Frederik Tiffels steckt in einem Dilemma. Geboren und aufgewachsen ist der Eishockeyprofi – Rufname: Freddie – in Köln, im Kölner Nachwuchs hat er den Umgang mit Schläger und Puck erlernt und für die Kölner Haie seine ersten Jahre als Profi gespielt. Nun steht der 29-Jährige aber bei den Eisbären Berlin unter Vertrag, dem Titelverteidiger in der Deutschen Eishockey Liga – und Gegner der Haie im Finale um die Meisterschaft.
Das führt sportlich zu einer reizvollen Konstellation, die es zuletzt vor zwölf Jahren in einem DEL-Finale gab: Rekordmeister Berlin gegen den Altmeister aus Köln, der seit 2002 nicht mehr die Hand an den Pokal legen durfte. Das Duell der beiden zuschauerstärksten Teams der Liga (Köln thront mit 17 800 Besuchern pro Spiel in Europa auf Platz eins) rührt darüber hinaus an alte Allianzen. „Ich habe von Freddie schon einen Anschiss bekommen, weil ich in einem Interview gesagt habe, dass ich den Haien die Daumen drücke“, erzählte vergangene Woche Leon Draisaitl gut gelaunt in einer Presserunde. Auch der NHL-Profi von den Edmonton Oilers ist in Köln geboren, mit Tiffels seit Kindertagen befreundet – und steckt damit im selben Zwiespalt.
„Es ist eine enorm schwierige Entscheidung“, sagte Draisaitl, „ich würde es natürlich den Haien gönnen. Aber wenn Freddie es noch mal macht, freut mich das genauso.“ Vorteil Draisaitl: „Für mich ist es eine Win-win-Situation.“ Für Tiffels, der nach 2023 (mit München) und 2024 (mit den Eisbären) zum dritten Mal nacheinander den Titel gewinnen könnte, ist die Sache dagegen eindeutig: Will er gewinnen, muss er Köln enttäuschen.

Köln im DEL-Finale:Die Haie zeigen wieder Zähne
Nach elf entbehrungsreichen Jahren spielen die Kölner Haie um den deutschen Eishockeytitel. Im Finale gegen Meister Berlin sind sie Außenseiter. Aber: Sie haben, Herz, Seele, einen Cheerleader im Tor – und ein Tollhaus im Rücken.
In der Rheinmetropole schwappten vor dem ersten von maximal sieben Finalspielen am Donnerstag in Berlin (19.30/Magentasport) noch immer die Emotionen hoch vom vergangenen Montag, als die Haie nach Verlängerung den vierten Sieg gegen den Hauptrunden-Ersten Ingolstadt landeten. Gegen die Eisbären ist Köln, als Sechster nach der Hauptrunde in die Playoffs gestartet, zwar Außenseiter. Aber Justin Schütz, der in der 70. Minute das entscheidende 3:2 erzielte, sagte: „Es ist eine Serie, es ist das Finale – es ist alles möglich. Wir können jeden schlagen, auch viermal.“ Bei ihren beiden bis dato letzten Meisterschaften 1995 und 2002 waren die Haie nach der Vorrunde ebenfalls Sechste gewesen …
Oberste Berliner Pflicht: Kölner Konter vermeiden
Gegen Berlin, sagte Schütz, gelte es „die Topjungs rauszunehmen: Ty Ronning, Leo Pföderl und Freddie Tiffels – die sind so gut, die spielen mit so viel Selbstvertrauen“. In der Tat ist die Reihe um die beiden deutschen Nationalspieler Tiffels und Pföderl die torgefährlichste in den Playoffs. Zusammen kommt das Trio auf 42 Torbeteiligungen in neun Partien, der Kanadier Ronning hat gar in den vergangenen 23 Partien stets gepunktet (und damit Peter Draisaitl, dem Vater von Leon, den Rekord für die längste Serie an Toren und Vorlagen der DEL-Geschichte weggeschnappt).
Tiffels sagt: „Leo und Ty sind zwei Knipser, die jedes Jahr in den Top fünf der Liga stehen. Wir haben ein gutes Spielverständnis.“ Tiffels hat selbst bereits 15 Scorerpunkte in den Playoffs gesammelt, so viele wie noch nie. Er sagt aber auch: „Unsere Mannschaft besteht nicht nur aus einer Reihe. Wir haben vier Reihen, die alle scoren können.“
Kölns Stärke wiederum lag zuletzt in der Defensive. „Sie lassen den Gegner kommen“, sagt Tiffels, „wenn die mit ihrer Mauer stehen und du leichtfertige Pässe spielst, haben die schon auch Jungs, die die Dinger reinmachen können.“ Deshalb sei es oberste Berliner Pflicht, Kölner Konter zu vermeiden. Wäre ja auch ein Treppenwitz der Geschichte: Berliner, die an einer Kölner Mauer scheitern.