiert werden. "Das hat dem Ganzen aber keinen Abbruch getan, die Freude im Verein war trotzdem sehr groß", versicherte Michael Lehmann, der erste Vorsitzende des deutschen Rekordmeisters: "Nach drei Jahren ohne Meistertitel war es natürlich ein besonderes Erlebnis."

Mit klaren Ambitionen war der ESC Planegg am Wochenende in das Final-Four-Turnier in Füssen gestartet. Der achte Meistertitel in der Eishockey-Bundesliga der Frauen (DFEL) sollte eingefahren werden. Bereits in der vergangenen Saison war die erneute Meisterschaft in Reichweite gewesen, als das Playoff-Finale wegen der Corona-Pandemie nach nur einer Begegnung abgebrochen wurde. "Dadurch hatten wir zusätzliche Motivation, aber vielleicht auch ein bisschen mehr Druck, es in dieser Saison unbedingt schaffen zu wollen", erklärte Lehmann.

Beim Final-Four-Turnier spielte der ESC Planegg sein bestes Eishockey in dieser Saison

Um ein solches Szenario in der aktuellen Saison zu verhindern, hatte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) im November entschieden, den Meister im Turnierformat auszuspielen. Für gestandene Spielerinnen wie Julia Zorn, die bei allen acht Meistertiteln des ESC Planegg im Kader stand, eine spannende, aber keine ungewohnte Erfahrung: "Früher ist die Entscheidung immer in einem Final-Four-Turnier gefallen", erinnert sich die Kapitänin der DEB-Frauen, deren Rückkehr nach langer Verletzungspause ein entscheidender Faktor im Rennen um die Meisterschaft war.

"Es war eine schwierige und zähe Saison, da wir mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatten", unterstrich Lehmann, "doch am Wochenende ist es uns gelungen, unser bestes Eishockey zu spielen." Nach einem 3:2 (0:0, 1:1, 2:1) im Halbfinale gegen den ECDC Memmingen, den Meister von 2019, warteten im Finale am Sonntag die Eisbären Juniors Berlin. Diese waren als großer Außenseiter beim Entscheidungsturnier angetreten, hatten im Halbfinale allerdings den ERC Ingolstadt mit 2:1 (1:0, 0:1, 1:0) düpiert und präsentierten sich auch gegen den ESC Planegg in einer guten Verfassung.

Noch Fragen? Im Halbfinale prallte Titelverteidiger Memmingen an der Entschlossenheit der Planeggerinnen ab, konkret Kassandra Roache an der Faust von Anna-Maria Fiegert. (Foto: ActionPictures/Imago)

Der Rekordmeister erarbeitete sich jedoch schon während des ersten Drittels erkennbare Vorteile. Die frühe Führung durch Kerstin Spielberger (7.) war die logische Konsequenz, bevor Berlins Theresa Knutson im Alleingang gegen Torhüterin Franziska Albl die Chance zum Ausgleich verpasste (18.). In einem temporeichen zweiten Durchgang mit guten Möglichkeiten auf beiden Seiten drängte Planegg auf den zweiten Treffer. Jacyn Reeves (40.) erhöhte in Unterzahl auf 2:0, Justine Reyes (41.) stellte im Powerplay auf 3:0. Nach dem Anschlusstreffer von Lucie Gelhaar (52.) sollte Berlin zwar nochmals Hoffnung schöpfen, doch wenige Sekunden vor der Schlusssirene sorgte erneut Spielberger (6.) für die Entscheidung.

In der mannschaftlichen Geschlossenheit liegt die größte Stärke des ESC Planegg

Seit 2006 gehört der ESC Planegg in jeder Saison zu den Favoriten auf den Meistertitel und belegte seitdem ausschließlich den ersten oder zweiten Platz in der DFEL. "Das ist fast beeindruckender als die acht Meisterschaften", findet Zorn, die bereits seit 2003 in Planegg unter Vertrag steht. Sie erklärt sich den anhaltenden Erfolg ihres Vereins mit der mannschaftlichen Geschlossenheit: "Wir sind ein sehr kleiner Verein, das schweißt uns zusammen. Bei uns steht die Mannschaft, nicht einzelne Spielerinnen im Vordergrund, und das hat uns in den letzten Jahren erfolgreich gemacht."

Mit dem Final Four konnte sich die DFEL zudem einem großen Publikum präsentieren - trotz des leeren Stadions, denn die mediale Aufmerksamkeit war groß: "Es war ein ungewohnter Rahmen, aber trotzdem eine schöne Sache, dass wir ein solches Turnier auf die Beine gestellt haben", urteilte Lehmann. Nachdem bereits die Hauptrunde nahezu reibungslos verlaufen war, - nur sehr wenige Spiele in der DFEL mussten verlegt werden -, fand die Saison somit ihren gelungenen Abschluss: "Es waren schnelle, faire Spiele, die immer Brisanz hatten", lobte Trainer Marcel Breil, "in dieser Hinsicht hat es in den letzten Jahren eine erhebliche Steigerung gegeben." Er wertete das Wochenende als gute Werbung für das deutsche Frauen-Eishockey.

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